Paul Faust erlernte von 1888 bis 1892 den Orgelbau bei Julius Schwarz in Rostock. Anschließend vertiefte er sich in verschiedenen Werkstätten und legte 1896 die Meisterprüfung bei der Firma Fabritius in Kaiserswerth ab. Zwei Jahre später wurde Faust Geschäftsführer bei der Ernst Bernhard Koch in Barmen und führte dort ab 1904 dessen Werkstatt fort, während Koch das Unternehmen nach Ronsdorf verlegte. Die Barmer Firma wurde 1920 nach Schwelm verlegt.[1]
Carl Bürkle war seit 1941 Gesellschafter. Als er 1960 starb, übernahm seine Witwe die Leitung. Jürgen Dahlbüdding führte die Firma unter dem Namen „Schwelmer Orgelbau Jürgen Dahlbüdding KG“ fort, bis sie 1982 erlosch.[1]
Werk
Faust stand in der direkten Tradition von Ibach und Koch und bezeichnete sich zunächst als B. Koch’s Nachf. vormals Ibach’s Nachf.[2] Insgesamt schuf Faust bis 1953 etwa 260 Orgelneubauten, von denen die meisten im Laufe der Zeit ersetzt wurden. Sein Wirkungskreis konzentrierte sich auf das südliche Westfalen und das angrenzende Rheinland. Vereinzelt wurden Werke ins Ausland exportiert. Er verwendete zunächst Kegelladen, ab 1920 setzte er Taschenladen ein. Die Trakturen waren pneumatisch oder elektrisch. Seine Prospektgestaltung war vom Jugendstil, in späteren Jahren vom Art déco geprägt. Nach Fausts Tod baute die Firma wieder Schleifladen.[1]
Ursprünglich als Dachbodenorgel erbaut, 1958 durch Stockmannnach Herz-Jesu-KircheHamm/Bockum-Hövel hinter einen stummen Freipfeifenprospekt versetzt und auf II/14 (17) erweitert (siehe Foto); 2023 an privat verkauft; pneumatische Taschenladen[13]
Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 40. 2 Bände). Schott, Mainz 2005, ISBN 978-3-7957-1342-3.
Hannalore Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. Ardey-Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-87023-245-0.
Hannalore Reuter, Helmut Klöpping: Der Westfälische Orgelbauer Paul Faust und sein Erbe. In: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Bd. 76, Aschendorff, Münster 1998, ISSN0043-4337, S. 160–216.