VortragsbezeichnungVortragsbezeichnungen (auch Vortragsanweisungen, Vortragsangaben, Ausdrucksbezeichnungen) sind in der abendländischen Musik Angaben des Komponisten im Notentext, die dem Vortragenden weiter gehende Hinweise zur Ausführung des Musikstücks vermitteln sollen. Sie bestimmen diverse Parameter der Musik näher und beziehen sich vorrangig auf Tempo, Lautstärke, Artikulation oder diverse Instrumental- bzw. Vokaltechniken, aber auch auf den Charakter des Stückes, dessen emotionalen Gehalt oder dessen Musizier-„Haltung“. Die Anweisung ist in der jeweiligen Notation beschrieben. Bis ins 18. Jahrhundert vorwiegend, aber bis heute noch weitgehend verwendet, sind Vortragsangaben in italienischer Sprache; seit dem 19. Jahrhundert finden sich jedoch auch vermehrt Angaben in der jeweiligen Sprache des Komponisten. Wesentlich für die heutige Musikausübung sind daher ferner Angaben in deutscher, französischer oder englischer Sprache. Auch der Titel eines Musikwerks kann gleichzeitig eine Vortragsangabe sein. So bezeichnet z. B. der Begriff Wiener Walzer nicht nur eine Taktart und ein Tempo, sondern auch eine bestimmte „Gewichtung“ der Taktschläge, die einen besonderen Charakter ebendieser Gattung ausmachen; ein als Rhapsodie oder Toccata bezeichnetes Stück wiederum gibt dem Interpreten den Hinweis, mit gewissen Teilen des Werkes rhythmisch relativ „frei“ umzugehen. Den ausführenden Musikern bleibt indessen meistens ein gewisser Interpretationsspielraum. BeispieleBeispiele hierfür sind folgende Anweisungen: Ausführung zur DynamikDie Lautstärkeangaben werden bis heute fast ausschließlich mit italienischen Begriffen und deren Abkürzungen bezeichnet. Maßgeblich hierfür sind die italienischen Adjektive forte (stark, laut) und piano (flach, leise).
Charakter- oder assoziative VortragsangabenAusführung zur Charakteristik eines Vortrages (oft einhergehend mit der Tempoangabe). Zu den klassischen Angaben in italienischer Sprache für den emotionalen Gehalt eines Werkes gehören solche wie
TempoangabenFür die Bezeichnung des Tempos werden nicht allein Adjektive der Geschwindigkeit verwendet – häufig wurden auch das Gefühl bezeichnende Eigenschaften in Tempoangaben übertragen. Die häufigsten dieser Tempoangaben sind
Weitere Angaben beziehen sich auf Tempoänderungen, bzw. -schwankungen, z. B.
ArtikulationsangabenAuch hier ist bis heute die italienische Sprache maßgeblich. Die häufigsten Begriffe hierbei sind Technische AngabenHierzu zählen Spielanweisungen und Angaben zu bestimmten Vokaltechniken zur Erzielung spezieller Klangfarben oder Effekte, z. B.:
Seit dem 19. Jahrhundert finden sich zunehmend freiere Angaben, die sich auf den Charakter des Musikstücks beziehen oder durch assoziative Begriffe den Vortragenden zu inspirieren versuchen. Eine der ältesten Bezeichnungen dieser Art ist im Italienischen alla … (kurz für alla maniera di) oder französisch à la manière de … („nach Art von …“). Beispielsweise weist Mozarts Anweisung im letzten Satz seiner Klaviersonate Nr. 11 KV 330, alla turca, auf eine stilisierte Form türkischer Janitscharenmärsche hin. Besonders Komponisten des 20. Jahrhunderts schrieben in ihre Werke immer komplexere Anweisungen für die Interpreten hinein, ein Beispiel hierfür ist Erik Satie, dessen Vortragsangaben eigenständigen kleinen literarischen Werken nahekommen und teilweise regelrecht kontemplative Bewusstseinszustände hervorrufen zu wollen scheinen. Charles Ives eröffnete jeden Satz seiner zweiten Klaviersonate mit einem Essay über einen der amerikanischen Philosophen, denen jeweils der entsprechende Satz zugeordnet ist. Der Komponist und Wortkünstler Willy Astor verwendet ebenfalls individuelle Vortragsbezeichnungen. Siehe auchEinzelnachweise
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