FlugzeugkaverneEine Flugzeugkaverne ist ein kavernenartiger Flugzeughangar zur Unterbringung von Kampfflugzeugen, der nicht nur wie ein Hardened Aircraft Shelter durch eine bauliche Ausführung in Beton und Stahl, sondern durch die unterirdische Bauweise gegen Feindeinwirkung schützt. GeschichteWährend des Zweiten Weltkriegs begannen verschiedene Luftstreitkräfte (Italien, Japan, Schweden und die Schweiz) neuartige Flugzeugschutzanlagen in Betrieb zu nehmen. Nebst den ungepanzerten Flugzeughangars, welche meist noch aus Holz bestanden, und den Splitterschutzwällen, zwischen die die Flugzeuge geschoben werden konnten, begann man mit dem Bau von gehärteten Flugzeugunterständen. Diese bestanden aus einer zumindest 20 cm massiven Stahlbetonhülle und waren zu Tarnzwecken mit Gras und Bäumen überwachsen. In der Bedrohungslage des Kalten Krieges entstand eine neue Generation von Schutzbauten. Kavernen wurden im Untertagebau erstellt und mittels verwinkelter Eingänge vor dem Explosionsdruck auch von Kernwaffen geschützt. InfrastrukturDie Flugzeugstollen beherbergen nebst den Hangars für Kampfflugzeuge auch noch weitere Räume, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. Dazu gehören Stromerzeugungsaggregate zur autarken Stromversorgung, für jeden Sektor eine Lüftungszentrale mit Klimaanlage (welche beim Einsatz von atomaren, biologischen oder chemischen Kampfstoffen deren Eindringen in die Anlage verhindert), Treibstoff-, Munitions- und Ersatzteillager für Reparaturen und den unabhängigen Betrieb der Kampfflugzeuge. Ein separater Kommandostollen wurde in der Schweiz mittels gepanzerter Schleusentüren ABC-sicher erbaut. Dort befinden sich die Flugleitung, Einsatzbesprechungsräume, Sanitäts-, Küchen-, Aufenthalts- und Schlafräume für die Piloten und einen Teil der Mannschaften, Ersatzteillager, Werkstätten, Nachrichtenauswertung, und eine Kommunikationszentrale. Schweizer Kavernen wurden derart ausgerüstet, dass sie den Flugbetrieb unter ABC-Bedrohungen einen Monat lang durchführen konnte, ohne von außen versorgt zu werden. Kavernenstandorte weltweit
Flugzeugkavernen in der SchweizIn zeitgenössischen Dokumenten heißen diese Anlagen Flugzeugstollen, Stollenanlagen, Kavernenanlagen, Felskaverne oder als Gesamtanlage Kavernenstützpunkte.[1][2] In einem Bericht der Arbeitsgruppe Natur und Denkmalschutz bei Kampf- und Führungsbauten (ADAB VBS armasuisse) von 2008 zur Erhaltungswürdigkeit der Anlagen wurde ein Militärflugplatz, bei dem die Führungseinrichtungen und die Flugzeuge in Flugzeugkavernen/Flugzeugstollen unter Fels geschützt sind, als Kavernenflugplatz bezeichnet, im Gegensatz zur Bezeichnung Feldflugplatz mit dezentralisierten Schutzbauten für Flugzeuge.[3] Die Flugzeugkavernen und -stollen der Schweizer Luftwaffe wurden bei in bergigem Gelände gelegenen Schweizer Reduitflugplätzen ausgebaut. Nebst Splitterschutz-Unterständen wurden während des Zweiten Weltkriegs bei einigen Kriegsflugplätzen Tunnel (sogenannte Retablierstollen) zum Abstellen der Flugzeuge während kleinerer Reparaturen in die Berge getrieben; Reparaturen waren zuvor unter Zelten durchgeführt worden. In den Tunnels gab es genug Platz, um einmotorige Jagdflugzeuge wie die Messerschmitt Bf.109E oder nach dem Krieg die P-51D „Mustang“ darin abzustellen. Während des Kalten Kriegs wurden an sechs Standorten diese Tunnel zu Flugzeugkavernen ausgebaut. Zu Beginn des Kalten Krieges hatte Oberstdivisionär Rhiner im Jahr 1947 in einem Essay unter dem Titel "Brauchen wir eine Flugwaffe" die Frage aufgeworfen, ob angesichts von Fernwaffen und Lufttransport eine eigene Luftwaffe noch sinnvoll sei. In diesem Essay bejahte er diese Frage. Er hielt es für nötig, dass die Flugzeuge auf Flugplätzen dem Eingriff fremder Erdkämpfer durch Unterbringung in Kavernen entzogen würden.