Reform der KarwochenliturgieEine Reform der Liturgie der Karwoche wurde in der römisch-katholischen Kirche in den Jahren 1951 bis 1956 unter dem Pontifikat Papst Pius’ XII. durchgeführt und veränderte vor allem die Feier des Palmsonntags, des Gründonnerstags, des Karfreitags und der Osternacht. Weitere Änderungen ergaben sich ab 1969 durch die Liturgiereform infolge der Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils Sacrosanctum Concilium über die heilige Liturgie. Historische EntwicklungDie Feier der Auferstehung Jesu Christi wurde seit dem 2./3. Jahrhundert als Vigil, das heißt Nachtwache, in der Nacht zum Ostersonntag gefeiert, woraus sich die Bezeichnung Osternacht bzw. Ostervigil ableitet. In zwei aufeinanderfolgenden Phasen, einer nächtlichen Trauerphase und einer morgendlichen Freudenphase mit österlicher Eucharistiefeier, wird des rettenden Handelns Gottes an den Menschen gedacht. In den folgenden Jahrhunderten kamen ein Taufgottesdienst (4. Jahrhundert) und eine Lichtfeier (ab dem 6./7. Jahrhundert) hinzu; die Osternacht wurde die „Taufnacht des Jahres“.[1] Seit dem 4. Jahrhundert entfaltete sich die Osterfeier in ein erstes Triduum Sacrum mit Schwerpunkt auf dem Gedächtnis des Leidens und Sterbens Jesu (Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag) und ein zweites als Gedächtnis der Auferstehung (Ostersonntag bis Osterdienstag). Seit der Spätantike verselbständigten sich die einzelnen Tage und ihre liturgischen Feiern.[2] Die Liturgie der Osternacht als Nachtwache dauerte mehrere Stunden. Mit der Zeit ging die Zahl an Erwachsenentaufen immer weiter zurück, und die Zeitdauer der Vigil verkürzte sich ab dem 6. Jahrhundert; schließlich endete die Feier der Osternacht schon vor Mitternacht. Die Spendung der Taufe entfiel, die Weihe des Taufwassers blieb erhalten.[3] Ab dem 8. Jahrhundert begann man unter gallischem Einfluss immer früher am Abend, am Nachmittag und schließlich bereits am Vormittag des Karsamstags mit der Feier. Der Vorschrift, die Vigilfeier könne erst nach der Non beginnen, tat man Genüge, indem man die Non ebenfalls vorverlegte. Die Karmette zum Karsamstag begann ohnehin bereits am Abend des Karfreitags.[4] Dies geschah zunächst mit kirchlicher Duldung, bis Papst Pius V. hieraus eine Vorschrift machte und die Abendmessen selbst am Vorabend von Ostern untersagte.[5] Im Missale Romanum von 1570 war die Osternacht festgelegt mit den Bestandteilen Feuerweihe – Lichtfeier – Wortgottesdienst (Altes Testament) – Taufwasserweihe – Wortgottesdienst (Neues Testament) – Eucharistiefeier – Vesper.[6] Auch am Gründonnerstag war seit 1570 der Termin für die einzige heilige Messe der Vormittag. Neuordnung ab 1951Eine bedeutende Veränderung des Missale Romanum brachte die in den Jahren 1951 bis 1956 unter Papst Pius XII. durchgeführte Neuordnung der Liturgie der Karwoche und der Osternacht. Im Zuge der liturgischen Erneuerung im 20. Jahrhundert war die Auferstehungsfeier am Morgen des Karsamstags zunehmend als unpassend empfunden worden. Zum einen führte der frühe Zeitpunkt der Feier dazu, dass die Auferstehungsfeier mitten im Tag der eigentlichen Grabesruhe Christi lag, zum anderen wurde anschließend trotz des Osterjubels in der heiligen Messe weiter gefastet, denn das Osterfasten endete erst mittags. Die Gläubigen konnten zudem an den morgendlichen Gottesdiensten des Triduum Sacrum in der Regel nicht teilnehmen, weil die Kartage nicht mehr, wie im Mittelalter, als Feiertage begangen wurden, sondern seit Beginn der Neuzeit zu normalen Arbeitstagen geworden waren. Papst Urban VIII. strich infolgedessen das Triduum Sacrum aus der Liste der gebotenen Feiertage. Die wichtigsten Feiern im Kirchenjahr fanden nun oft als reine Klerikergottesdienste statt.