Daneben gab es aber auch andere Verschlüsselungssysteme wie Großbuchstaben oder Ziffern. Die Organisation Todt nutzte u. a. auch ein Tarnnamensystem aus Flussnamen (z. B. Elbe, Oker, Weser, Aller) und Tiernamen plus Behausung (wie z. B. Bärenhöhle, Adlerhorst).[2] Auch wurden (falsche) Firmenbezeichnungen als Decknamen benutzt. Das gleiche Objekt konnte mehrere Namen tragen (z. B. bei der SS-IKL und dem RfRuK).
Anhydrit – (Projekt B 3) geplante Erweiterung der V-Waffen-Produktionsstätte „Mittelwerk“ des Mittelbau-Dora als U-Verlagerung im Himmelsberg bei Woffleben. Hier war eine Produktionsstätte von Junkers-Strahltriebwerken vorgesehen (siehe auch Hydra).
Brasse – Untertage-Verlagerung der Produktion von Flugzeugmotoren der Daimler-Benz Motoren GmbH durch Häftlinge des KZ Neckarelz (siehe auch „Goldfisch“)
Bulldogge – Unterirdische Teilefertigung für das Strahlflugzeug Me 262, die Flugbombe V1 und die Fernrakete V2 in den unterirdischen Salzbergwerken im heutigen Endlager Morsleben durch Häftlinge des KZ Beendorf (siehe auch „Iltis“)
Condor – unterirdische Rüstungsfabriken in den Straßentunnels der Gardesana Occidentale zwischen den Orten Gargnano und Riva del Garda. Untergebracht waren hier Produktionsstätten der Firmen Breda und Fiat. Hergestellt wurden Waffen und Flugzeugmotoren.
Dachs V – geplante Hydrieranlage der Ruhrchemie bei Willingen (Upland) im Hochsauerland, in dem Schieferbergwerk Grube Christine
Dachs VII – unterirdische Auffahrung im Sandstein bei Pirna-Zatzschke zur Aufnahme der Destillationsanlagen Ofen 19-22 für die Deutsche Gasolin. Noch 1944 begann über Tage die Benzinproduktion, die Erdöl aus dem Wiener Becken bei Zistersdorf verarbeitete, das per Bahn in Kesselwagen eintraf.[4]
Delphin – unterirdische Fabrik der Caproni-Werke im angebrochenen, aber noch nicht fertiggestellten Etsch-Gardasee-Tunnel in Torbole am Gardasee. Gebaut wurden Teile für die Me 163, Me 262, V1 und V2.
Döbel – unterirdische Produktion von Panzerteilen der Firma MNH in Hannover-Ahlem[6]
E
Eichelhäher – in einem Tunnel der Bahnstrecke Witten–Schwelm
Eichhörnchen – unterirdische Verlagerung der Herstellung von Zubehör für Flugzeuge und V-Waffen des Heinrichwerkes (Deckfirma des Sachsenwerkes Dresden-Niedersedlitz) in das Schaubergwerk Altenberg
Forelle – unterirdische Rüstungsfabrik untergebracht in den Straßentunnels der von Bozen in das Sarntal führenden Staatsstraße. Im Auftrag der HASAG sollte Munition für Handfeuerwaffen hergestellt werden. Kurz vor Kriegsende fertiggestellt, aber nicht mehr in Betrieb genommen.[7]
Hecht – Produktionsstätte 1–6, unterirdische Produktion von V1, Bordfunkgeräten, Kurbelwellen für U-Boot-Motoren sowie Bau von Flugzeugteilen in den Asphaltgruben im Hils in Holzen, Südniedersachsen
Hydra – (Projekt B 3a) geplante Produktion der Boden-Luft-FlugabwehrraketeHenschel Hs 117 („Schmetterling“) und Hs 298 („Taifun“) durch die Henschel Flugzeug-Werke AG im Himmelsberg bei Woffleben; (Projekt B 3b) geplante Erweiterung mit Verbindungsstollen zu B 3a im Mühlberg bei Niedersachswerfen, wurde im Oktober 1944 nach zwei Monaten Anlaufphase wieder eingestellt.
