Kanton Freiburg
Koordinaten: 46° 43′ N, 7° 4′ O; CH1903: 571130 / 174714 Freiburg (Kürzel FR; schweizerdeutsch Frybùrg, französisch Fribourg, italienisch Friburgo, rätoromanisch , frankoprovenzalisch ) ist ein Kanton im Westen der Schweiz. Die offizielle Eigenbezeichnung lautet: Etat de Fribourg / Staat Freiburg. Er gehört sowohl der frankophonen Romandie als auch der Deutschschweiz an. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sprechen Französisch und knapp ein Drittel Deutsch, womit Freiburg zusammen mit den Kantonen Bern, Wallis und Graubünden zu den offiziell mehrsprachigen Kantonen gehört. Der Hauptort ist die gleichnamige Stadt Freiburg. Geographie![]() Der Kanton Freiburg ist mit 1670,8 Quadratkilometern[6] der achtgrösste Kanton der Schweiz. Topografisch lässt sich Freiburg in zwei grössere Bereiche unterteilen: Der nördliche und westliche Teil gehört zum Schweizer Mittelland, der Südosten zu den Schweizer Voralpen (siehe dazu den Hauptartikel Freiburger Voralpen). Die höchste Erhebung bildet der Vanil Noir mit 2389 m. Er befindet sich im Süden des Kantons im Greyerzbezirk, an der Grenze zum Kanton Waadt. Der tiefste Punkt liegt auf 430 m, am Neuenburgersee. Die Nachbarkantone sind der Kanton Waadt im Westen und Süden, der Kanton Bern im Osten und Norden, und im Nordwesten grenzt Freiburg durch den Neuenburgersee an den Kanton Neuenburg. Es gibt drei Freiburger Enklaven, die sich in der Waadt befinden.[7] Der Kanton zählt mehrere Dutzend Naturreservate und -schutzgebiete. Wappen![]() ![]() Das Wappen des Kantons Freiburg zeigt einen Schild, geteilt von Schwarz und Silber. Dieses Wappen entstand aus dem Banner der Stadt Freiburg, als diese 1477 aus der Oberhoheit Savoyens entlassen wurde. Damals wurden die Savoyer Kreuze an den Stadttoren durch eine Darstellung ersetzt, welche einen zweifachen, schwarz-weiss geteilten Schild überhöht vom Reichswappen zeigte. Das Banner ist erstmals 1410 in der Freiburger Handfesten dargestellt. Im 17. Jahrhundert entstand ein zweites Wappen, das parallel genutzt wurde. Es zeigte in Blau drei aneinandergebaute, links abfallende Zinnentürme, gekrönt von einem schwarzen Adler. Dieses Wappen entstand aus dem Freiburger Stadtsiegel und wurde in einem viergeteilten Schild mit dem alten Wappen kombiniert. Als 1803 der moderne Kanton Freiburg entstand, wurde das Wappen getrennt. Der Kanton führt seither den alten von Schwarz und Silber geteilten Schild, die Stadt das blaue Wappen mit den Zinnentürmen. Die Kantonsfarben waren zunächst Weiss und Schwarz. Ab 1500 kamen Schwarz und Blau in Gebrauch. Erst 1831 wurden die Kantonsfarben wieder auf Weiss und Schwarz festgelegt.[8] BevölkerungPer 31. Dezember 2023 betrug die Einwohnerzahl des Kantons Freiburg 341'537.[9] Die Bevölkerungsdichte liegt mit 204 Einwohnern pro Quadratkilometer unter dem Schweizer Durchschnitt (217 Einwohner pro Quadratkilometer). Der Ausländeranteil (gemeldete Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) bezifferte sich am 31. Dezember 2023 auf 24,7 Prozent, während landesweit 27,0 Prozent Ausländer registriert waren.[10] Per 30. Juni 2021 betrug die Arbeitslosenquote 2,8 Prozent gegenüber 2,8 Prozent auf eidgenössischer Ebene.[11]
SprachenDer Kanton Freiburg ist ein offiziell zweisprachiger Kanton, Amtssprachen sind Französisch und Deutsch. Die Mehrheit der Bevölkerung ist französischsprachig, Deutsch wird vor allem im Norden und Nordosten des Kantons gesprochen. Im Sensebezirk sowie in der Pfarrei Gurmels wird im Alltag Senslerdeutsch, im Seebezirk – einer ehemaligen Gemeinen Herrschaft von Bern und Freiburg – mehrheitlich Berndeutsch gesprochen; die Mundart von Jaun im Greyerzbezirk ähnelt dem Berner Oberländischen. 2011 wurden die Einwohner des Kantons zwecks ihrer Hauptsprache befragt, worauf sie mehrere Hauptsprachen angeben konnten. Dabei fanden bis zu drei Hauptsprachen je Person Berücksichtigung.
