Der hebräische Name שָׂרָה sa'ra geht auf ein gleichlautendes Wort mit der Bedeutung „Herrin“, „Fürstin“ zurück.[1] Damit handelt es sich um einen Namen, der ursprünglich wohl den sozialen Rang der Namensträgerin beschreiben sollte.[2] Er geht auf die biblische Gestalt Sara (zunächst שָׂרַי śāraj) zurück (Gen 17,15 EU u. ö.). Daher zählte der Theologe Martin Noth in seiner Dissertation von 1928 den Namen nicht zum tatsächlich gebrauchten althebräischen Namensgut, sondern hält ihn für eine künstliche Bildung oder schriftstellerische Erfindung des Autors in Bezug auf die biblische Sara-Gestalt.[3] Der Theologe Johann Jakob Stamm hingegen spricht sich unter Verweis auf die Analogien in der akkadischen und ägyptischen Namensgebung für die Authentizität des Namens als Name und nicht als Titel oder Ehrenbezeichnung aus.[4]
Verbreitung
International
In Israel ist Sara(h) ein beliebter Frauenname. Im angelsächsischen Raum erfreut er sich ebenfalls großer Beliebtheit, und seit den 1970er Jahren wird er auch im deutschen Sprachraum häufig vergeben. Kaum verbreitet ist er im romanischen Sprachraum sowie außerhalb der westlichen Welt und Israels.
In Bosnien und Herzegowina war er im Jahr 2021 der am häufigsten vergebene Mädchenname.[6] Darüber hinaus ist er heute vor allem in Israel (Rang 5, Stand 2020)[7], Kroatien (Rang 8, Stand 2021)[8], den Niederlanden (Rang 12, Stand 2021)[9] und Ungarn (Rang 14, Stand 2021)[10] beliebt.
Sarah
Auch in der Variante Sarah ist der Name international weit verbreitet, jedoch weniger beliebt als Sara.[11] In den Niederlanden belegte Sarah im Jahr 2021 Rang 22 der Liste der beliebtesten Vornamen.[12]
Im englischen Sprachraum war der Name vor allem von den 1970er bis 1990er Jahren beliebt. In Neuseeland war Sarah von 1974 bis 1989 in jedem Jahr der meistgegebene Vorname. Danach, insbesondere ab der Mitte der 2000er Jahre, sank seine Popularität, und er gehört seit 2020 nicht mehr zu den 100 beliebtesten Mädchennamen des Landes.[13] Ein ähnliches Bild zeigt sich in Australien, wo der Name zwischen 1981 und 1994 Rang 2 unter den am häufigsten vergebenen Vornamen belegte. Danach sank seine Beliebtheit, sodass er zuletzt nur noch Rang 96 belegte (Stand 2021).[14] Auch im Vereinigten Königreich sank die Popularität des Namens seit der Jahrtausendwende beständig.[15][16][17] In den USA gehörte Sarah sowohl im ausgehenden 19. Jahrhundert als auch von der Mitte der 1970er bis in die 2000er Jahre hinein zu den beliebtesten Mädchennamen.[18] Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Kanada.[19]
Deutscher Sprachraum
In Österreich war der Name vor allem in der Schreibweise Sarah beliebt. Zwischen 1992 und 2012 belegte er stets einen Platz unter den 10 beliebtesten Mädchennamen des Landes. Zuletzt wurde er jedoch seltener vergeben und belegte im Jahr 2020 Rang 26.[20] Demgegenüber nahm die Popularität der Variante Sara seit den 2000er Jahren zu. 2020 stand der Name in dieser Schreibweise auf Rang 29.[21]
In der Schweiz waren in den 1990er und frühen 2000er Jahren beide Schreibweisen des Namens beliebt. Bis 2008 zählten dort beide Varianten zu den 10 meistvergebenen Mädchennamen. Seit 1998 wurde dabei mit Ausnahme der Jahre 2004, 2006, 2007 und 2008 die Variante Sarah häufiger gewählt. Seit 2009 gehört Sarah nicht mehr zu den 10 beliebtesten Vornamen und sank in der Beliebtheit auf Rang 69 im Jahr 2020.[22] In der Schreibweise Sara hielt sich der Name bis 2014 unter den zehn beliebtesten weiblichen Vornamen. Seitdem wird er seltener vergeben, zählt jedoch immer noch zu den 30 beliebtesten Vornamen des Landes.[23]
In Deutschland stieg die Popularität des Namens ab den späten 1960er Jahren sprunghaft an. Bereits in der Mitte der 1970er Jahre war er unter den 100 meistvergebenen Vornamen.[24] Von 1983 bis 2003 zählte er durchgängig zu den 10 beliebtesten Mädchennamen des Landes.[25] Inzwischen hat seine Beliebtheit merklich abgenommen.[24] 2021 belegte er noch Rang 32.[26] Bei der statistischen Erfassung wurden Sara und Sarah als gleichlautende Varianten desselben Namens zusammengefasst.[25][26] Eine stichprobenartige Auswertung der Geburten von 2006 bis 2018 ergab, dass etwa 68 % der Namensträgerinnen den Namen in der Schreibweise Sarah tragen, während an etwa 32 % die Variante Sara vergeben wurde.[24] Eine genauere Analyse zeigt jedoch, dass die Vergabe der Variante Sara in den vergangenen Jahren zunahm,[27] während Sarah immer seltener vergeben wird.[28]
↑Wilhelm Gesenius: Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 18. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-25680-6, S.1299.
↑Helene Friesen: Untersuchung zu den hebräischen Frauennamen der biblischen und rabbinischen Literatur. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der philosophischen Fakultät der Universität zu Köln im Fach Judaistik. Köln 2019, S.114 (uni-koeln.de [PDF]).
↑Martin Noth: Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namensgebung. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1928, S.9f.
↑Johann Jakob Stamm: Hebräische Frauennamen. In: Benedikt Hartmann u. a. (Hrsg.): Hebräische Wortforschung. Festschrift zum 80. Geburtstag von Walter Baumgartner. Koninklijke Brill N.V., Leiden 1967, S.326f.
↑Sara. In: Vornamen Weltweit. Matthias Grönert, abgerufen am 21. Juni 2022.