Lüchow liegt im südlichen Teil des Landkreises Lüchow-Dannenberg. Durch die Stadt fließt der Fluss Jeetzel. Die Landschaft wird durch den im Saale-Komplex entstandenen Drawehn im Westen sowie die größtenteils weichselglazial überformte Lüchower Niederung (Niederterrasse) geprägt, die noch Bestandteil des Elbe-Urstromtales ist. Die örtlich bedeutenden Höhen sind der Kolborner Berg mit 24 m[2] im Osten sowie der etwas niedrigere Jeetzeler Berg im Südwesten.
Der Ort wurde erstmals 1158 urkundlich erwähnt und erhielt 1293 die Stadtrechte. 1320 ging die Grafschaft Lüchow in den Besitz des Hauses Braunschweig-Lüneburg über. Von der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung ist heute nur noch ein Turm vorhanden, der als Glockenturm für die aus dem 13. Jahrhundert stammende St.-Johannis-Kirche genutzt wird. Ein 1555 errichtetes Stadttor, welches die Innenstadt von der Drawehner Vorstadt im Westen trennte, wurde 1793 abgebrochen. Zwischen 1471 und 1473 ließ die Gemahlin von Herzog Otto V. von Braunschweig-Lüneburg, die Gräfin Anna von Nassau-Dillenburg (1440–1513), die Grafenburg zum Schloss ausbauen. Schloss Lüchow diente ihr einige Jahre (1496–1504) als Witwensitz. 1537 wurde Lüchow von der Pest heimgesucht. Im Jahre 1589 brannte die Stadt zum großen Teil ab. Im Jahre 1608 legte eine Feuersbrunst den größten Teil der Stadt Lüchow in Asche.[5]
Die größte Katastrophe in der Geschichte der Stadt ereignete sich im Jahr 1811. Weite Gebiete Lüchows wurden in einem großen Brand vernichtet, der auch das Rathaus und das Schloss zerstörte. 1855 erfolgte die Vereinigung mit den beiden Vorstädten, der Salzwedeler und der Drawehner Vorstadt.
Der polabische Name für Lüchow ist Ljauchüw (geschrieben als Lgauchi oder Lieuschü in älteren deutschen Quellen).
Von 1852 bis 1974 war Lüchow Sitz eines Amtsgerichts. 1972 entstand im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen die Samtgemeinde Lüchow. 2006 wurde die Samtgemeinde Lüchow (Wendland) aus den Samtgemeinden Lüchow und Clenze gebildet.
Eingemeindungen
Zum 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden im Raum Lüchow neu gegliedert und 19 bis dahin eigenständige Gemeinden in die Stadt Lüchow eingegliedert. Eingemeindet wurden Beutow, Bösel, Gollau, Grabow, Jabel, Jeetzel, Kolborn, Krautze, Künsche, Loge, Plate, Ranzau, Reetze, Rehbeck, Saaße, Satemin, Seerau in der Lucie, Tarmitz und Weitsche.[6]
Der Stadtrat von Lüchow hat einschließlich des Bürgermeisters 25 Mitglieder. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Die vergangenen Kommunalwahlen ergaben die folgenden Sitzverteilungen:
Die evangelisch-lutherische St. Johannis-Kirche ist die älteste Kirche von Lüchow, sie ist benannt nach Johannes dem Täufer. Ihre Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg der Landeskirche Hannovers und ist Sitz der Superintendentur. Andere evangelische Einrichtungen in Lüchow sind der Kindergarten St. Johannis, das Altenheim St. Georg, die evang. Lebensberatung Georgshof, die Mensa im Schulviertel und den Friedhof von Lüchow. In Plate steht die für ein Dorf ungewöhnlich große Kirche St.-Marien. Weitere evangelische Kirchen und Kapellen befinden sich in den zu Lüchow eingemeindeten Orten Satemin, Kolborn und Jeetzel.
Eine Neuapostolische Kirche befand sich an der Drawehner Straße. Von 1945 an fanden zunächst neuapostolische Gottesdienste in verschiedenen profanen Räumlichkeiten statt. 1962/63 wurde eine eigene heute noch bestehende Kirche erbaut und 1963 eingeweiht. Die Gemeinde gehörte zur Neuapostolischen Kirche in Norddeutschland. 2016 erfolgte die Profanierung der Kirche.[11]
In Lüchow befinden sich zwei Museen: in einem erhalten gebliebenen Turm des 1811 abgebrannten Lüchower Schlosses das 1930 eröffnete Amtsturm-Museum – das älteste Museum des Landkreises –, das die Geschichte der Lüchower Grafen und die Lüchower Stadtgeschichte präsentiert,[12] sowie seit 2011 das Stones-Fan-Museum, das sich der britischenRockbandThe Rolling Stones widmet.[13] Sie gehören zusammen mit den anderen Museen des Landkreises Lüchow-Dannenberg dem Museumsverbund Lüchow-Dannenberg e. V. an.[14]
Sehenswert sind die naturbelassene Umgebung und einige typisch wendländischeRundlingsdörfer in der Nachbarschaft. In der Innenstadt gibt es viele Fachwerkhäuser. Durch die Stadt führt die Deutsche Fachwerkstraße.