Jakob (auch Jacob): im Juni 1944 geplante Destillieranlagen für Flugbenzin und Vergaserkraftstoff in unterirdischer Anlage, in der Kemmlitz bei Hirschfelde (Jakob II, unvollendet) und in Berbersdorf, nicht ausgeführt
Nautilus – (unterirdische Verlagerung, Sandsteinhöhlen Wellnitz (Velenice u Zákup), Tschechien)
O
Ör – (unterirdische Verlagerung der Firma Rinkel GmbH Feinmechanische Rüstungsgeräte aus Göttingen in die natürliche Jettenhöhle bei Hörden am Harz; die Produktion wurde jedoch nicht mehr aufgenommen)
Ofen – siehe oben Dachs. – Kleindestillationsanlagen für die Herstellung von Kraftstoff. Sie waren so klein, dass sie in Stollen und Steinbrüchen untergebracht werden konnten. In ihnen wurde aus Rohöl Benzin und Diesel destilliert. Die Rückstände aus diesem Vorgang wurden in Hydrieranlagen „Dachs“ weiterverarbeitet. Das Benzin wurde meist in einer weiteren Anlage gecrackt d. h. weiter aufgespalten (Anlage „Jakob“)
Ofen I & II Kleindestillationsanlagen der Deurag-Nerag im Extertal bei Rinteln (Gutshof Bögerhof)[15]
Pekten – Rentschenbruch bei Probstzella für Fa. Wirths-Bach & Co. (abgelehnt), auch als Kleiderlager der Wehrmacht vorgesehen. Durch Einsatz von Franz Itting wurde die Nutzung verhindert. (Betonverschluss des Stollens)
Richard I – unterirdische Fertigung von Panzermotoren der Elsabe AG Leitmeritz (Deckfirma der Auto Union Chemnitz), Leitmeritzer Kalk- und Ziegelwerke AG bei Leitmeritz, Tschechien
Richard II – unterirdische Produktion der Osram GmbH Berlin, Kalkgrube Höring bei Leitmeritz, Verbindungsquerschlag zu Richard I
Schachtelhalm I + II (unterirdische Motorenproduktion von Daimler und Maybach im Ostwall)
Schakal – unterirdische Verlagerung der Panzergetriebefertigung der Adlerwerke in die Heeresnebenmunitionsanstalt im Kalibergwerk Neuhof bei Fulda (nicht fertiggestellt)
Schill – (unterirdische Produktion der Conti Autoreifenfabrik Hannover, in den Braunsdorfer Dolomitwerken)
Schildkröte – Schiefergrube Glückauf, Betrieb Heimann, unterirdisches Lager der Kriegsmarinewerft Kiel bei Unterloquitz sowie IG Farben-Verlagerung Steinbock II
Schlammpeitzger – (unterirdische Produktionsstätte der Aero-Stahl, Köln für Einspritzpumpen für den Flugzeugmotor BMW 801), Ofenkaulen, bei Königswinter
Turmalin – geplante Produktionsstätten für Messgeräte der Magdeburger Fa. Schäffer & Budenberg in einem Stollensystem im Regenstein bei Blankenburg im Harz (siehe KZ-Außenlager Blankenburg-Regenstein); von der DDR zum Atombunker Komplexlager 02 ausgebaut, seit 1992 Bundeswehr-Sanitätsdepot („weltgrößte unterirdische Apotheke“)
U
Ulme – Sprengstofffabrik bei Christianstadt (Krzystkowice) in der Niederlausitz
Wasserwerk – Bunker-Stellungen zur Montage und zum Abschuss von V1 oder V2 in Frankreich, z. B. in Siracourt
Weingut I – teilweise unterirdischer Rüstungsbunker der Messerschmitt AG im Mühldorfer Hart zur Herstellung des Kampfflugzeugs Me 262 (nicht fertiggestellt)
Weingut II – teilweise unterirdischer Rüstungsbunker der Messerschmitt AG bei Kaufering zur Herstellung des Kampfflugzeugs Me 262 (fertiggestellt)
Zeisig – Zündkerzenproduktion der Firma Robert Bosch in einem Eisenbahntunnel zwischen Treis und Bruttig der unvollendeten Rechten Moselstrecke
Zeolith – Aufnahme der Projekte „Ofen“ und „Schwalbe“ in einen neu zu erstellenden Stollenbau im Brockbachtal bei Ibbenbüren[25]
Zement B1 – In Ebensee entstanden 2 riesige Stollenanlagen, die anfangs für die Heeresversuchsanstalt Peenemünde als Produktionsstätte für das A4-Programm (V2) vorgesehen war.[26]
Zingel – siehe auch „Steinbock II“ bei Unterloquitz
Zinnstein – für Junkers, später Treibstoffe und Flüssig-O2 im Kohnstein (Niedersachswerfen)
Zitteraal – Windkanal im Ötztal – Der Stollen verläuft quer durch den Amberg.
