Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen drückte seine Sorge über ein Wiederaufflammen des Bürgerkrieges aus und verurteilte „Drohungen, Zerstörungen und sinnlose Gewalt“.
Die International Crisis Group warnte in ihrem Afrikabericht vor einem kurz bevorstehenden Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste. Laurent Gbagbo sei gewillt an der Macht zu bleiben, auch wenn das für das Land Anarchie und den wirtschaftlichen Niedergang bedeuten würde. Die wahrscheinlichste Entwicklung sei ein „bewaffneter Konflikt mit massiver Gewalt gegen Zivilisten“, der militärische Interventionen der Nachbarstaaten zur Folge haben könnte.
Laut den Vereinten Nationen (UNO) flüchteten seit der strittigen Präsidentschaftswahl 200.000 Menschen vor den Kämpfen. Mindestens 365 Personen verloren bei den Kämpfen ihr Leben. Da das ivorische Militär nur selten Zahlen eigener Toter und getöteter Zivilisten herausgibt, ist diese Zahl als untere Grenze anzusehen.
Bis zu zehn Frauen wurden bei einer Kundgebung für Alassane Ouattara von Uniformierten getötet, die aus Fahrzeugen heraus mit schweren Maschinengewehren willkürlich in die Menge der mehreren hundert Demonstrantinnen schossen. Ein Sprecher der Streitkräfte Gbagbos bezeichnete den Vorfall als Irrtum.
Viele Unternehmen hatten ihre ausländischen Mitarbeiter evakuiert. Während der Schokoladenproduzent Barry Callebaut noch weiterproduzierte, hatte der Zementfabrikant Holcim sie zu diesem Zeitpunkt schon ausgeflogen. Société Générale de Surveillance befand sich mitten in der Evakuierung und Nestlé betrieb nur mehr eine eingeschränkte Arbeitstätigkeit.
Der Stadtteil befand sich vollständig unter der Kontrolle der sogenannten „Unsichtbaren Kommandos“. Ein „Kapitän Aka“, der sich als ihr Anführer ausgab, behauptete weder Gbagbo noch Ouattara zu unterstützen.
An der alten Frontlinie des Bürgerkrieges in der Mitte des Landes nahmen die Rebellen der Forces Nouvelles de Côte d’Ivoire (FN) Toulépleu und in den Tagen darauf weitere Städte ein. Gleichzeitig weiteten sich die Kämpfe in Abidjan aus, wobei die Anhänger Ouattaras zunehmend die Oberhand bekamen und auf den Präsidentenpalast, den Sitz Gbagbos, vorrückten. Diese bewaffneten Anhänger Ouattaras in Abidjan nannten sich "Unsichtbaren Kommandos" und hatten weitgehend die Kontrolle über Abobo übernommen.
Gbagbo verbot mit einem Dekret, das im staatlichen Fernsehen verlesen wurde, den Handel von Kakao. Dieser dürfe ab sofort nur noch an den Staat verkauft und über ihn exportiert werden.
Der Kakaopreis reagierte auf das Dekret von Gbagbo vom Vortag mit einem weiteren Preissprung. Anfang März befand sich der Kurs mit 3775 Dollar je Tonne auf einem Höchststand seit 32 Jahren. Analysten der Commerzbank rechneten bei einer weiteren Eskalation der Situation mit einem Anstieg auf mehr als 4000 Dollar pro Tonne.
Nach einem Frauenmarsch, der Folgeveranstaltung der Kundgebung, bei dem am 3. März sieben Frauen getötet wurden, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Jugendlichen und der Präsidialgarde. Dabei starben vier Menschen. Die von bewaffneten Ouattara-Anhängern beschützte Frauenkundgebung selbst verlief ohne Zwischenfälle.
Eine Friedenskundgebung von Christen und Muslimen wurde von Sicherheitskräften angegriffen, nachdem jugendliche Demonstranten die Läden von als Gbagbo-treu geltenden Libanesen geplündert hatten.
Die IOM gab an, dass sie die Arbeit in den Städten einstelle, weil Gbagbo-Anhänger südlich der Straße Tolepleu-Bloléquin Migranten (unter anderem aus Burkina Faso) sowie Ivorer dazu zwingen in die Wälder im Norden von Toulépleu zu fliehen.
Das französische Außenministerium bezeichnete das Dekret vom 7. März, das den Kakaohandel verstaatlichte, für ungültig, da die Regierung Gbagbo nicht legitim sei.
Ouattara verließ zum ersten Mal das Hotel du Golf, wo er seit Beginn der Krise unter dem Schutz von 800 UN-Blauhelmsoldaten ausharrt, um zu einer Sondersitzung des Sicherheitsrates der Afrikanischen Union (AU) in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Diese findet am 10. März statt. Gbagbo ließ sich vertreten.
