Ford Granada
Der Ford Granada (benannt nach der andalusischen Stadt Granada) ist ein Automobil der Ford-Werke mit Hinterradantrieb[3] und in der oberen Mittelklasse angesiedelt. Es wurde von Frühjahr 1972 bis Anfang 1985 in Köln sowie Dagenham in zwei Generationen gebaut. Der Granada war das Nachfolgemodell der Typen Taunus 20M/26M der Baureihe P7 und des britischen Ford Zephyr. Mit dem US-amerikanischen Modell dieser Bezeichnung hatte er nichts zu tun. Das etwas einfacher ausgestattete Parallelmodell zum Granada war der Consul, Nachfolgemodell des 17m (P7), der die Mittelklasse bediente, während der luxuriösere Ford Granada auf die Oberklasse zielte. Consul und Granada unterschieden sich bis zur Zusammenlegung der Modellreihen im Frühjahr 1975 äußerlich unter anderem durch unterschiedliche Kühlergrills und Heckzierrat und verfügten außerdem über unterschiedliche Ausstattungen und Motorisierungen. Der Consul wurde als Nachfolger des Taunus 17M vorwiegend mit Vierzylinder-Ottomotoren verkauft, es wurden jedoch auch der 2,3 V6 (L und GT) und der 3,0 V6 (GT) Motor angeboten. Im Vergleich wies der Granada eine wesentlich bessere Ausstattung auf und war bis 1975 ausschließlich mit V6-Motoren erhältlich. Granada ’73/’76 (1972–1977)Allgemeines
Die Entwicklung dieser Limousine für den europäischen Markt begann bereits 1968. Nach Investitionen von 500 Millionen DM wurde der Granada im März 1972 auf dem Genfer Auto-Salon der Öffentlichkeit präsentiert. Der Granada war nach dem Escort und dem Taunus TC das dritte Modell, das aus einer Kooperation der englischen und deutschen Entwicklungsabteilungen von Ford entstand. Obwohl der Granada recht wuchtig wirkte, war die Karosserie etwa um 10 cm kompakter als bei der Vorgängerbaureihe. Trotzdem war er je nach Modell mindestens 140 kg schwerer. Das Fahrwerk war mit Doppel-Querlenkern vorne und Einzelradaufhängung an schraubengefederten Schräglenkern hinten nicht nur im Vergleich zu den Vorgängermodellen aufwendiger und deutlich moderner konstruiert, sondern erreichte auch das Niveau wesentlich teurerer zeitgenössischer Konkurrenzprodukte. Die bei den Mitbewerbern bereits lange vorhandene Sicherheitslenksäule fand im neuen Modell nun ebenfalls Verwendung. Die V-Motoren wurden von den Vorgängermodellen übernommen; ergänzt durch einen 3,0-Liter-V-Motor englischen Ursprungs (der sogenannte „Essex“-Motor des Ford-Werkes in Dagenham, Grafschaft Essex). Nur der beim Consul eingebaute 2,0-Liter-Reihenmotor mit obenliegender Nockenwelle aus dem Taunus TC war eine neuere Konstruktion. Der Granada wurde auch als Kombi – „Turnier“ genannt – und Coupé angeboten, wobei letztere Variante zunächst mit einem Hüftschwung als „Fastback-Limousine“ (oder umgangssprachlich „Hüftschwung-Coupé“) im Verkaufsprogramm geführt wurde und eine zweitürige Limousine überflüssig machen sollte. Nachdem diese Anfang 1973 zusätzlich ins Verkaufsprogramm aufgenommen worden war, erhielt die „Fastback-Limousine“ offiziell den Namen „Coupé“. Anfang 1974 wurde zudem der Hüftschwung des Coupés begradigt.
