Una H. MoehrkeUna Helga Moehrke (* 7. Juli 1953 in Hannover) ist eine deutsche bildende Künstlerin mit Schwerpunkt Malerei, Zeichnung und Performance und experimentellem Text. LebenUna H. Moehrke studierte Freie Malerei an der Universität der Künste Berlin (1980 Meisterschülerabschluss bei Raimund Girke), sowie Kunstgeschichte, Religionsgeschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Sie erhielt Stipendien vom Senat Berlin, vom Land Niedersachsen, vom DAAD und Preise der Ilse-Augustin-Stiftung, Berlin, der Bundesgartenschau in Berlin und vom Baer Art Center, Island.[1] Ausstellungen, Preise, Residencies und Stipendien führten sie nach Toronto, New York, Paris, Korea und Island. Nach Lehraufträgen und Gastprofessuren in Berlin, Lüneburg, Kiel, Braunschweig und Dresden wurde sie 1994 als Professorin an die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle berufen. Sie lehrte bis 2018 an der Fakultät Kunst und war Professorin für Kunst und Kunstvermittlung (Kunsterziehung/Kunstpädagogik/Bildnerische Grundlagen/Bildende Kunst).[2] Ulf Aminde, Kathrin Ganser, Irmela Gertsen, Georg Lisek, Julian Plodek, Luise von Rohden, Juliane Schickedanz, Jochen Schneider und Ella Ziegler u. a. studierten bei Una H. Moehrke. Neben ihrer Lehre verfolgte Moehrke ihr eigenes, überwiegend malerisches und zeichnerisches Werk. Una H. Moehrke ist Mitglied des Internationalen Künstlergremiums und außerordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. Sie lebt in Berlin. LehreIn der Lehre verband Una H. Moehrke auf experimentelle und multimediale Weise eine gesellschaftsbezogene Kunstvermittlung mit künstlerischen Interventionen in Museen, Galerien, Theatern und der Arbeitswelt. Ihre Lehre basiert auf der Erfahrung, dass sich künstlerisches Arbeiten im Dialog mit biografischen und kunstreflexiven Prozessen vollzieht. Im Rahmen von Symposien und Katalogpublikationen wurden mehrstufige Forschungsprojekte realisiert. In dem Projekt Geometrie der Arbeit aus dem Jahr 2008[3] wurden sowohl künstlerische Recherche- und Reflexionsprozesse zur Heterogenität des aktuellen Arbeitsbegriffs und dessen unterschiedlichen Erscheinungsformen vorgestellt, als auch künstlerische Transferprojekte in konkreten Arbeitsmilieus dokumentiert. Ein Symposium in der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) in Leipzig diskutierte Geometrie der Arbeit in seiner soziologischen, kunsttheoretischen und ökonomischen Perspektive. Im Mittelpunkt eines weiteren, kunsttheoretischen Forschungsprojektes Im Modus der Gabe aus dem Jahr 2011[4] stehen Modelle aus Theater, bildender Kunst und Performance, in denen Prozesse des Austauschs, des Transfers und der Reziprozität wirksam sind. Angesichts der performativen Entwicklung der Gegenwartskünste untersuchen die Beiträge, inwieweit die aus ethnologischer, philosophischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive entfalteten Konzepte der Gabe (Marcel Mauss, Maurice Godelier, Jacques Derrida, Bruno Latour, Paul Ricœur u. a.) sich als tragfähig erweisen, um das Selbstverständnis gegenwärtiger, künstlerischer Praxis im Spannungsfeld von Autonomieanspruch und sozialer Wirksamkeit zu reflektieren. Die Ausstellung und Veranstaltungsreihe erreger – | EIGEN frequenz[5] aus dem Jahr 2018, zu Wahrnehmung, Vermittlung und Sichtbarkeit von Geben, Nehmen und Weitergeben, war die letzte Präsentation Moehrkes im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit. Im Zusammenspiel mit den Arbeiten