Die Afrikanische Union (AU) erkannte Ouattara als Präsidenten an. Bei einer Sondersitzung ihres Sicherheitsrats in Äthiopien verlangte sie die sofortige Einsetzung ins Amt durch die ivorischen Behörden. Sie beschloss außerdem die Installation eines Sonderbeauftragten, der in den folgenden zwei Wochen die Verhandlungen zum Rückzug Gbagbos führen sollte. Ouattara war persönlich bei der Sitzung anwesend, während Gbagbo zwei Vertreter schickte. Einer der Vertreter Gbagbos, Pascal Affi N’Guessan, bezeichnete die Beschlüsse als „inakzeptabel“ und warf der AU vor, die Schuld an möglichen weiteren Eskalationen zu tragen. Als Termin für die nächste Sondersitzung wurde der 24. März festgelegt.
Truppen von Gbagbo starteten die bisher intensivste Offensive. Sie wurden aber zurückgeschlagen. Eingesetzt wurden schwere Waffen, Panzer und Truppentransporter. Kämpfe wurden in der Gegend des Bahnhofs gemeldet.
Gbagbo rief die Kommandierenden der Teilstreitkräfte zu sich, um sich ihrer Unterstützung zu versichern. Charles Blé Goudé, Anführer der Jeunes Patriotes und Anhänger Gbagbos, kündigte am gleichen Tag eine Generalmobilmachung an.
Laut dem Sprecher der Operation der ONUCI, Hamadane Toure, starben 30 Zivilisten durch sechs von Gbagbos Truppen abgeschossene Raketen auf einem Markt.
Ouattara rief per Dekret die Forces républicaines de Côte d’Ivoire (FRCI) ins Leben. Sie sollen sich aus den FN und ihm loyalen Angehörigen der Streitkräfte zusammensetzen und die zukünftige Armee der Elfenbeinküste darstellen.
Die FRCI begannen ihre erste größere Offensive. Seitdem wurde die Verteidigung der Stadt Duékoué, angeblich mit Hilfe aus Liberia massiv durch die Gbagbo-treue Befreiungsfront des Großen Westens (FLGO) verstärkt.
Jugendliche stoppten einen Bus mit dreißig aus Mali, Niger, Burkina Faso und Mauretanien stammenden Reisenden. Sie plünderten den Bus, der auf dem Weg nach Norden war, und erschlugen einen Passagier.
Human Rights Watch (HRW) meldete ein Massaker in dem Dorf nahe Duékoué. Dabei sollen 27 Einwanderer aus Mali getötet worden sein. Die Angreifer waren mit Gewehren, Raketenwerfern und Macheten bewaffnet. Die Täter sollen lokale FLGO-Milizionäre gewesen sein.
Die FN setzten ihre Offensive an der Grenze zu Liberia im Westen der Elfenbeinküste fort und standen vor Guiglo. Nach eigenen Angaben wollten sie die Region von liberianischen Milizen, die Gbagbo beistehen, säubern. Laut Angaben der Onuci war die Situation chaotisch und es kam zu Plünderungen. So wurde ein Lager des UNHCR von Milizionären geplündert.
Das UNHCR gab bekannt, dass die Flüchtlingszahlen sprunghaft angestiegen sind. Nach Schätzungen wurden inzwischen über eine Million Menschen alleine aus Abidjan vertrieben.
Der UN-Menschenrechtsrat beschloss eine von Nigeria eingebrachte Resolution. Diese forderte, dass die Gewalt beendet und die Arbeit der humanitären Organisationen erleichtert werden soll. Außerdem wurde eine Untersuchungskommission entsandt, die im Juni 2011 einen Zwischenbericht vorlegen soll.
Unter dem Kommando von Lossani Fofana rückten die FRCI an mehreren Stellen in die Stadt ein und lieferten sich schwere Kämpfe mit Milizen der FLGO die von der FRCI als „Söldner und Milizionäre“ bezeichnet wurden. Laut FRCI treuen Zeitungen gab es viele Tote.
Mehrere Hundert Menschen kamen bei einem Massaker ums Leben. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sprach von mehr als 800 Opfern. Die Stadt war am Vortag von Truppen Ouattaras eingenommen worden. Der Großteil der Opfer sei durch Ouattara-Truppen getötet worden. Zuvor hätten Milizen und Söldner Gbagbos vorwiegend Menschen aus dem Norden des Landes angegriffen und mehr als 100 getötet.