Bevor der Granada 1975 eine Modellpflege erhielt, gab es ein Sondermodell mit der Bezeichnung Granada Saphir in einer Auflage von 1000 Stück mit einer Zweifarben-Lackierung (entweder oben in Nachtblau und unten in Silber-Metallic oder oben in Beige und unten in Gold-Metallic) und einer Modellplakette mit fortlaufender Produktionsnummer im Innenraum. Die Ausstattung war geringfügig unterhalb der des Ghia angesiedelt. ModellpflegeAb Mai 1975 wurden Consul und Granada zur Modellreihe Granada ’76 zusammengelegt, die fortan mit einem breiten Spektrum an Motoren und Ausstattungen das komplette Segment der oberen Mittelklasse bediente. Von der Basisausstattung bis zum Ghia wurden alle Versionen besser ausgestattet und ab Juli 1975 war für die Sechszylindermodelle eine Klimaanlage zum Aufpreis von 1528 DM erhältlich. Erkennbar waren die Modelle äußerlich am mattschwarzen Kühlergrill, schwarzlackierten Türfensterrahmen, geänderten Seitenzierleisten und schwarzen Gummistoßstangenhörnern. Zur Verbesserung der Übersicht wurden die Vordersitze erhöht und die Wagenfront um 12 mm abgesenkt.[4] Die bereits im Februar 1974 eingeführte Ausstattungslinie Ghia behielt ihren Chromzierrat bei und ist außerdem an einem anderen Kühlergrill erkennbar. Der Ford Granada der ersten Serie war Teilelieferant für diverse andere Fahrzeughersteller. Der britische Sportwagenhersteller TVR beispielsweise verwendete einzelne Motorvarianten und die Türgriffe für den Tasmin, und die Frontscheinwerfer wurden sowohl am De Tomaso Longchamp als auch am Panther Rio installiert. Mitte 1977 brannte jedoch das zentrale europäische Ersatzteillager von Ford größtenteils ab, wodurch die heutige Ersatzteilversorgung sehr erschwert wurde. Im Innenraum wurde für den Granada '76 vor allem das Kombiinstrument geändert, das nun alle Anzeigen hinter einer gemeinsamen großen Kunststoffscheibe vereinte und in der GL- und Ghia-Ausstattung weiterhin neben dem Tankinhalt und der Kühlmitteltemperatur zeittypische und heute unübliche Anzeigen für den Ladestrom in Form eines Ampèremeters sowie ein Öldruckmanometer besaß. Die Zeituhr war vom Platz in der Mitte über der Ablage für den Beifahrer in die Mittelkonsole verlegt worden und bei Ghia-Ausstattungen in Form einer Digitaluhr ausgeführt. Der Zigarettenanzünder wurde rechts neben den Aschenbecher in einen mit einer separaten Klappe zu verschließenden „Raucherbereich“ verlegt.
Das britische Karosseriewerk Coleman Milne stellte zahlreiche verlängerte Fahrzeuge auf Basis des Ford Granada her; Grundlage waren alle werksseitig angebotenen Karosserieversionen einschließlich der Fließheck-Modelle. Im September 1977 wurde auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt ein erheblich überarbeiteter Granada '78 als Nachfolger vorgestellt. Technische Daten Ford Consul/Granada 1972–1977
Granada ’78/’82 (1977–1985)Allgemeines
Im August 1977 erschien der äußerlich stark modernisierte Granada ’78. Das Design stammte von Uwe Bahnsen und war ein vergrößertes Facelift, das die Dachpartie, die Front und das Heck betraf. Der Turnier blieb bis auf die Frontgestaltung und die Heckstoßstange unverändert, lediglich die Chromrahmen der Rückleuchten entfielen und der Griff der Kofferraumklappe wurde verkleinert. Auf Basis des Granada ’78 entstand auch das ausschließlich als Turnier (Kombi) erhältliche limitierte Sondermodell Granada Chasseur, das auf der Ausstattungslinie Granada GLS basierte und unter anderem spezielle Stoffbezüge, eine zweifarbige Sonderlackierung, Bronze-Colorglas, ein passendes Koffersortiment sowie einen V6-Motor (2,3 Liter, 114 PS) beinhaltete. Ein Granada Coupé wurde von dieser Generation hingegen nicht mehr gebaut. Einziger Zweitürer im Programm war die Stufenhecklimousine, deren Produktion aufgrund der immer geringer werdenden Nachfrage im Spätsommer 1981 eingestellt wurde.
Modellpflege Granada '82Im Rahmen einer Modellpflege im September 1981 firmierte das Fahrzeug als Granada ’82 mit 2214 geänderten Teilen, vorwiegend im Bereich der Technik. Die zweitürige Limousine wurde nicht mehr hergestellt. Der Granada wurde bevorzugt mit V6-Motoren aus Kölner Fertigung bestellt, die schon 1964 mit den Vorgängermodellen vorgestellt worden waren. Von da an bis zur Einstellung des Granada produzierte Ford die meisten Sechszylindermotor-Fahrzeuge in Europa. 1977 lag der Ford-Marktanteil in Europa bei bisher nicht wieder erreichten 17,2 %. Der Granada wurde als Limousine und als Kombi Turnier bis März 1985 in insgesamt 1,619 Millionen Exemplaren hergestellt. Ford verwendete den Namen „Granada“ wegen der hohen Imagewirkung im Vereinigten Königreich bis 1994 als Typbezeichnung auch noch für den Nachfolger Scorpio.