[7] Schon in den 1930er-Jahren gab es daher Versuche auf Gemeindeebene, die Auferstehungsfeier in die Osternacht zurückzuverlegen. Wichtige Impulse kamen aus der liturgiewissenschaftlichen Forschung, vor allem von dem Maria Laacher Benediktiner Odo Casel. In den 1940er-Jahren wurde das Anliegen dem Papst vorgetragen. Pius XII. beauftragte die Kongregation für die Riten 1946 mit der Überarbeitung des Ordo Hebdomadae Sanctae, der liturgischen Ordnung für die heilige Woche. Am 9. Februar 1951 erließ diese Kongregation auf Geheiß des Papstes ein Dekret zur Wiederherstellung der Ostervigil, Dominicae resurrectionis vigiliam. Die Regelungen galten zunächst „ad experimentum“ für ein Jahr, 1952 wurden sie für drei weitere Jahre verlängert. Am 16. November 1955 erließ die Ritenkongregation das Generaldekret Maxima redemptionis nostrae mysteria, mit dem die ganze Liturgie der heiligen Woche in einem Ordo hebdomadae sanctae restitutus („Erneuerte Ordnung der heiligen Woche“)[8] neu gefasst wurde. Der Ordo trat am Palmsonntag, den 25. März 1956 in Kraft. Wesentliche Neuerung war die Anordnung einer hora competens („angemessenen Uhrzeit“)[9] für die liturgischen Feiern. So fand nun die Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag wieder am Abend statt, die Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag zur biblisch überlieferten Sterbestunde Jesu (der „neunten Stunde“ = 15 Uhr) und die Auferstehungsfeier in der Nacht zum Ostersonntag. Damit sollte erreicht werden, dass alle Gläubigen leichter an den Feiern teilnehmen könnten und die Gottesdienste nicht weiter von Klerikern ecclesiarum aulis saepe quasi desertis („in oft leeren, verlassenen Kirchen“) vollzogen würden. Die Zeiten für das Stundengebet wurden entsprechend angepasst.[10] Tiefgreifender war die deutliche Veränderung der Rubriken und Messformulare, und zwar nicht aus historischen Gründen durch „Musealrestauration“ einer bestimmten Phase ihrer Entwicklungsgeschichte, sondern aus seelsorglichen Gründen: „dass die Gläubigen die ehrwürdigen Gottesdienste dieser Tage […] leichter besuchen und frömmer und fruchtbarer mitfeiern können“.[11] Neben dem feierlichen Vollzug der Liturgie mit einer größeren Anzahl von liturgischen Diensten („Ritus sollemnis“) gab es nun eine einfache Form („Ritus simplex“). Die Aufgaben des Diakons im feierlichen Ritus konnten ab 1957 im Ritus simplex von einem zweiten Priester oder von einem Diakon übernommen werden, auch wenn kein Subdiakon mitwirkte. So wurde auf die Möglichkeiten und Grenzen auch kleiner Gemeinden Rücksicht genommen.[12] Ab 1969 ergaben sich weitere Änderungen im Rahmen der Liturgiereform, die dem Zweiten Vatikanischen Konzil folgte, das bestimmt hatte: „Die Riten mögen den Glanz edler Einfachheit an sich tragen und knapp, durchschaubar und frei von unnötigen Wiederholungen sein.“[13] Liturgische VeränderungenLiturgische GewänderBis zur Reform trugen Diakon und Subdiakon am Palmsonntag, am Karfreitag und in der Osternachtfeier nicht Dalmatik und Tunicella, sondern eine vorn nach oben gefaltete Kasel (Planeta plicata) bzw. eine breite Stola (Stola latior).[14] Dieser Gebrauch der liturgischen Gewänder, der aus der Zeit vor der Einführung von Dalmatik und Tunicella beibehalten wurde, war vorgeschrieben für Kathedral-, Kloster- und Pfarrkirchen; an kleineren Kirchen war er nicht gestattet. Die Trageform geriet jedoch bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr aus der Übung.[15] Bereits vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, mit dem neuen Codex Rubricarum von 1960 (Nr. 137), wurde diese Variante in der liturgischen Kleidung dann komplett, also auch für Advent, Fastenzeit und Quatembertage, gestrichen.[16] Liturgische Farben