[4] Die Kavernenanlagen wurden nur zu Dienstzeiten der zuständigen Truppen betrieben, das heißt während der rund dreiwöchigen Wiederholungskurse der Flugplatzabteilungen. Auf den sogenannten Kriegsflugplätzen bestand in der übrigen Zeit des Jahres überhaupt kein Flugbetrieb (Ambri, Raron, Turtmann), auf den anderen Plätzen war die Kaverne nicht in Betrieb (Alpnach, Buochs, Meiringen). Die einzige Anlage, die nach dem Umbau ganzjährig dem Flugbetrieb dient, ist Meiringen. Die Flugzeugkavernen bestehen aus separaten Stollen (Die Anlage von Ambri wich davon allerdings mit einem einfacheren Ausbau ab):
Die Flugzeuge werden in den Stollen mittels Krananlagen an die richtige Position gebracht. Standorte
Mit der Armeereform XXI wurden die Kavernen in Alpnach, Ambrì, Raron und Turtmann geschlossen. Buochs wurde zur Reservebasis bestimmt, die inaktiv ist, aber jederzeit wieder betrieben werden kann. Meiringen ist der einzige noch benutzte Kavernenflugplatz.[3] Die Flugzeugkaverne des Flugplatzes Turtmann gilt als beispielhaft im Originalzustand erhalten.[5] Eingesetzte FlugzeugtypenGrundsätzlich wurden aus dem Stollen Kampfflugzeuge eingesetzt.
Getestet in Kavernen, aber nicht beschafft Nach dem Ende ihrer Funktion dienten die Stollenanlagen der Einlagerung von Armeematerial, so der BAe Hawk in Buochs, der Alouette III in Alpnach oder überzähliger Schützenpanzer in Raron. FlugzeugbunkerAuf Anordnung des Armeekommandos aus dem Jahr 1942 waren auf den Flugplätzen insgesamt 152 betonierte Bogenunterstände vom Typ U-43 gebaut worden. Darin passten ein bis zwei Flugzeuge, auch noch solche vom Typ D.H.100 „Vampire“, bei den nach vorne offenen Unterständen handelte sich jedoch mehr um einen Splitterschutz. Die neueren Unterstände wurden ab 1968[6] als Flugzeugbunker ausgeführt (Typ U-43/68) und wurden beim Typ U-80[6] vergrößert und paarweise zusammengebaut – oft zur besseren Nutzung der Rollwege mit einem weiteren Unterstand in unmittelbarer Nähe und bei Gebirgsflugplätzen das Gelände ausnutzend. Beide Kammern beherbergen neben den zwei bis vier Flugzeugen auch noch Mannschaftsräume, einen Dieselgenerator, ein Ersatzteillager oder eine Küche. Die Mannschaftsräume sind dank Schleusen ABC-sicher. Die ans Gelände angelehnten Flugzeugunterstände, zum Beispiel beim Flugplatz Mollis oder St. Stephan, sind keine Kavernen, auch wenn sie umgangssprachlich so bezeichnet werden. Sie entsprachen aber auch nicht ausländischen Hardened Shelters, da darin nie Triebwerke gestartet wurden.[7] In Mollis und auf dem Militärflugplatz Ulrichen wurden auch Helikopter in den Unterständen untergebracht, bei den Super Puma wurden dabei ein Teil der Rotorgelenke ausgehängt, damit sie nicht zu hoch hingen. MythosIn einem eingeschobenen Nebensatz („- eventuell mit Startbahnen aus dem Berg heraus -“) skizzierte Oberstdivisionär Rhiner 1947 einen Gedanken, mehr als nur die Standplätze eines Flugplatzes in den Berg zu verlegen.[4] Dieselbe Idee von startenden Flugzeugen aus dem Berg wurde später eine Urban Legend und wird als solche im Jubiläumsbuch der Schweizer Luftwaffe als wörtlich „Märchengeschichte“ erwähnt.[6] WeblinksCommons: Flugzeugkaverne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
Einzelnachweise
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