Denkmale
2015 wurden elf Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt.
Am Plater Weg gibt es ein Hallenbad, das bis 2013 energetisch saniert und anschließend als Ganzjahresbad unter dem Namen „LüBad“ wiedereröffnet wurde. Benachbart befindet sich ein „Tennispark und Bowlingcenter“.
Die drei Lüchower Sportvereine FC Lüchow, TuS Lüchow und SV Sporting sind am 1. Januar 2007 zum SC Lüchow verschmolzen.
Heinrich Tessenow (1876–1950), Architekt und Stadtplaner, in Lüchow als Lehrer an der Baugewerkschule tätig
Wilhelm Paasche (1913–1997), Politiker. Er war unter anderem Funktionär in der Zeit des Nationalsozialismus, von 1945 bis 1946 Landrat des Kreises Stormarn und ab 1962 Oberkreisdirektor des Landkreises Lüchow-Dannenberg. Er wohnte am Mühlenberg des Ortsteils Kolborn
Chronik der Stadt Lüchow. Druck- u. Verlagsgesellschaft E. Köhring, Lüchow 1949, 2. unveränd. Nachdruck 1989.
Karl Kowalewski: Lüchow. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zur Geschichte der Jeetzel-Stadt. Stade 1980.
Karl Kowalewski: Der große Brand von Lüchow 1811 und der Wiederaufbau der Stadt. Lüchow 2006.
Karl Kowalewski: Von Altertümern und von Heimatliebe. Notizen und Beobachtungen aus Anlaß des Doppeljubiläums; 75 Jahre Wendländischer Altertumsverein 1905–1980; 50 Jahre Wendländisches Heimatmuseum 1930–1980. Lüchow 1980.
Burghard Kulow: Lüchow (Wendland), Die 50er und 60er Jahre. Horb 2006.
Hans Nordsiek: Von Lüchow nach Salzwedel – auf den Spuren des Mindener Reformators Nicolaus Krage. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins. 53/1981, S. 51–106.
Peter und Torsten Schoepe: Lüchow. Wandel des Stadtbildes in 120 Jahren. Lüchow 1985.
Johann Parum Schultze; Reinhold Olesch (Hrsg.): Fontes linguae Dravaenopolabicae minores et Chronica Venedica J. P. Schultzii (= Slavistische Forschungen. Band 7). Böhlau, Köln und Graz 1967.
Christian Hennig von Jessen: Vocabularium Venedicum (oder Wendisches Wörter-Buch). 1705. Nachdruck besorgt von Reinhold Olesch. – Köln [u. a.]: Böhlau 1959 (Gewährsmann des Pastors C. Hennig von Jessen war der polabisch sprechende Bauer Johann Janieschge aus Klennow).
Hans-Cord Sarnighausen: Kurhannoversche Amtsjuristen in Lüchow (1694–1866). In: GenealogieE. Deutsche Zeitschrift für Familienkunde. Verlag Degener & Co. Insingen, Heft 2/2007, S. 558–573.
Weblinks
Commons: Lüchow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑§ 1, Satzung zur Festlegung der Schulbezirke im Primarbereich der Samtgemeinde Lüchow (Wendland). In: Ortsrecht der Samtgemeinde Lüchow (Wendland). Stand 18. März 2012, S. 36, 37 (PDF (Memento vom 11. März 2016 im Internet Archive); 512 kB).
↑Matthias Blazek: Das Löschwesen im Bereich des ehemaligen Fürstentums Lüneburg von den Anfängen bis 1900. Adelheidsdorf 2006, ISBN 978-3-00-019837-3, S. 93.
↑§ 5 (4), Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Lüchow. In: Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt. Nr. 30, 26. Jahrgang, Hannover 27. Juni 1972.
↑Landtagswahlkreise ab 16. Wahlperiode. Wahlkreiseinteilung für die Wahl zum Niedersächsischen Landtag. Anl. zu § 10 Abs. 1 NLWG, S. 4. (PDF (Memento vom 25. Juli 2011 im Internet Archive); 87 kB).
↑Beschreibung der Wahlkreise. Anlage zu § 2 Abs. 2 Bundeswahlgesetz. In: Achtzehntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes. Anl. zu Artikel 1. Bonn 18. März 2008, S. 325. (PDF (Memento vom 25. Juli 2011 im Internet Archive); 200 kB).