Zeiten der Gottesdienste
Lesung der PassionDie Lesungen der Passion am Palmsonntag, am Dienstag und Mittwoch der Karwoche und am Karfreitag sind seit der Reform nicht mehr in zwei unterschiedliche Teile gegliedert. Wurde der Großteil der Passion im Ferialton gesungen oder gelesen, trug man den letzten Teil im feierlicheren Evangelienton vor. Unterbrechend wirkte auch das zu jeder Verkündigung des Evangeliums gehörende Gebet des Zelebranten „Munda cor meum“. Das Evangelienbuch wurde, außer am Karfreitag, inzensiert. Nach der Reform wurde das Gebet „Munda cor meum“ durch den Zelebranten vor Beginn der Passion gebetet, diese aber nicht im Evangelienton, sondern komplett im Ferialton gesungen oder aber gelesen.[26] Veränderungen in der Liturgie des PalmsonntagsDer Palmsonntag wurde neu Dominica II Passionis seu in palmis, „Zweiter Passionssonntag oder Palmsonntag“, genannt. Allerdings setzte sich die Bezeichnung Zweiter Passionssonntag nicht durch.[27] Seit 2002 heißt er liturgisch Dominica in palmis de Passione Domini, „Palm- und Passionssonntag“.[28] Die Palmprozession erhielt gegenüber der Palmweihe ein größeres Gewicht.[29] Die Anzahl der Orationen zur Palmweihe wurde reduziert und die Weihepräfation mitsamt einem Sanctus unterblieb gänzlich. Bis 1955 war die Palmweihe eine Missa Sicca und fand mitten vor dem Hochaltar oder an seiner Epistelseite statt. Nach 1955 fand diese an einem anderen Ort als die nachfolgende Messe statt, etwa in einer Kapelle; die Palmprozession zog von dort zur Kirche. War das nicht möglich, sollte die Palmweihe in der Kirche nicht am Altar, sondern an einer Kredenz stattfinden, die Palmprozession sollte von dort einen längeren Weg (per aliquam viam longiorem) nehmen, möglichst außerhalb des Kirchenraumes. Dazu war Rot als die liturgische Farbe für Palmweihe und Prozession vorgegeben, um den Gedanken an das Königtum Christi hervorzuheben. Für die Messe blieb die liturgische Farbe noch bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil Violett. Beim Segensgebet über die Zweige wurde auf die Einengung auf die nur im Mittelmeerraum zur Verfügung stehenden Palmzweige (palmarum rami) oder Olivenzweige (olivarum rami) verzichtet, gegebenenfalls galt der Segen „diesen Zweigen“ (hos arborum ramos). Beim Einzug in die Kirche unterblieb das dreimalige Anklopfen mit dem Schaft des nun nicht mehr violett verhüllten Vortragekreuzes an die geschlossene Kirchentür.[30] Auch die Lesung der Passion wurde gekürzt. Wurde allerdings früher stets die Passion nach Matthäus vorgetragen, so wurde seit 1969 je nach Lesejahr die Passion eines der synoptischen Evangelien gelesen. Montag, Dienstag und Mittwoch der KarwocheDie zusätzlichen Orationen „Gegen die Verfolger der Kirche“ („Contra persecutores Ecclesiae“) in den Messfeiern der Kar- und Osterwoche entfielen. Bei der Verlesung der jeweiligen Passion (nach Markus bzw. Lukas) am Dienstag und Mittwoch fällt ab 1955 der Abschnitt vom letzten Abendmahl weg. Mit der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1969 eingeführten Leseordnung entfällt die Lesung der Passion an den Werktagen der Karwoche ganz. GründonnerstagDie Verlegung der Fußwaschung (Mandatum) in die Messe vom letzten Abendmahl war die deutlichste Veränderung; vorher fand sie „zu geeigneter Stunde“ statt: in der Mette am Morgen oder separat nach der morgendlichen heiligen Messe und der Entblößung des Altars.