Codices Palatini germaniciCodices Palatini germanici (ältere Schreibweise: Codices Palatini Germani, fachwissenschaftliche Benennung: Cod. Pal. germ., Abkürzung: Cpg) sind die deutschsprachigen Handschriften aus der ehemaligen Bibliotheca Palatina in Heidelberg. Es handelt sich um 848 Codices, die heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt werden – die viertgrößte Sammlung mittelalterlicher deutscher Handschriften nach Berlin, München und Wien. Besonders bemerkenswert ist der große Anteil von Büchern zur Medizin und Alchemie, den besonderen Vorlieben der pfälzischen Kurfürsten. Dieser Gruppe gehören 298 Bände an. Weitere Bestände: 235 Bände zur Theologie, 120 zu Geschichte, Kalender, Formular- und Stammbücher, 100 Literatur, 30 Astrologie, 20 Jura, 20 Kriegs- und Feuerwerksbücher. GeschichteWährend des Dreißigjährigen Krieges wurden die Handschriften und Drucke der Bibliotheca Palatina in die Vatikanische Apostolische Bibliothek nach Rom gebracht.[1] Dort wurden sie größtenteils neu eingebunden, geordnet und mit den noch heute gültigen Signaturen versehen. Letzteres wurde wohl um 1675 von Augustinus Grimanus durchgeführt, der Schreiber für Hebräisch, Latein und Deutsch war. Als Folge des Wiener Kongresses kehrten 1816 mit Unterstützung des Oberaufsehers der Kunstschätze des Kirchenstaates (seit 1802) Antonio Canova, der 1815 die Restitution der von Napoleon nach heutigem Verständnis geraubten, nach damals herrschender Anschauung jedoch vom Sieger legal erworbenen und nach Frankreich verbrachten Beutekunst erreicht hatte, wenigstens die deutschsprachigen Handschriften in die Universitätsbibliothek Heidelberg zurück. Zur Begründung dieses Anspruchs hatte Canova den Begriff des „nationalen Kulturguts“ und die damit verbundene Vorstellung von dessen Schutzwürdigkeit gegenüber Zerstörung, Zerstreuung und Wegführung entwickelt, wodurch er die bis dahin auch hinsichtlich Kulturguts von nationaler Bedeutung uneingeschränkte völkerrechtliche Legalität des Beuterechts bezüglich jeglicher Kriegsbeute insoweit infrage stellte. Den von ihm entwickelten Rechtsbegriff des schützenswerten und unveräußerlichen nationalen Kulturguts wandte er konsequenterweise ebenfalls auf die 1622 als Kriegsbeute nach Rom verschleppten Handschriften der Bibliotheca Palatina an.[2] Sein Ziel der vollständigen Rückführung der Bibliotheca Palatina erreichte er zwar nicht, doch als Ergebnis eines Kompromisses kehrten 1816 wenigstens die 847 deutschsprachigen Handschriften in die Pfalz zurück und werden seitdem in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt. Die Handschrift cpg 848, der weltberühmte Codex Manesse, kam erst 1888 aus der Pariser Königlichen Bibliothek, wo er 230 Jahre verwahrt worden war, nach Deutschland.[3] Die lateinischen und griechischen Handschriften (Codices Palatini latini oder kurz Pal. lat.; Codices Palatini graeci oder kurz Pal. gr.) ebenso wie die gedruckten Bände befinden sich noch heute größtenteils in Rom. Von diesen kehrten nur die Codices mit den Signaturen 52 (Otfried-Handschrift), 454, 1735, 1854 und 1912 (vier Bände zur Universitätsgeschichte) 1816 nach Heidelberg zurück. Die erste Auflistung der zurückgegebenen Handschriften besorgte Friedrich Wilken schon im darauf folgenden Jahr. Weitere Kataloge stammen von Karl Bartsch (1887), Jakob Wille (1903) und Hans Wegener (1927). Im Zweiten Weltkrieg wurden die Handschriften an wechselnden Orten gelagert, zuletzt in einem Salzbergwerk, wo sie das Kriegsende unversehrt überstanden. In den Jahren 1961 bis 1963 wurden 130 Bände restauriert, es wurden Tinten- und Farbfraßschäden beseitigt und schadhafte Einbände repariert. Übersicht – Listen der Codices Palatini germanici 1–848Zur besseren Übersicht ist die Gesamtliste der 848 Codices aufgeteilt auf neun Einzel-Listen mit maximal 100 Einträgen:[4]
LiteraturBibliothekskatalogeDie modernen Bibliothekskataloge, mit wissenschaftlichen Beschreibungen nach den Richtlinien der DFG, verzeichnen alle 848 Handschriften der Codices Palatini germanici und stehen vollständig im Internet zur Verfügung; die entsprechenden Katalogeinträge sind bei den Digitalisaten der jeweiligen Handschriften verlinkt:
Ältere Kataloge:
WeblinksCommons: Codices Palatini germanici – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Anmerkungen
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