Auffällig beim obigen Resultat ist, dass Englisch (keine Amts- bzw. Landessprache eines Kantons bzw. der Schweiz) einen höheren Anteil als Italienisch aufweist. Religionen![]() Freiburg ist ein römisch-katholisch geprägter Kanton, obwohl er von den mehrheitlich protestantischen Kantonen Waadt und Bern umgeben ist. Nur im Nordwesten des Kantons, im Seebezirk, ist die Mehrheit der Bevölkerung traditionell protestantisch, da das Gebiet bis 1798 eine Gemeine Herrschaft von Bern und Freiburg war. Heute sind rund 70 Prozent der Kantonsbevölkerung römisch-katholisch und 15 Prozent protestantisch. Die Katholiken gehören landeskirchlich zur Katholischen Kirchlichen Körperschaft des Kantons Freiburg und religiös zum Bistum Lausanne, Genf und Freiburg. Die Reformierten sind in der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg zusammengeschlossen. 3 Prozent gehören einer anderen christlichen Konfession an, die übrigen haben eine andere Religion, sind konfessionslos oder haben beim Zensus keine Angabe gemacht. Verfassung und PolitikIm Jahr 2004 wurde eine neue Kantonsverfassung[18] angenommen, die das aus dem Jahr 1856 stammende und seither vierzigmal überarbeitete Grundgesetz ersetzte. Direktdemokratische VolksrechteZwingend einer Volksabstimmung (obligatorisches Referendum) unterliegen die Teil- oder Totalrevision der Kantonsverfassung sowie Erlasse des Grossen Rates, die eine neue Nettoausgabe zur Folge haben, die 1 % der Gesamtausgaben der letzten vom Grossen Rat genehmigten Staatsrechnung übersteigt. 6000 stimm- und wahlberechtigte Bürger können mittels einer Volksinitiative die Teil- oder Totalrevision der Kantonsverfassung sowie den Erlass, die Änderung oder die Aufhebung eines Gesetzes beantragen. Volksinitiativen sind nach der Beratung im Grossen Rat der Volksabstimmung zu unterbreiten. 6000 stimm- und wahlberechtigte Bürger können verlangen, dass folgende Beschlüsse des Grossen Rates der Volksabstimmung zu unterbreiten sind (fakultatives Referendum): erstens ein vom Grossen Rat verabschiedetes Gesetz, zweitens ein Erlass des Grossen Rates, der eine neue Nettoausgabe zur Folge hat, die ¼ % der Gesamtausgaben der letzten vom Grossen Rat genehmigten Staatsrechnung übersteigt, und drittens ein Erlass des Grossen Rates, der Studienkredite von regionaler oder kantonaler Bedeutung betrifft. 300 Stimmberechtigte können eine Motion zuhanden des Grossen Rates einreichen (Volksmotion), die von diesem wie eine Motion eines seiner Mitglieder zu behandeln ist. LegislativeDas Kantonsparlament, der Grosse Rat oder Grand Conseil, zählt seit Inkrafttreten der neuen Verfassung 110 Sitze.[19] Eine Legislaturperiode dauert fünf Jahre. Die Wahlen werden im Proporzwahlverfahren durchgeführt. Die letzten Grossratswahlen fanden am 7. November 2021 statt.
* Auf Liste der SVP gewählt ExekutiveDie Kantonsregierung, der Staatsrat oder Conseil d’Etat, besteht aus sieben Mitgliedern. Diese werden alle fünf Jahre vom Volk im Majorzwahlverfahren bestellt.