Die erste größere Stadt wurde durch die Rebellen erobert. Anderen Berichten zufolge wurde sie schon am 28. März erobert. Erstmals zeigte sich der Umfang des Vormarschs, weshalb die Gbagbo-Streitkräfte die Stadt besonders hartnäckig verteidigten.
In der Abidjaner Zeitung Nord-Sud wurde noch am 29. März der lokale Gbagbo-Armeekommandant Célestin Koffi mit den Worten zitiert: „Duékoué kann nicht fallen, das ist nicht möglich, das ist nicht einmal denkbar.“. In den Tagen zuvor errichteten FLGO-Milizionäre Straßensperren, an denen sie Geld forderten, plünderten ein UNHCR-Lager in der Stadt, raubten Fahrzeuge von "Ärzte ohne Grenzen" und zündeten Häuser von Nord- und Zentralivorern an.
Die Zeitung Fraternité-Matin in Abidjan sprach zwei Tage später, am 31. März, von der Plünderung der Präfektur, der Unterpräfektur, der Steuerbehörde, der Stadtkasse und der Häuser der Gbagbo-Wahlkampfleitung in Duékoué durch die Eroberer.
Einheiten von Ouattaras sollen laut HRW bei der Einnahme der Stadt viele mutmaßliche Gbagbo-Anhänger exekutiert, ihre Frauen vergewaltigt und ihre Häuser niedergebrannt haben.
Laut Aussage des IKRK wurden am ganzen Tag 800 Menschen der Stadt getötet. Die Caritas sprach von mehr als 1000 Toten und Vermissten. ONUCI gab die Zahl der Toten bis zum 31. März mit 330 an.
ONUCI fand 130 Leichen in zwei Massengräbern. Außerdem wurden 200 Tote in den Straßen gefunden. Laut UN sind die Verantwortlichen in 230 Fällen die von der FRCI und in 100 Fällen ist die FLGO verantwortlich.
Die ONUCI gab an, dass in Duekoue 230 Menschen von Dozo, Mitgliedern traditioneller Jägerbünde aus dem Norden der Côte d’Ivoire, getötet worden seien. Ouattara behauptete, dass die Dozo nicht in der FRCI dienen würden, was Berichten widerspricht, dass beim Einmarsch der FRCI in Abidjan Dozo an ihrem Kopfschmuck und Amuletten erkannt wurden.
Laut einer vorläufigen Untersuchung der Menschenrechtsabteilung der ONUCI besetzten FRCI-Soldaten das FLGO-Milizenquartier „Colombo“ teilten die Menschen in Frauen bzw. Kinder und Männer ein. Die Männer wurden anschließend weggeführt und hingerichtet.
Die UNO bestätigte Untersuchungen zu dem Verschwinden vertraulicher Dokumente. Diese sollen die Daten von Helikoptereinsätze zum Thema gehabt haben. Die Informationen seien möglicherweise an Gbagbo gegangen, der sie für die Entführung von zwei seit Anfang Februar vermissten UN-Mitarbeitern verwendet haben könnte.
Die Menschenrechtsorganisation Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) behauptet, seit November seien in Duékoué mindestens 800 Menschen eines gewaltsamen Todes gestorben. Ihren Angaben zufolge habe es am 29. März Augenzeugen zufolge „gezielte Hinrichtungen von Personen der Guéré-Ethnie im Stadtteil Carrefour“ gegeben.
Laut der Ivorischen Menschenrechtsliga (LIDHO) fanden an dem Tag 816 Männer den Tod. Die Organisation sprach von einer Völkermordtat aus Rache der schon sehr viele ähnliche Fälle in Duékoué vorausgegangen seien. Die LIDHO behauptet außerdem das von Gbagbos Streitkräften rekrutierte Milizen aus Liberia hätten in Guiglo mehrere Dutzend Menschen getötet.
Ein Sprecher der FRCI lehnte die Verantwortung ab. Die Toten seien „Milizionäre, keine Zivilisten“ gewesen. Ihm zufolge fand die FRCI aber zahlreiche Massengräber der Gbagbo-Milizen in anderen Städten.
Ein Stadtbewohner sprach von FRCI-Truppen auf den Straßen und Applaus der Stadtbewohner für sie. Die Fallschirmjägerakademie in der Stadt soll übernommen worden sein und der Leiter wurde angeblich von Soldaten der FRCI getötet.
Das Mandat der ONUCI wurde robuster gestaltet. So wurde den UN-Soldaten erlaubt, bei dem Einsatz schwerer Waffen gegen die Zivilbevölkerung, einzuschreiten.