[31] Dieser Ritus wird verpflichtend in Bischofs- und Abteikirchen vollzogen, kann aber seit der Reform auch in Pfarrkirchen gefeiert werden.[32] Die Reform von 1955 ging noch von der Fußwaschung an zwölf (älteren) Männern aus, das Missale von 1970 nennt keine Anzahl, spricht aber weiterhin von Männern. In der abendlichen Messe soll nun auch eine Homilie gehalten werden.[33] Weiterhin sollen während des Gloria, genau wie in der Osternacht, die Glocken geläutet werden; an Orten mit mehreren Kirchen sollen jedoch die Glocken aller Kirchen zur gleichen Zeit läuten wie in der Kathedral- oder Hauptkirche.[34] Beim Agnus Dei endet auch die dritte Anrufung mit Miserere nobis „Erbarme dich unser“, das folgende Gebet des Priesters Domine Jesu Christe, qui dixisti entfällt, ebenfalls der Friedenskuss, der bereits vor der Reform Pius’ XII. ausgelassen worden war. Die Entlassformel lautet wie in anderen Messen, bei denen eine Fortsetzung folgt, statt Ite missa est Benedicamus Domino. Der Schlusssegen und das Schlussevangelium entfallen.[35] Am Gründonnerstag sind Privatmessen seit der Reform untersagt. Die Weihe der heiligen Öle in Kathedralkirchen ist nicht mehr Teil der Messe vom letzten Abendmahl, sondern wird in der Chrisammesse am Morgen des Gründonnerstags vollzogen. Die Ölweihe findet (wie die Palmweihe am Palmsonntag) nicht länger am Hochaltar, sondern an einer Kredenz statt. Der Tabernakel soll leer sein, die Hostien für die Messfeier am Gründonnerstag und die Liturgie am Karfreitag werden in der Messe vom letzten Abendmahl konsekriert. Für die Übertragung des Allerheiligsten wird nicht mehr nur eine einzelne Hostie verwendet, sondern das Ziborium mit den konsekrierten Hostien, mit einem Velum verhüllt, wird in Prozession zu einem Repositionsaltar in einer Kapelle oder einem Seitenaltar der Kirche übertragen (Repositio sacramenti).[36] Zuvor war üblich, dass der Priester die Hostie für den Karfreitag in den Kelch legte, den er mit einer umgedrehten Patene und der Palla bedeckte. Der Kelch wurde mit einem Korporale, das mit einem Band um den Kelchknauf fixiert wurde, umschlossen und blieb bis zur Übertragung auf den Repositionsaltar auf dem Altar stehen. Daher verlief die heilige Messe ab der Kommunion nach den liturgischen Regeln einer Messe vor ausgesetztem Allerheiligsten: Der Priester beugte das Knie, wenn er vor der Altarmitte herging; wenn er sich zur Entlassungsformel und zum Schlusssegen zur Gemeinde wandte, tat er dies nicht in der Mitte des Altars, sondern von der Evangelienseite aus, um dem Allerheiligsten nicht den Rücken zuzuwenden.[37] Diese Vorschriften entfielen mit der Reform. Nach der Reposition beteten die Kleriker die Vesper. Danach wurden die Altäre vom Zelebranten in Albe und violetter Stola mit seiner Assistenz entblößt, „entkleidet“; dabei wurde der Psalm 22 mit der Antiphon Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen gesprochen. Die Altartücher und jeder Schmuck wurden abgenommen, nur ein verhülltes Kruzifix und einige Leuchter blieben auf dem Altar[38] oder wurden ebenfalls entfernt. Dann wurden die Altäre mit Wein und Wasser abgewaschen. Dieser Ritus bedeutete den Beginn der Zeit ohne Messfeier und erinnerte an die Einsamkeit und Verlassenheit Jesu und seine Entblößung zu Beginn der Passion.