Die Stadt Gartz (Oder) liegt inmitten einer Endmoränenlandschaft im Nationalpark Unteres Odertal 30 Kilometer südlich von Stettin. Sechs Kilometer südlich von Gartz trennt sich die Oder in zwei Arme, die Westoder und die Ostoder. Die Westoder fließt direkt an der östlichen Stadtgrenze vorbei und bildet die Staatsgrenze zur Republik Polen. In Gartz mündet der Salveybach in die Westoder. Der Ortsteil Friedrichsthal ist der nördliche Endpunkt der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, die parallel zur Oder verläuft.
Gartz lag im Herzogtum Pommern. 1124 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt Gartz 1249 von Herzog Barnim I. von Pommern das Stadtrecht verliehen. 1325 wurde Gartz Mitglied der Hanse.
Der aus dem Slawischen stammende Ortsname leitet sich vom Wort Gard für „Burg“ oder „Stadt“ ab (vgl. kaschubischgard, niedersorbischgrod)[3] und bezieht sich auf den Umstand, dass bereits die hier ansässigen slawischen Wilzen einen befestigten Ort an dieser Stelle unterhielten.
Nach dem Aussterben des pommerschen Herzogshauses der Greifen im Dreißigjährigen Krieg wurde Gartz ein Teil von Schwedisch-Pommern. Mit Ende des Großen Nordischen Krieges musste Schweden im Frieden von Stockholm 1720 das südliche Vorpommern an Preußen abtreten. So kam Gartz an Preußen, wo es bis 1945 zur Provinz Pommern gehörte. Von 1818 bis 1939 gehörte die Stadt zum Landkreis Randow und nach dessen Auflösung 1939 bis 1945 zum Landkreis Greifenhagen. 1944 verlagerte die Kölner Schiffspropellerfabrik Ostermann aus Köln einen Teil ihrer Produktion nach Gartz, wo Minensuchbootpropeller hergestellt wurden. 1945 wurden die Anlagen durch die sowjetische Besatzungsmacht demontiert, lediglich Reste der Stahlbetonhallen sind erhalten.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Gartz 1945 schwer zerstört. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde das rechts der Oder, östlich der Oder-Neiße-Linie, gelegene Stadtgebiet dem sowjetischen Machtbereich einverleibt und seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Marwitz, früher eines der vier Eigentumsdörfer von Gartz,[4] schräg gegenüber der Stadt südöstlich auf der rechten Seite der Oder gelegen, wurde nun in „Marwice“ umbenannt, die einheimischen Bewohner von der polnischen Administration vertrieben.
Nach 1945 kam Gartz mit dem deutsch gebliebenen Teil der ehemaligen Provinz Pommern zunächst zum Land Mecklenburg und gehörte zu dem mit Kreissitz in Löcknitz wieder errichteten Landkreis Randow. Die Stadt wurde 1950 in das Land Brandenburg umgegliedert und kam dort zum Kreis Angermünde, der nach der Auflösung der Länder in der DDR im Jahre 1952 zum neu geschaffenen Bezirk Frankfurt (Oder) gehörte. Der Wiederaufbau ist bis heute nicht abgeschlossen.
Seit 1990 gehört Gartz zum neukonstituierten Bundesland Brandenburg. Am 1. Oktober 1992 hat sich Gartz mit 20 weiteren Gemeinden zur gemeinsamen Erledigung der Verwaltungsgeschäfte zum Amt Gartz (Oder) zusammengeschlossen. Mit der brandenburgischen Verwaltungsreform 1993 kamen Stadt und Amt Gartz zum neugebildeten Landkreis Uckermark.
