1835/36 absolvierte er einen Sprachaufenthalt in Lausanne und hatte Kontakt zu reformierten Pietisten. 1838 bis 1840 studierte er an der Akademie der Schönen Künste in Florenz, wo er sich mit den Werken Fra Angelicos auseinandersetzte und einen ersten Preis für einen in Öl ausgeführten männlichen Akt gewann.
Die dortige Begegnung mit dem deutschen Nazarener Friedrich Overbeck war entscheidend für Deschwandens kirchlich-religiöses Sendungsbewusstsein, dem er fortan sein Leben und seine Arbeit widmete. Nach der Rückkehr in die Schweiz führte er als ersten kirchlichen Auftrag die Altarbilder für die Peterskapelle in Luzern aus.
1842 machte er Bekanntschaft mit der Düsseldorfer Malerschule und besichtigte Werke des österreichischen Künstlers Eduard von Steinle, eines erfolgreichen Kirchenmalers im Nazarenerstil. In München sah er 1845 die Wandbilder des nazarenisch beeinflussten Klassizisten Peter von Cornelius in der Ludwigskirche und besuchte dessen Schüler, den Historienmaler und Porträtisten Wilhelm von Kaulbach.
Der begabte Bildnismaler Deschwanden wandte sich zusehends der Sakralmalerei zu. Handwerklich brillant schuf er einfache Bildkompositionen mit ausdrucksstarken Figuren in einem erbaulichen Stil. So wurde er im Volksmund auch «Bildermissionar» genannt.[1] Deschwandens Werk umfasst ca. 2000 Gemälde, darunter auch zahlreiche Altarbilder.
Er starb 1881 in den Armen seines Schülers Felice Adolfo Müller (genannt später in Amerika Adolfo Müller-Ury 1862–1947).
Antoniuskirche, in St. Ulrich in Gröden: Altarblatt Hl. Antonius
Pfarrkirche, in Kastelruth: Hochaltarblatt Aufnahme Mariens in den Himmel (1850), Hl. Agnes (1850), Hl. Sebastian, Muttergottes, Hl. Josef
Pfarrkirche St. Lucia, in Campill: Hochaltarblatt Die heilige Jungfrau Agnes erscheint der heiligen Luzia[5]
Kirche St. Ursula, in Platt, Moos in Passeier: Hochaltarblatt Maria mit Kind zwischen den Hll. Ursula und Sebastian (nach RaffaelsSixtinischer Madonna)
Weitere Orte
Parish Church of Tavistock, Devon, England: Maria mit Kind und Dorfkindern [Geschenk von Reverend S. Baring Gould, 1921]
Katholische Zeitgenossen: Melchior Paul Deschwanden. In: Alte und Neue Welt. Illustrirte katholische Monatsschrift 5 (1871), S. 272–274 (mit einer Abb.)
Mathilde Tobler: Ich male für fromme Gemüter und nicht für Kritiker. In: Ich male für fromme Gemüter – Zur religiösen Schweizer Malerei im 19. Jahrhundert. Ausstellungskatalog Kunstmuseum Luzern, Luzern 1985. S. 53–118.