Zope – unterirdische Produktionsstätte im Kraftwerkstunnel Cimena südwestlich von Chivasso an der Straße Turin–Chivasso. Kugellagerproduktion der Officine di Villar Perosa.[27]
Martin Weinmann (Hrsg.), mit Beiträgen von Anne Kaiser und Ursula Krause-Schmitt: Das nationalsozialistische Lagersystem. 4. Auflage. Frankfurt 2001 (1. & 2. Auflage. 1990, DNB947535497, 3. Auflage. 1999).
Hans Walter Wichert (Hrsg.): Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des Zweiten Weltkrieges. 2. Auflage. Joh. Schulte, 1999, ISBN 3-9803271-4-0.
Kai O. Arzinger: Stollen im Fels und Öl fürs Reich. 2. Auflage. Mönnig, 1997, ISBN 3-922885-70-5.
Hans-Josef Hansen: Felsennest – Das vergessene Führerhauptquartier in der Eifel. Bau, Nutzung, Zerstörung. 2., erweiterte Neuauflage. Helios Verlag, Aachen 2008, ISBN 978-3-938208-21-2.
Rainer Karlsch, Raymond G. Stokes: Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50276-8.
Decknamenbuch, Anlage 8 zum Beiheft zur H.Dv. 427 (Schutz des Nachrichtenverkehrs im Heere), 1944, ISBN 978-3-7504-5176-6.
Einzelnachweise
↑Frederic Gümmer: Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rüstungsproduktion 1943–1945. GRIN-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-638-92393-4; Tab. 2 „Decknamenschema d. Untertageverlagerung“ S. 32, bei Google Books, abgerufen am 29. März 2011.
↑Klaus Böhm: Die Organisation Todt im Einsatz 1939–1945, dargestellt nach Kriegsschauplätzen auf Grund der Feldpostnummern. Biblio Verlag, Osnabrück 1987, ISBN 3-7648-1732-1, S. XV.
↑Werner Nickolai: Gedenkstättenpädagogik und Soziale Arbeit, Reihe Erinnern und Lernen Band 9, Lit, Münster 2013, 294 S., ISBN 978-3-643-11799-1, S. 205.
↑Giorgio Danilo Cocconcelli: Tunnel factories. Le officine aeronautiche Caproni e FIAT nell’Alto Garda 1943–1945, Apostolo Giorgio, Mailand 2002, ISBN 978-88-87261-11-0. S. 66–67
↑Frederic Gümmer: Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rüstungsproduktion 1943–1945. GRIN-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-638-92393-4, S. 67–74 & S. 94. (BMW Flugmotorenbau-GmbH)
↑Giorgio Danilo Cocconcelli: Tunnel factories. Le officine aeronautiche Caproni e FIAT nell’Alto Garda 1943–1945. Apostolo Giorgio, Mailand 2002, ISBN 978-88-87261-11-0. S. 65–67
↑Giorgio Danilo Cocconcelli: Tunnel factories. Le officine aeronautiche Caproni e FIAT nell’Alto Garda 1943–1945, Apostolo Giorgio, Mailand 2002, ISBN 978-88-87261-11-0. S. 61,67
↑Constanze Werner: Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW: Im Auftrag von MTU Aero Engines und BMW Group, Oldenbourg Verlag, München 2006, 447 Seiten, ISBN 978-3-486-57792-1, S. 177.
↑Giorgio Danilo Cocconcelli: Tunnel factories. Le officine aeronautiche Caproni e FIAT nell’Alto Garda 1943–1945, Apostolo Giorgio, Mailand 2002, ISBN 978-88-87261-11-0. S. 60,67