Eingemeindungen
Am 31. Dezember 2002 wurden die Orte Friedrichsthal, Geesow und Hohenreinkendorf eingemeindet.[5]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1730
1 650
1782
1 856
1802
2 201
1816
2 732
1831
3 373
1855
4 278
Jahr
Einwohner
1875
4 984
1890
4 471
1910
4 050
1925
3 535
1933
3 624
1939
3 950
Jahr
Einwohner
1946
3 672
1950
3 675
1964
2 950
1971
2 667
1981
2 284
1985
2 252
Jahr
Einwohner
1990
2 158
1995
2 055
2000
2 054
2005
2 588
2010
2 477
2015
2 478
Jahr
Einwohner
2020
2 524
2021
2 442
2022
2 452
2023
2 427
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl Stand 31. Dezember (ab 1991)[6][7][8], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Stadtverordnetenversammlung von Gartz besteht aus 16 Mitgliedern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[10]
Inge Ballenthin (seit ihrer Heirat Reppenhagen[15]) wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019 mit 73,6 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[16] gewählt.[17] Die Wahlbeteiligung bei dieser Stichwahl lag bei nur 34,9 %.[18]
Luca Piwodda wurde bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 mit 74,4 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt.[19]
Verwaltung und Gerichte
Die Verwaltungsgeschäfte der Stadt werden überwiegend über das Amt Gartz (Oder) mit Sitz in Gartz abgewickelt.
Blasonierung: „In Silber ein blauer geharnischter Ritter mit golden bekröntem Helm und geschlossenem Visier und mit 3 grünen Pfauenfedern; in der Rechten an blauem, goldbeknauftem Speer ein nach aufwärts flatterndes, silbernes Banner mit einem zum Flaggenstock sehenden roten Greifen haltend, mit der Linken auf einen silbernen Schild mit rotem Greifen gestützt; hinter dem Schild ein gestürztes blaues Schwert mit goldenem Griff.“[20]
Wappenbegründung: Das Wappen von Gartz lässt sich schon im 14. Jahrhundert nachweisen, zu jener Zeit war der Silberschild mit einer roten Lilie geschmückt, während der pommersche Greif darin erst 1576 erscheint. In einer in Vierraden ausgestellten Urkunde vom 13. August 1284 findet sich ein anderes Wappen der Stadt. Es zeigt ein von zwei Mauertürmen flankiertes Tor, darüber eine Lilie. In späteren Urkunden erscheint dieses Wappen nicht mehr.[21]
Das Wappen wurde am 23. September 1992 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Städtepartnerschaften
Partnerschaftliche Beziehungen bestehen mit den Städten
Stadtkirche St. Stephan, im 13./14. Jahrhundert unter Beteiligung des Baumeisters Hinrich Brunsberg, dem der Chorbau zugerechnet wird, im Stil der Backsteingotik errichtet. Nach Kriegszerstörungen 1945 wurde zunächst nur der erhaltene Chor gesichert. Von 1982 bis 1987 wurde das Querhaus unter Einrichtung eines Gemeindezentrums wiederaufgebaut. Das Langhaus wurde als nicht überdachte Ruine gesichert und dient heute als Atrium. Der Turm erhielt anstelle der 1945 zerstörten barocken Haube eine zeltartige flache Abdeckung.[22]
Ehemalige Kirche des Heilig-Geist-Hospitals (Spittel), erbaut um 1400 im gotischen Stil, heute nach umfangreicher Restaurierung für Ausstellungen und Konzerte genutzt
Mittelalterliche Stadtmauer mit Storchenturm, Pulverturm und Blauem Hut. Das im 13. Jahrhundert erbaute Stettiner Tor ist das letzte erhaltene von ehemals vier Stadttoren.
Rathaus der Stadt, neugotischer Backsteinbau, wurde von 1900 bis 1904 als Amtsgericht errichtet. Seit 1953 dient das Gebäude als Rathaus.
Wilhelm Vitz (1834–1907), Rektor des Progymnasiums Gartz 1869–1871
Marion Michael (1940–2007), Bühnen- und Filmschauspielerin, lebte zuletzt in einem Bauernhaus nahe der polnischen Grenze und starb in Gartz
Literatur
Gartz, Stadt, an der linken Seite der Oder, Kreis Randow, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gartz (meyersgaz.org).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil I: Allgemeine Einleitung und Beschreibung des Preußischen Vorpommern. Stettin 1779, S. 180–184 (Google Books).
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Julius Schladebach: Urkundliche Geschichte der Stadt Gartz an der Oder. Friedrich Fleischer, Leipzig 1841, S.5 (Textarchiv – Internet Archive).