Universität Luzern
Die Universität Luzern gehört mit rund 3500 Studierenden sowie 82 Professuren zu den kleinsten der Schweiz. Ihre Wurzeln reichen weit zurück, seit ungefähr 1600 gibt es in Luzern Studiengänge für Philosophie und Theologie. Als moderne Universität besteht sie erst seit 2000. Die Universität Luzern hat einen humanwissenschaftlichen Fokus: Themen rund um Menschen und ihre Institutionen stehen im Zentrum von Forschung und Lehre. Die Universität Luzern verfügt über Fakultäten für Theologie, Kultur- und Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Gesundheitswissenschaften und Medizin sowie Verhaltenswissenschaften und Psychologie. GeschichteNachdem die katholische Elite mit der Reformation die Universität Basel als Bildungsstätte verloren hatte, wurde auf Anregung von Karl Borromäus 1574 das Jesuitenkollegium Luzern gegründet. Mit der Gründung der Universität Freiburg 1889 sanken Luzerns Chancen auf eine eigene Universität. Um 1920 wurde das Projekt einer gesamtschweizerischen katholischen Universität mit Fakultäten in Freiburg und Luzern verfolgt, aber ohne Erfolg. Auch das Projekt einer konfessionsneutralen Universität scheiterte 1978 in einer Volksabstimmung. Ab 1973 anerkannte der Bundesrat die theologische Fakultät als Hochschule. Das 1985 dazugekommene Philosophische Institut wurde mit dem 1989 geschaffenen Lehrstuhl für Geschichte 1993 zur geisteswissenschaftlichen Fakultät erhoben. Im Jahr 2000 wurde das neue Universitätsgesetz vom Luzerner Stimmvolk gutgeheissen. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Oktober 2000 wurde die bisherige Hochschule zur Universität.[6] Gründungsrektor war von 2000 bis 2001 der Theologe Walter Kirchschläger. 2001 wurde die rechtswissenschaftliche Fakultät gegründet. Im Jahre 2005 erfolgte die gesamtschweizerische Anerkennung durch den Bundesrat. Im Frühling 2006 wurde zuerst vom Stimmvolk der Stadt Luzern einer Umzonung des Grundstücks und einem Standortbeitrag von acht Millionen Schweizer Franken zugestimmt. Im November 2006 stimmte die Bevölkerung des Kantons dem Umbaukredit von rund 140 Millionen Schweizer Franken zu. Von dieser Summe entfiel rund ein Drittel auf den Kanton Luzern. Die Umbauarbeiten begannen 2007 und wurden 2011 abgeschlossen. Im September zog die Universität zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz von ihren über die Stadt verteilten Standorten in das umgebaute Postbetriebsgebäude beim Bahnhof Luzern, welches aufgrund der Verlagerung des Briefpostzentrums nach Härkingen nicht mehr gebraucht wurde. Seit September 2011 befinden sich alle Fakultäten und Institute an einem zentralen Standort an der Frohburgstrasse 3, dem vorherigen Postbetriebsgebäude.[7] 2014 wurde eine Kühlung eingebaut, nachdem sich in den ersten Jahren der Nutzung gezeigt hatte, dass im Sommer bei Vollbelegung die Temperaturen in den Hörsälen, Seminarräumen und im Lesesaal zu hoch waren. Am 30. November 2014 hiessen die Stimmbürger des Kantons Luzern in einer Referendumsabstimmung die Revision des Universitätsgesetzes gut. Das revidierte Gesetz sieht die Schaffung einer Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät vor. Die Finanzierung des Aufbaus während der ersten vier Betriebsjahre soll durch Drittmittel von Firmen, Stiftungen und Privaten sichergestellt werden.[8] Mit Beginn des Herbstsemesters 2016 nahm die Fakultät den Studienbetrieb mit rund 200 Studierenden auf. Einen weiteren Meilenstein bildete der Start des neuen, direkt dem Rektor unterstellten Departements Gesundheitswissenschaften und Medizin Anfang August 2019. Mit der Revision des Universitätsgesetzes, welches am 1. Februar 2023 in Kraft trat, wurde dieses zur Fakultät umgewandelt und eine neue Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie geschaffen. Ab Ende August 2021 wurden nach einer Neuvergabe des Betriebs der Mensa vorübergehend nur vegane und vegetarische Gerichte in der Mensa angeboten, Gerichte mit Fleisch waren nur noch ausserhalb an einem Foodtruck erhältlich.[9] Mehrere politische Parteien, der Präsident des Schweizer Bauernverbandes und der Schweizer Fleischfachverband kritisierten diese Entscheidung.[10][11][12] In der Folge gab es ab Anfang Oktober 2021 in der Mensa die Möglichkeit, eines von drei Menüs mit zusätzlich Fleisch oder Fisch zu erhalten.[13] StrukturDie Universität besteht aus sechs Fakultäten, denen zahlreiche Institute, Seminare und Forschungsstellen zugeordnet sind. An-Institute sind organisatorisch unabhängige Einheiten, welche von Professorinnen oder Professoren der Universität geleitet und von einer externen Institution getragen werden. Theologische FakultätDie Theologische Fakultät gilt als die älteste katholisch-theologische Lehr- und Forschungsinstitution der Schweiz.[14]
Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gehören sieben Professuren. Die Einrichtung des privat finanzierten An-«Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik» erregte öffentlichen Unmut.[15] Neben der Einflussnahme zur Verzögerung öffentlicher Erklärungen wurde dem Institut auch eine einseitig neoliberale Ausrichtung und Vernetzung vorgeworfen.[16][15] Ein Kantonsrat der SP sprach von einem «Reputationsrisiko» für die Universität, wobei sich die Luzerner Regierung klar hinter das Institut stellt.[17][18] Die von Hochschullehrer Christoph Schaltegger geleitete Einrichtung wird massgeblich durch Alfred N. Schindler (Schindler AG), Thomas Sprecher und Andrea Opel finanziert und begleitet. Als Geschäftsführer fungiert René Scheu.[15] Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin
Fakultät für Verhaltenswissenschaften und PsychologieDie jüngste Fakultät der Universität Luzern befindet sich gegenwärtig im Aufbau. Im Herbst 2024 startete der Bachelorstudiengang, 2027 wird der Masterstudiengang in Psychologie starten. StudiengängeAlle Studiengänge sind zweistufig. Nach sechs Semestern schliessen die Studierenden mit dem Bachelor ab. Nach weiteren drei bis vier Semestern erlangen sie den Master. Die Studienleistungen werden mit Credit Points gemessen. Theologische FakultätAls einzige Universität im europäischen Raum bietet die Universität Luzern ein Flex-Studium Theologie an mit zwei Studienmodi: Präsenz- und Fernmodus. Die Studierenden können den Studienmodus jedes Semester für jede Veranstaltung frei wählen. Auf Masterstufe gibt es folgende Studiengänge: Religionslehre (mit Lehrdiplom im Fach Religionslehre für Maturitätsschulen)
Das Religionspädagogische Institut bietet einen Bachelorstudiengang Religionspädagogik sowie eine Diplomausbildung Religionspädagogin/-pädagoge an. Kultur- und Sozialwissenschaftliche FakultätDie Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät bietet die folgenden Fächer auf Bachelor- und Masterstufe an: Die folgenden Fächer werden nur auf Masterstufe angeboten:
Ebenfalls an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät können die folgenden integrierten Studiengänge besucht werden:
Der transdisziplinäre Joint-Degree-Master Religion – Wirtschaft – Politik wird von der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen und der Theologischen Fakultät zusammen mit den Universitäten Basel und Zürich angeboten.[19] Rechtswissenschaftliche FakultätDie Rechtswissenschaftliche Fakultät bietet Bachelor- und Masterstudiengänge im Fach Rechtswissenschaft an. Daneben stehen folgende spezifische Master-Programme zur Auswahl:
Wirtschaftswissenschaftliche FakultätDie Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bietet die folgenden Fächer auf Bachelorstufe und/oder Masterstufe an:[20]
Nebst einem generalistischen Masterstudium werden die Spezialisierungsmöglichkeiten Marktorientierte Unternehmensführung, Politische Ökonomie, Gesundheitsökonomie und -management sowie Applied Data Sciences angeboten. Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin
Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie
StatistikAn der Universität waren im Herbstsemester 2023 insgesamt 3512 Studierende immatrikuliert, davon 1688 Studierende auf der Bachelor- und 1333 auf der Masterstufe und 447 im Doktoratsstudium. Aufgeteilt nach Fakultäten umfasste die Rechtswissenschaftliche Fakultät 1368 Studierende, gefolgt von der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät mit 675, der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit 415 Studierenden und der Theologischen Fakultät mit 389 Studierenden. Auf das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin entfielen 500 Studierende, auf interfakultäre Studiengänge 165 Studierende. Ausserdem belegen 669 Personen ein Nachdiplomstudium.[2] Die Mitarbeiterzahl betrug Ende 2023 insgesamt 679 Festangestellte. Davon waren 82 Professuren (Frauenanteil 29 %). Im akademischen Mittelbau waren 436 Personen und im administrativen Bereich 271 Personen beschäftigt (jeweils Anzahl Verträge).[22] Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Universität Luzern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 47° 2′ 58″ N, 8° 18′ 44″ O; CH1903: 666380 / 211304 Information related to Universität Luzern |