Calciumsulfat
Calciumsulfat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Calciumverbindungen und Sulfate, dessen Dihydrat als Gips bekannt ist. Vorkommen![]() ![]() Calciumsulfat kommt natürlich in Form der Minerale Anhydrit CaSO4, Gips Ca[SO4]·2H2O (Dihydrat) und Bassanit Ca[SO4]·½H2O (Hemihydrat) in Evaporiten vor. Calciumsulfat-Modifikationen
Im Fall von α- und β-Halbhydrat handelt es sich nicht um unterschiedliche Modifikationen, sondern um unterschiedliche Kristallinitätszustände der Halbhydratstruktur.
Gewinnung und DarstellungEs fällt als Dihydrat bei vielen Abwasserreinigungsverfahren, wenn es um die Neutralisation von sulfathaltigen Prozessabwässern oder schwefelsauren Beizen geht, und in großen Mengen auch bei der Rauchgasentschwefelung zusammen mit Calciumsulfit an.[5] Weil Calciumsulfat bei vielen chemischen Prozessen (in der Regel in Form von Gips) als Sekundärprodukt entsteht, beispielsweise bei der Citronensäureherstellung, erübrigt sich eine gezielte industrielle Herstellung im größeren Stil. Der bei der Herstellung von Phosphorsäure entstehende sogenannte Phosphorgips ist – je nach Herkunft der ursprünglich verwendeten Phosphatminerale – gegebenenfalls u. a. mit Uran sowie anderen Schwermetallen verunreinigt und ein Problemabfall. Der klassische Prozess ist die Fällung aus schwefelsaurem Wasser mit Kalkmilch oder Kalkstein: In der Lebensmittelindustrie entsteht Calciumsulfat als Nebenprodukt bei der Herstellung von Weinsäure. EigenschaftenCalciumsulfat ist ein weißer geruchloser Feststoff, der schwer löslich in Wasser ist und sich ab einer Temperatur von etwa 1450 °C zersetzt,[3][6] wobei Calciumoxid und Schwefeltrioxid entstehen.[7] Die Kristallwasserabspaltung des Dihydrats erfolgt bei 125–130 °C, die des Halbhydrats bei Temperaturen größer als 163 °C.[3] Calciumsulfat ist in mineralhaltigem Quell-, Trink- und Leitungswasser gelöst und bildet zusammen mit Calciumchlorid und den entsprechenden Salzen des Magnesiums die permanente (bleibende) Wasserhärte. Es kristallisiert aus wässriger Lösung bei Raumtemperatur als Dihydrat (Gips) aus. Dieses kristallisiert monoklin in der Raumgruppe A2/a (Raumgruppen-Nr. 15, Stellung 2) mit den Gitterparametern a = 6,52 Å; b = 15,18 Å; c = 6,29 Å und β = 127,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[8] Das Halbhydrat Bassanit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe I2 (Nr. 5, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 12,04; b = 6,93; c = 12,67 und β = 90,27°[9] sowie 12 Formeleinheiten pro Elementarzelle[10]. VerwendungDas Hauptanwendungsgebiet der Calciumsulfat-Phasen liegt im Baustoffsektor (siehe Verwendung von Gips). In LebensmittelnIn Deutschland wurde Calciumsulfat ab 1959 durch die Farbstoff-Verordnung als Lebensmittelfarbstoff sowie die Allgemeine Fremdstoff-Verordnung als allgemeiner Lebensmittelzusatzstoff für die Verwendung in Lebensmitteln zugelassen.[11][12] Bei der Übernahme der Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für färbende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen in nationales Recht wurde die Farbstoff-Verordnung 1966 angepasst und dabei Calciumsulfat gestrichen.[13] Ab 1978 wurde die Verwendung von Calciumsulfat in Lebensmitteln in Deutschland einheitlich durch die Zusatzstoff-Zulassungsverordnung geregelt. 1995 wurde Calciumsulfat dann als Lebensmittelzusatzstoff mit der E-Nummer E 516 in der EU zugelassen.[14] Durch die Verordnung (EG) Nr. 1333/2008, die am 20. Januar 2009 in Kraft trat, ist die Verwendung von Calciumsulfat als Lebensmittelzusatzstoff im ganzen EWR einheitlich geregelt.[15] Calciumsulfat wird in Lebensmitteln allgemein als Trägerstoff, sowie als Festigungsmittel, Mehlbehandlungsmittel, Komplexbildner und Stabilisator verwendet.[16] Es wird als Gerinnungsmittel bei der Herstellung von Tofu eingesetzt.[17][18] E 516 ist in Gruppe I einsortiert und kann somit in Lebensmitteln im EWR ohne Mengenbegrenzung (quantum satis) verwendet werden. Auch bei der Verwendung als Trägerstoff gibt es keine Mengenbeschränkung.[15] Als Trocknungsmittel![]() Anhydriertes Calciumsulfat wird außerdem traditionell als preisgünstiges und vielseitig einsetzbares Trocknungsmittel in Chemielaboren verwendet, wobei Cobalt(II)-chlorid als Indikator für den Wassergehalt zugesetzt sein kann. Beim Trocknen organischer Lösungsmittel ist Calciumsulfat allerdings nur mäßig effektiv: 1 g Calciumsulfat bindet weniger als 0,05 g Wasser (Calciumchlorid bis zu 0,2 g), sodass Calciumsulfat zum Trocknen relativ „nasser“ Lösungsmittel-Wasser-Gemische nicht gut oder nur zum Vortrocknen geeignet ist.[19] Siehe auchEinzelnachweise
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