Der Staatsrat wird durch die Staatskanzlei SK (Chancellerie d’Etat CHA) unterstützt, die durch die Staatskanzlerin Danielle Gagnaux-Morel geleitet wird. Stellvertreter sind die Vizekanzlerin Sophie Perrier und der Vizekanzler Marc Valloton. JudikativeErste gerichtliche Instanz sind die Zivilgerichte einerseits sowie die Strafgerichte, das Wirtschaftsstrafgericht und die Jugendstrafkammer anderseits. Zweite gerichtliche Instanz ist das Kantonsgericht. Als Schlichtungsbehörde in zivilen Angelegenheiten sind der ersten Instanz die Friedensgerichte vorangestellt. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit wird durch das Kantonsgericht ausgeübt, soweit das Gesetz keine andere Behörde für zuständig erklärt. Die Administrativ- und Disziplinaraufsicht über die Justiz wird vom Justizrat ausgeübt. In diesem Gremium haben je ein Vertreter des Staatsrates, des Grossen Rates, der Gerichte erster und zweiter Instanz, des Anwaltverbandes, der Universität und der Staatsanwaltschaft sowie zwei weitere Personen Einsitz. Vertretung auf BundesebeneDer Kanton Freiburg hat sieben Sitze im Nationalrat und zwei Vertreter im Ständerat.[21] Mitglieder im Nationalrat2023 neu eingetretene Mitglieder sind in fetter Schrift wiedergegeben
Siehe auch: Liste der Nationalräte des Kantons Freiburg Mitglieder im Ständerat
Siehe auch: Liste der Ständeräte des Kantons Freiburg Verwaltungsgliederung![]() Politische GemeindenInsgesamt umfasst der Kanton 136 politische Gemeinden (Stand: Januar 2017).[22] Nachfolgend aufgelistet sind die bevölkerungsreichsten politischen Gemeinden mit mehr als 5'000 Einwohnern per 31. Dezember 2023:[23]
Bezirke![]() Der Kanton gliedert sich in die sieben Bezirke:
1 (französischsprachig mit der einzigen deutschsprachigen Gemeinde Jaun) Die Verwaltung eines Bezirks heisst Oberamt, deren Leiter Oberamtmann. Nach französischem Vorbild trägt jeder Bezirk den Namen eines Gewässers («See» steht für den Murtensee). Freiburger ChorgesangDie Freiburger scheinen vom Singen derart begeistert zu sein, dass es im Kanton auf 35 Bewohner einen «organisierten» Sänger gibt. Kirchenchöre und weltliche Chöre, gemischt oder nicht; Chöre mit jungen und weniger jungen Mitgliedern, mit oder ohne professionellen Ambitionen: Die Freiburger Chorvereinigung umfasst rund 7'200 Sängerinnen und Sänger in 234 Gruppierungen; hinzu kommen kurzlebige Formationen für bestimmte Projekte und informelle Ensembles ausserhalb jeglicher Vereinsstrukturen. Diese ungewöhnliche Dichte lässt sich durch eine uralte Tradition erklären, die fest in der regionalen Geschichte verankert ist. Obwohl sich die Chorbewegung in allen katholischen Kantonen entwickelte, fand sie in Freiburg – in einer durch den Klerus fest am Gängelband geführten ländlichen Gesellschaft – einen besonders fruchtbaren Boden. Das Chorwesen entfaltete sich aber auch ausserhalb des religiösen Umfelds, bisweilen als Gegenreaktion zu diesem. Abbé Joseph Bovet (1879–1951) gelang es jedoch, alle Stimmen zu vereinen, und sein Charisma bestimmte lange das Chorleben der ganzen Region. Im 20. Jahrhundert erweiterten sich das Repertoire wie die Einzugsgebiete, so dass die für eine Pfarreikultur typische Tradition, vor allem im und mit dem Dorf, im Schatten des Kirchturms und im Rhythmus des lokalen Leben zu singen, etwas in den Hintergrund geriet.[24] GeschichteWirtschaft2022 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 21,4 Milliarden Franken (Platz 13 unter den 26 Kantonen).[25] Mit einem BIP pro Kopf von 64'502 Franken (2022) belegte der Kanton Platz 24 und damit den drittletzten Rang.[26] Im Jahr 2021 machte die verarbeitende Industrie und der Bausektor 29,1 % der Gesamtwertschöpfung im Kanton Freiburg aus. Der Primärsektor (Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei) trug 1,8 % zur Wertschöpfung bei.[27] Die familiengeführte Unternehmensgruppe Liebherr mit Hauptsitz in Bulle ist das grösste Unternehmen im Kanton Freiburg.[28] Im Jahr 2023 hatte der Kanton Freiburg den grössten Anteil an der Schweizer Geflügelproduktion,[29] was auch mit der auf Fleisch- und Geflügelproduktion spezialisierten Micarna AG, mit Standort in Courtepin zusammenhängt. Partnerschaften
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
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