[39] Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erfolgt die Entblößung erst nach Abschluss der Feier, die Abwaschung ist entfallen. Die Anbetung des Allerheiligsten am Repositionsaltar (sogenannte Ölbergstunde) soll laut der zum Dekret gehörenden Instructio wenigstens bis Mitternacht dauern; zu diesem Zeitpunkt wird das Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie abgelöst von der Erinnerung an die Passion Jesu. Die Ausstattung des Repositionsortes soll von „ernster Schlichtheit“ sein, die Anbetung nach Mitternacht „ohne jede Feierlichkeit“.[40] KarfreitagDie alte Bezeichnung Feria Sexta in Parasceve[41] („Freitag an Parasceve“, d. h. „am Rüsttag“) wurde durch Feria Sexta in Passione et Morte Domini[42] („Freitag vom Leiden und Sterben des Herrn“) ersetzt. Die Struktur der Karfreitagsliturgie blieb gleich. In der Feier vom Leiden und Sterben Christi wird kein Weihrauch verwendet. Nach der einleitenden Prostratio wird nun eine Oration gesprochen. Der Altar wird erst zu den Großen Fürbitten und nicht bereits während der Prostratio mit einem Altartuch bedeckt. Auch bei der „Fürbitte für die Juden“ beugen die Gläubigen nun das Knie. Der Text blieb 1955 unverändert, er wurde seitdem zwischen 1958 und 1970 schrittweise geändert. Die Fürbitte „für die Irrgläubigen und Abtrünnigen“ erhielt neu die Überschrift „Für die Einheit der Kirche“.[43] Zur Kreuzverehrung wird von Diakon oder Priester ein Kruzifix in den Altarraum getragen, das von zwei Ministranten mit Leuchtern begleitet wird. Vor der Reform standen das verhüllte Kruzifix und die Leuchter wie in der vorhergegangenen Passionszeit auf dem Altar, das Kruzifix wurde zur Kreuzverehrung vom Altar geholt, enthüllt und nach der Kreuzverehrung wieder dorthin zurückgetragen.[44] Die Kreuzverehrung wurde dahingehend vereinfacht, dass statt drei doppelten Kniebeugen drei einfache Kniebeugen erfolgten. Auch die Verwendung eines violetten Kissens mit einem das Grabtuch symbolisierenden weißen Leinentuch, auf die das Kreuz bei der Kreuzverehrung gelegt wurde, entfällt in der neuen Feier vom Leiden und Sterben Christi. Das Kruzifix wird bei der Verehrung von zwei Akolythen oder Ministranten oder auch dem Zelebranten selbst gehalten, die mittig auf den Altarstufen der Gemeinde zugewandt stehen. Stattdessen können auch Leuchterträger die Kreuzverehrung begleiten. Dann stellen die Ceroferare zu Beginn der Fußfälle die Leuchter neben das Kruzifix und verharren kniend zur Rechten und zur Linken.[45] Vor der Reform verblieben die Leuchter auf dem Altar und wurden gegen Ende der Kreuzverehrung angezündet, vor der Prozession mit dem Allerheiligsten.[46] Dass der Zelebrant und seine Assistenz zur Kreuzverehrung die Schuhe ablegen, ist nicht mehr vorgeschrieben, aber fakultativ möglich.[47] Zur Prozession, bei der das Allerheiligste vom Repositionsaltar zum Hochaltar getragen wird, sang man nicht mehr den Hymnus Vexilla regis,[48] sondern es waren zunächst drei kurze Antiphonen vorgesehen.[49] In der weiteren Entwicklung ab 1970 setzte sich zur Übertragung Stille durch.[50] Die Kommunion in Form der am Gründonnerstag vorgewandelten Gaben wird auch den Gläubigen gespendet. Die alten, an die heilige Messe erinnernden Riten der Präsanktifikatenmesse wurden durch eine vereinfachte Kommunionfeier ersetzt, so wurden zum Beispiel die Elevation der Hostie und die archaische Kontaktkonsekration von Wein durch das Einsenken eines Bruchstücks der Hostia praesanctificata abgeschafft. Eine weitere Änderung betraf die liturgischen Gewänder und deren Farbe. Trug der Zelebrant vor der Reform nahezu bei der gesamten