Der UNO-Sicherheitsrat beschließt am 30. März (Ortszeit) weitere Sanktionen gegen Gbagbo. In der, von Nigeria und Frankreich eingebrachten, Resolution 1975 wird Laurent Gbagbo, seine Frau Simone, der Generalsekretär der Präsidentschaft Désiré Tagro, der Vorsitzende der Front Populaire IvoirienPascal Affi N’Guessan und der enge Berater Gbagbos Alcide Djédjé mit Reiseverbot belegt. Zusätzlich wurden die Konten der Betroffenen eingefroren. Gbagbo könne die Sanktionen abwenden, indem er unverzüglich sein Amt niederlege.
Philippe Mangou, der Armeechef Gbagbos, flüchtete zusammen mit seiner Familie in die südafrikanische Botschaft in Abidjan. Gbagbo startete die intensive Rekrutierung von Angehörigen der Jeunes Patriotes, um den Nachteil durch massenhafte Fahnenflucht in der vergangenen Woche wieder gutzumachen.
Laut einem Reporter der Ouattara-nahen Webseite „Lebanco“ liegen Leichen auf den Straßen. Im Guéré-Viertel und Milizenhauptquartier Carrefour brennen Häuser und es finden sich überall Kriegsspuren.
Laut der Zeitung Lettre du Continent wurden 130 angolanische Soldaten aus dem Präsidentenpalast in Abidjan abgezogen. Ranghohe Mitglieder der angolanischen Regierungspartei MPLA sprachen sich für ein Ende der Allianz mit Gbagbo aus.
Die im Land stationierten französischen Soldaten der Opération Licorne wurden an strategischen Punkten der Stadt positioniert. Gbagbo könne sich nur noch auf seine Spezialeinsatzkräfte stützen. Polizisten und Gendarmen hätten ihm die Gefolgschaft gekündigt. Viele Offiziere seien übergelaufen. Mehrere Generäle Gbagbos hätten sich über die südafrikanische Botschaft abgesetzt.
Es gab sehr viele Krankmeldungen bei der Gendarmerie und der Polizei. Es wurde vermutet, dass diese erfolgten, um nicht in den umkämpften Stadtteilen Abobo oder Yopougon eingesetzt zu werden.
Laut einer Korrespondentin des TV-Senders BFM TV patrouillierten französische Soldaten, vermutlich von der Opération Licorne, und waren an strategischen Punkten postiert.
Die ONUCI begann, unterstützt durch Soldaten der Opération Licorne, mit der Evakuierung ihres zivilen Personals nach Bouaké, einer Hochburg der FRCI, bzw. nach Ghana.
Laut HRW errichtete die Armee Straßensperren. Dort wurde von Angriffen auf UN-Beamte, westliche Diplomaten, ausländische Wanderarbeiter und angebliche Ouattara-Anhänger berichtet.
Ein Ultimatum von Guillaume Soro an Gbagbo lief ab. Er sollte zurückzutreten oder er würde gesucht und festgenommen. Alain Toussaint, ein Berater Gbagbos, betonte Gbagbo werde weder zurücktreten noch festgenommen werden.
Die Chefs der Präsidialgarde und der Gendarmerie fanden sich bei Ouattara ein und auch die Anführer der Polizei und Armee bekundeten bis zum 1. April ihre Loyalität.
Der staatliche Fernsehsender Radiodiffusion-Télévision ivoirienne (RTI) begann damit ausschließlich Dokumentationen zu senden und verzichtete vollständig auf aktuelle Berichte. Berichten zufolge nahmen die FRCI die Zentrale des Senders in Abidjan ein.
Ein Reporter der AFP berichtete von Gefechten mit schweren Waffen in der Nähe des Präsidentenpalastes im Stadtteil Plateau. Auch die Präsidentenresidenz im Stadtteil Cocody war Ziel von Angriffen. Der Sprecher Ouattaras, Patrick Achi, bestätigte Angriffe der FRCI. In dem Telefoninterview mit der BBC gab er an, dass außer dem Präsidentenpalast und der Präsidentenresidenz das ganze Land unter Kontrolle der FRCI sei. Ob sich Gbagbo zu dem Zeitpunkt in der Residenz aufhielt, war unklar.
Nach Augenzeugenberichten fand ein Gefecht mit vielen Toten zwischen den Unsichtbaren Kommandos und den FRCI um das Gebäude des RTI statt. Der angebliche Grund war das Verlangen von Ibrahim Coulibaly eine Mitteilung verlesen zu lassen, nach der er als Leiter einer militärischen Übergangsregierung die Macht übernehmen solle. Die Gefechte ermöglichten den Republikanischen Garden das Gebäude später wiederzuerobern. Ouattara und Coulibaly wiesen die Vorfälle zurück.
↑Thomas Scheen, Mbabane und Michaela Wiegel: Gbagbo in Abidjan festgenommen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. April 2011, abgerufen am 19. April 2011.