Vögte von PlauenDie Vögte von Plauen waren ein nach ihrem Sitz in Plauen im Vogtland benanntes Adelsgeschlecht. Sie waren, wie auch die Vögte von Gera, eine abgezweigte Linie der Vögte von Weida. Ein späterer Abzweig der Plauener Vögte waren dann die Burggrafen von Meißen sowie die Reußen zu Greiz. Letztere regierten als Haus Reuß noch bis 1918 in zwei deutschen Bundesfürstentümern. Nach der Gesamtsippe der Vögte ist das Vogtland benannt. Belehnung mit PlauenAngehörige der aus dem Weserbergland stammenden Grafen von Everstein (oder Eberstein) hatten ab etwa 1100 als Lokatoren den Dobnagau um Plauen begründet. Ihr erster Burgsitz stand auf dem Dobenaufelsen im Syratal, dann errichteten sie sich eine Stadtburg an der südwestlichen Ecke des Plauener Mauerrings, dessen Überrest das heutige Malzhaus ist. Die Ebersteiner belehnten Heinrich II. „den Reichen“ († um 1209) aus dem Geschlecht der Vögte von Weida mit Plauen. 1236 erscheint Plauen zum ersten Mal urkundlich im Besitz der „Vögte von Plauen“. Heinrichs Enkel, Heinrich I. von Plauen, erbaute sich die Plauener Burg als Sitz, denn bis dahin residierten die Plauener Vögte in Voigtsberg.[1] Am 25. Mai 1278 kam der bisherige Landesherr, der niedersächsische Graf Konrad von Everstein, persönlich nach Plauen und überschrieb seinem Schwager, dem Vogt Heinrich I., die Stadt Plauen und den Gau Dobena. Heinrich verblieb aber offensichtlich in einem losen Lehnsverband zum Grafen von Everstein. Sein älterer Sohn Heinrich II. „der Böhme“ begründete die Linie der Vögte von Plauen, der jüngere, Heinrich Ruthenus, „der Russe“, gründete die jüngere Linie, das spätere Fürstenhaus Reuß. Bis Mitte des 13. Jahrhunderts agierten die Häupter der gesamten Vogtsfamilie nach außen hin einheitlich und erweiterten ihre terra advocatorum (das Territorium der Vögte). Im 14. Jahrhundert fielen sie jedoch den expansiven Bestrebungen ihrer Nachbarn, der Markgrafen von Meißen und der Könige von Böhmen, zum Opfer: Die Vogtlinien schlossen teils gegeneinander zielende Bündnisse mit den beiden Nachbarn, so begab sich das Haus Plauen 1327 unter böhmische Lehnsherrschaft, während die Vögte von Weida und die von Gera sich den Wettinern anschlossen. Im Vogtländischen Krieg von 1354–57 verloren die Vögte von Weida, Gera und Plauen den Großteil ihres Besitzes an Kaiser Karl IV. und die Wettiner. Abgrenzung der Vögte und Herren von Plauen gegenüber den ReußenDie Vögte von Plauen gingen aus dem Stamm der Vögte von Weida (1531 ausgestorben) hervor, ebenso wie die Linie der Vögte von Gera, die 1550 erloschen ist. Von dieser Großsippe hat das Vogtland seinen Namen. Die Linie der Vögte von Plauen teilte sich in die späteren Burggrafen von Plauen und die späteren Grafen und Fürsten Reuß. Die beiden Söhne Heinrichs I., des ersten Vogts von Plauen, die nach ihren Ehefrauen benannt wurden, gelten als Gründer und Namensgeber neuer Linien. Heinrich II., der ältere Sohn, genannt „der Böhme“ († urkundl. bis 23. April 1302), war Gründer der älteren Linie Plauen, aus der die spätere burggräfliche Linie zu Plauen hervorging. Heinrich Ruthenus, oder Heinrich der Russe, († vor dem 12. Dezember 1295) gründete die jüngere Linie. Erst sein Sohn nannte sich Heinrich II. Reuß. Mit ihm wurde 1307 Reuß zum Familiennamen. Aus dieser Linie ging das spätere Fürstenhaus Reuß hervor. Im Jahre 1306 wurde die Herrschaft Plauen unter die Enkel Heinrich I. geteilt in die ältere Linie, die den Titel Vogt von Plauen und die jüngere Linie, die den Titel Vogt von Plauen zu Greiz trug und fortan ihren Sitz in Greiz nahm, woraus die „Reußen von Greiz und Gera“ hervorgingen. Die ältere Linie erlosch mit dem Tod Heinrich VI. von Plauen am 22. Januar 1572. Sein Besitz fiel an die Reußen. Die Vögte von Weida, Plauen, Gera und Greiz sowie die Reußen 1
