KrAZ-255
Der KrAZ-255 (ukrainisch КрАЗ-255, deutsche Transkription KrAS-255) ist ein schwerer sowjetischer Lastkraftwagen mit Allradantrieb des Fahrzeugherstellers KrAZ, der ab 1967 in Serie gefertigt wurde. Der Lkw wurde und wird in vielen Ländern des ehemaligen RGW-Gebiets und der heutigen GUS-Staaten sowohl militärisch als auch zivil genutzt und ist oberhalb des Ural-375D angesiedelt. FahrzeuggeschichteDer KrAZ-255 ist das Nachfolgemodell des KrAZ-214, die Entwicklung begann Anfang der 1960er-Jahre. Der erste Prototyp mit der Bezeichnung KrAZ-255 war Ende 1962 fahrbereit. Hintergrund der Neuentwicklung war das Ziel, den Zweitakt-Dieselmotor aus dem KrAZ-214 durch ein leistungsfähigeres Aggregat zu ersetzen. Das Jaroslawski Motorny Sawod produzierte ab 1961 neue Viertakt-V-Dieselmotoren. Der wassergekühlte V8 vom Typ JaMZ-238 mit 240 PS (176,5 kW) und einem Hubraum von 14.860 cm³ wurde in den Prototyp eingebaut, der ansonsten weitgehend dem Vorgänger entsprach. Weitere Neuerungen waren eine verbesserte Servolenkung vom MAZ-500 und einige Detailänderungen in der Elektrik. Am äußeren Erscheinungsbild des Lastwagens änderte sich zunächst nichts.[1] Bis 1965 wurde der Prototyp überarbeitet und fortan als KrAZ-255B bezeichnet. Er erhielt neue, breitere Niederdruckreifen, die aus der Entwicklung des KrAZ-253 stammten. Dieser dreiachsige Frontlenker mit dem Fahrerhaus des MAZ-500 ging nie in Serie. Durch diese Änderung wurde der KrAZ-255B etwa 10 cm breiter, die vorderen Kotflügel mussten verbreitert werden, um die Räder vollständig abzudecken. Die Serienfertigung begann erst zwei Jahre später, 1967. Grund war, dass das Motorenwerk in Jaroslawl erst zu diesem Zeitpunkt genügend Motoren mit 240 PS liefern konnte. Der zuvor in größeren Stückzahlen gebaute JaMZ-238A hatte nur 215 PS und war damit nur 10 PS stärker als die letzte Leistungsstufe der Zweitakt-Diesel des KrAZ-214.[1] Motoren aus der JaMZ-238-Familie wurden auch in vielen weiteren Lastwagen, Traktoren und im Transportpanzer MT-LB verwendet. Alle drei Achsen sind über ein sperrbares Verteilergetriebe an den Antriebsstrang angeschlossen. Im Jahr 1979 wurden alle Lastwagen bei KrAZ überarbeitet, wobei keine gravierenden Änderungen vorgenommen wurden. Hauptverbesserung ist das nun verbaute Zweikreisbremssystem. Diese Modelle sind durch eine zusätzliche 1 am Ende der Bezeichnung zu erkennen.[2] Die Fahrzeuge dienen auch als Basisfahrzeuge für Spezialaufbauten wie beispielsweise Mobilkrane, Tankwagen, militärisches Gerät oder Bagger. Wann genau die Produktion eingestellt wurde, ist nicht klar, die Angaben schwanken zwischen 1993[1][3] und 1994.[4] Das Nachfolgemodell des KrAZ-255 ist der KrAZ-260, der jedoch selbst nur bis 1993 gefertigt wurde. Ab 1994 wurde der KrAZ-6322 gebaut, der dem KrAZ-260 ähnelt und ein ähnliches Anforderungsprofil erfüllt. Aufgrund der archaischen Bauweise und der Überbreite (2,75 m statt der in vielen Ländern damals zulässigen 2,50 m) wurden nur relativ wenige Lastwagen exportiert. Dennoch wurden Modellvarianten für den Export in gemäßigtes und in tropisches Klima angeboten. Abnehmer außerhalb des Ostblocks fanden sich mit Finnland und Argentinien.[1] Die DDR importierte den KrAZ-255 in größeren Stückzahlen ebenso wie andere Lastwagen der Baureihe. Ab 1970 kam er bei der NVA zum Einsatz, zivil war er seltener anzutreffen.[5] Von 1967 bis 1993 wurden insgesamt 197.155 KrAZ-255 verschiedener Modifikationen gebaut, davon 160.732 Pritschenfahrzeuge und Fahrgestelle KrAZ-255B bzw. KrAZ-255B1, 29.466 Langholztransporter KrAZ-255L und 6957 Sattelzugmaschinen KrAZ-255W. 27.748 Exemplare aller Varianten wurden exportiert, darin eingeschlossen 533 KrAZ-255L.[1] Formal wäre aufgrund der Überbreite im zivilen Einsatz auch in der Sowjetunion eine Sondergenehmigung mit vorgeschriebener Route für den Betrieb der Lkws nötig gewesen. In der Realität wurde diese Tatsache dort jedoch zumeist ignoriert und die Fahrzeuge von den Behörden stillschweigend im normalen Straßenverkehr toleriert.[1][6] ModellversionenAuf Basis des KrAZ-255 wurden diverse Lastwagen mit unterschiedlichsten Aufbauten gefertigt.[1][7] Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die zivilen Modelle der Fahrzeugfamilie, der Muldenkipper KrAZ-256B, die Pritschenvariante KrAZ-257 und die Sattelzugmaschine KrAZ-258, verfügen nur über Antrieb an den Hinterachsen und sind nicht mit Reifendruckregelanlagen, Breitreifen oder militärischem Zubehör ausgerüstet. Vorgänger dieser Typen war der KrAZ-219. KampfeinsätzeDer LKW ist in vielen Armeen ehemaliger Ostblockstaaten noch in größeren Zahlen vorhanden. So wurde er unter anderem im Russisch-Ukrainischen Krieg von beiden Seiten eingesetzt. Laut dem Oryx-Blog gingen mit Stand Januar 2025 mindestens 33 Fahrzeuge der Ukraine (davon 14 als Pontonbrückenleger PMP) und mindestens 23 Fahrzeuge Russlands (davon neun als Pontonbrückenleger PMP) verloren.[9][10] Technische DatenFür das Grundmodell KrAZ-255B.[2]
Abmessungen und Gewichte
Literatur
Einzelnachweise
WeblinksCommons: KrAZ-255 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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