der Professorin wurden insgesamt 27 unterschiedliche Positionen zum Phänomen der Gabe und dem Prinzip von Impuls und Resonanz in der Burg Galerie Halle präsentiert. WerkDas künstlerische Werk von Una H. Moehrke umfasst Malerei, Zeichnungen, Performances und experimentelle Texte, die auch als Lecture Performances vorgetragen und mit lautgedichtlichen Aspekten, rein zufälligen Textfragmenten sowie Zitaten zusammengesetzt werden. Den Kontext für die Arbeiten bildet ein philosophisches Bilddenken, das ohne Figuration Weite schafft und universelle Fragen stellt (Lyrische Abstraktion, Informel). Ausgehend vom fotografischen und performativen Selbstporträt auf dem Wasserspiegel (1980er Jahre) entwickelte die Künstlerin in Fortführung des Autoporträts abstrakte Köpfe in Ölmalerei (Ende 1990er). Aus dem ursprünglichen Kopf- und Spiegelbild-‚Ikon’ extrapolierte sie abstrakte Flächen, die sich als weitgehend monochrome Bilder darstellen. Moehrke verfolgt die Reduktion von Linie und Farbflächen. In der Malerei entstehen in der Entmaterialisierung der Farbe changierende Farbflächen, die wie Spiegel dem Licht und Schatten Reflexionsflächen bieten und sich mit wechselnder Betrachtungsposition verändern. Es sind Bilder, die zwischen Erscheinen und Verschwinden schwanken. Der Betrachter nimmt sie als Spur einer Bewegung wahr. Mit extrem zurückgenommener Farbigkeit eröffnen sie Räume, deren Atmosphäre an Lichtphänomene erinnert. Innerbildliche Bewegung kann assoziiert werden, die der physischen Bewegung außerhalb der Bilder entspricht. („BildRaumBewegung“, 2010). Die seit 2012 mit Metallpigmenten gemalten, weiß wirkenden Bilder sind ihre Hauptwerke, eine weitergeführte Reduktion der Monochromie. Angefangen mit den performativen Wasserzeichnungen der 1990er Jahre entwarf Moehrke eine großformatige, experimentelle Form der Zeichnung, die der site specific-art zuzurechnen ist, und die im Dialog mit der Natur und architektonischen Environments, beispielsweise der Industriearchitektur, Sakralbauten oder Parkanlagen, stehen. Zeichnungen können laut Moehrke etwas Unfassbares fassen. In ihnen verdichten sich die Linien zu Emblemen und beziehen sich in einigen Werkkomplexen auch auf Beispiele der Kunstgeschichte. So wurden die Zeichnungen in Venedig 2015 fragmentarisch aus historischen Gemälden in eine freie und zeitgenössische Liniensprache übertragen. Mit kleinen, linearen Eingriffen wird der Transfer von Tradition in Aktualität vollzogen (Personal Structures. Crossing Borders: This lines are dedicated to… Palazzo Bembo, 56. Internationale Kunstausstellung, la Biennale di Venezia, Venedig 2015). Moehrkes künstlerische Entwicklung vollzieht sich dialogisch in den Medien Performance, Photographie, Malerei, Zeichnung und Textarbeit. Una H. Moehrkes Werke finden sich zahlreich im öffentlichen Besitz: Bear Art Center Island, Berlinische Galerie, Bezirksregierung Lüneburg, Franckesche Stiftungen Halle, Gruner + Jahr Berlin, Kulturstiftung Wörnitz-Dessau, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Land Berlin, Märkisches Museum (Berlin), Neuer Berliner Kunstverein, Niedersächsischer Künstlerverein, Sammlung Bundesrepublik Deutschland, Stadtwerke Halle, Städtische Galerie Karlsruhe, Städtische Galerie Wolfsburg, Sparkassen Versicherungen Mannheim, Sprengel Museum Hannover. Ausstellungen (Auswahl)
Bibliografie (Auswahl)Publikationen zur Lehre
Monografien
Weblinks
Einzelnachweise
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