1 ROT: Linie erloschen / GRÜN: blühende Linie PersönlichkeitenVögte von Plauen
1348 erfolgte eine Landesteilung in die Häuser Mühltroff (ältere Linie) und Plauen (jüngere Linie). Haus Mühltroff
Haus Plauen
Burggrafen von Meißensiehe auch: Liste der Burggrafen von Meißen
Mit dem Aussterben der älteren Linie der Vögte von Plauen im Jahr 1572 endete das Geschlecht der Burggrafen von Meißen. Nachdem die Plauener nie als Burggrafen regiert hatten, ging jetzt auch der Titel an die Kurfürsten von Sachsen über.
WappenAm 15. Dezember 1294 erteilte im Feldlager zu Borna Pfalzgraf Rudolf bei Rhein und Herzog von Bayern den Vögten Heinrich dem Älteren und Heinrich dem Jüngeren von Plauen, sowie den Vögten von Weida und Gera einen förmlichen Wappenbrief, worin er sagt, dass die Vorfahren der Vögte Schild und Banner von seinen, des Herzogs Vorfahren erhalten hätten. Der pfalzgräfliche Löwe ist seit 1230 nachweisbar, seit ca. 1240 gekrönt. Das erste Wappensiegel der Vögte von Weida ist von ca. 1240–44, alle früheren Siegel sind Gemmen. Die Verleihung von Wappen und Banner müsste also in diese Zeit fallen. Den eigentlichen Ursprung dürfte der Löwe von den Grafen von Everstein haben, die das gleiche Wappenbild (auch gleiche Helmzier) führten, nur in anderen Tinkturen (silbern-blau): Die Herrschaft Plauen gehörte 1122 den Grafen Everstein, 1236 erscheint Plauen zum ersten Mal im Besitz der Vögte von Weida. Eine Linie nannte sich danach Vögte von Plauen, mit Plauen als eversteinischem Lehen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass das eversteinische Wappenbild (der Reussen) die pfalzgräflichen Tinkturen erhielt, vielleicht um 1261, als die Vögte von Weida, Gera und Plauen mit dem Vater des Pfalzgrafen Rudolf ein Kriegsbündnis abgeschlossen hatten. Erst 1370 wechselt die Helmzier der Linie Gera zum Brackenhaupt, das sie evtl. dem Haus Zollern verdankt, das Recht zu dieser Helmzier 1317 erkauft hatte (die silbern-schwarze Tinktur würde dafür sprechen). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Brackenhaupt von den Linien Reuss und Plauen ebenfalls übernommen.[2] Das Stammwappen zeigte dann in Schwarz einen rot-gekrönten und -bewehrten goldenen Löwen. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein von Silber und Schwarz gespaltener Brackenrumpf. Dieses Wappen ist gleich für alle Linien, die sich von den Vögten von Weida ableiten:
Als Burggrafen führten die Herren von Plauen das Wappen der Meinheringer weiter, ein schwarzes Andreaskreuz auf goldenen Grund. Auf dem Helm ein goldenes viereckiges Schirmbrett, darauf das Kreuz, das an den Ecken mit 5 Pfauenwedeln besteckt ist. Die Decken sind Gold und Schwarz. "Herren von Plauen" aus dem Hause Everstein und "Vögte von Plauen" aus dem Hause Reuß (Verwechslungsgefahr)Schon im Jahre 1378 verwechselten Zeitgenossen die "Herren Reußen von Plauen" mit den "Herren von Plauen" (letztere: Grafen von Everstein).[3] Literatur
Einzelnachweise
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