Feier eine schwarze Kasel, die er allein zur Kreuzverehrung ablegte, trug er nach der Reform im ersten Teil der Feier gar kein liturgisches Obergewand, sondern nur Albe und schwarze Stola. Zu den Großen Fürbitten, die nun nicht mehr an der Epistelseite, sondern in der Mitte des Altares gebetet wurden, legte der Hauptzelebrant dann einen schwarzen Chormantel an und zur Kommunionfeier eine violette Kasel. Diakon und Subdiakon trugen entsprechend Dalmatik und Tunicella (schwarz zu den Fürbitten, violett zur Kommunionfeier); die gefalteten Kaseln (schwarz) und die Stola latior wurden auch in der Karfreitagsliturgie abgeschafft. Neu war auch, dass Diakon und Subdiakon nicht mehr geradlinig hinter dem Zelebranten gestaffelt auf den Stufen des Altares standen, sondern den Zelebranten bei den Großen Fürbitten flankierten. Osternacht
StundengebetFür die gemeinsame Feier des Stundengebets von Gründonnerstag bis Ostern legte das Dekret Maxima redemptionis nostrae mysteria fest:[61]
Verbreitung der Reformen Pius’ XII.In der Grabeskirche von Jerusalem wird die Liturgie der Osternacht nach wie vor am Vormittag des Karsamstags gefeiert, da der aus dem 19. Jahrhundert stammende Status quo zur zeitlichen Nutzung der Grabeskirche durch die verschiedenen Konfessionen einer Verlegung entgegensteht. Die Gemeinschaften in voller Einheit mit dem Papst, die die Liturgie von 1962 feiern, wie etwa die Priesterbruderschaft St. Petrus, begehen die Karwochenliturgie nach der Neuordnung Pius’ XII., ebenso die Priesterbruderschaft St. Pius X., die keinen kanonischen Status in der römisch-katholischen Kirche hat. Einige sedisvakantistische Gruppierungen wie die Congregation of Mary Immaculate Queen lehnten die Reform von 1955 als nicht rechtmäßig ab und praktizieren weiter die bis dahin geltende Form der Karwochenliturgie. 2018 gewährte die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei einigen altrituellen Gemeinschaften einen Indult, auf drei Jahre ad experimentum die Karwoche wieder nach den liturgischen Büchern von vor 1951/56 feiern zu dürfen; es muss dabei jedoch die von Papst Benedikt XVI. überarbeitete Form der Karfreitagsfürbitte für die Juden verwendet werden.[62] Nach Ablauf des Indultes ad Experimentum ist die Verwendung der präpianischen Kar- und Osterliturgie uneinheitlich. Im Kontext des Motu Proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus vom 16. Juli 2021 hat beispielsweise das Generalvikariat für die Diözese Rom den Gebrauch aller älteren als die 1962er-Liturgie im Bistum untersagt, so dass die von der FSSP betreute römische Personalpfarrei Santissima Trinità dei Pellegrini seit 2022 anders als in den Jahren der Gültigkeit des betreffenden Indultes wieder die 1962er-Liturgie zelebriert[63][64], in der FSSP-Niederlassung in Auckland (Neuseeland) wird hingegen weiterhin die Liturgie von 1951/55 gefeiert.[65][66][67] Den deutschen Sprachraum betreffend wurde 2022 z. B. in der FSSP-Gemeinde Regensburg anders als in den Jahren während der Gültigkeit des Indultes wieder die 1962er-Liturgie gefeiert.[68] Für die FSSP-Gemeinde München lassen die Hinweise zum Ablauf des Palmsonntages denselben Rückschluss auf Verwendung des 1962er-Ritus zu.[69] Seit 2018 wurde die Karwoche dort ebenfalls nach den Büchern von 1951/55 zelebriert. Im Kloster Maria Engelport (Institut Christus König und Hohepriester /Status: innerhalb der röm.-kath. Kirche) wird die Liturgie der Karwoche nach den Büchern von 1951/55 zelebriert.[70][71] Literatur
Einzelnachweise
Information related to Reform der Karwochenliturgie |