Motoren von Consul/Granada, Granada ’78 und Granada ’82:
SondermodelleUnter anderem wurden folgende Sondermodelle in limitierter Auflage angeboten:
Technische Daten Ford Granada 1977–1985
TriviaDer Ford Granada war deutlich größer als seine Wettbewerber: der Kombi – bei Ford Turnier genannt – war noch länger als die viertürige Limousine und damit bei seiner Einführung der größte Serien-Kombi in Europa. Ford warb zeitweilig mit dem Slogan „Viel Auto fürs Geld“. Auf dem Gebrauchtmarkt war das Auto besonders bei größeren Familien sehr beliebt, so auch bei türkischen Gastarbeitern in Deutschland. Das Nachrüsten von Turboladern war Ende der 1970er Jahre als Maßnahme zur Leistungssteigerung recht beliebt und wurde auch beim Granada angewendet. Die Stuttgarter „Schwabengarage“, nach eigenem Bekunden seinerzeit größter Ford-Händler der Welt, rüstete gegen einen Aufpreis von knapp 6000 DM (Stand 1980) den 2,3-Liter-V6- oder den 2,8-Liter-V6-Ottomotor mit einem Turbolader des Fahrzeugveredlers May aus. Der 2,3-Liter-Motor brachte es dabei auf etwa 180 PS und der 2,8-Liter-Motor kam mit Turbolader auf etwa 200 PS. Diese Motoren konnten auch für alle anderen Ford-Modelle mit dem 2,3-Liter-Motor (Taunus und Capri) geordert werden.[5] Dank seiner großen Knautschzonen und der starken Motorisierung ist der Ford Granada seit den 1980er Jahren ein beliebtes Stockcar-Fahrzeug. Bei der größten deutschen Stockcar-Veranstaltung, der TV total Stock Car Crash Challenge, beherrschten Granadas jahrelang das Teilnehmerfeld in der obersten Hubraumklasse und errangen dort mit einer Ausnahme die Tagessiege. PopulärkulturIn Filmen und Fernsehserien kam der Ford Granada häufig zum Einsatz, beispielsweise als Dienstwagen des Chefs Cowley in der britischen Fernsehserie Die Profis (1977–83); dort war auch im Vorspann ein Ford Granada zu sehen, der durch eine Glasfassade flog. Ein grüner Ford Granada der ersten Serie wurde durchgehend als Dienstwagen in den ersten Staffeln der deutschen Krimiserie Der Fahnder (ab 1983) vom Hauptdarsteller Faber (Klaus Wennemann) benutzt, als diese Baureihe schon relativ betagt war. Dieter Hallervorden fuhr im Film Der Schnüffler (1983) einen Granada der ersten Serie als Taxi. Kommissar Schimanski aus der Reihe Tatort benutzte in der Anfangszeit (ab 1981) ebenfalls mehrere Folgen lang einen Ford Granada der zweiten Serie als zivilen Dienstwagen. Da die Fahrzeuge lange in großer Zahl und relativ preiswert als Gebrauchtwagen verfügbar waren, wurden später unzählige für inszenierte Unfallszenen verwendet. 2013 war der Ford Granada Ghia in Edgar Wrights Film The World’s End zu sehen, das schwarze Modell von Simon Pegg hatte dort den Spitznamen „Das Biest“. In der englischen Krimiserie Die Füchse fuhr der Ermittler Regan einen braunen Granada Ghia. Ein oranges Granada-GXL-Coupe ist der heimliche Hauptdarsteller in dem Film Absolute Giganten von Sebastian Schipper. Es wurde mit einem 5.0l V8 ausgestattet. Ein Filmauto hat überlebt und wird aktuell restauriert.[6] Im Song Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) von Kettcar fährt der Protagonist in einem „alten, himmelblauen Ford Granada“[7] zur österreichisch-ungarischen Grenze, um DDR-Bürgern die Flucht nach Westdeutschland zu ermöglichen. Auf dem Cover[8] sowie im Videoclip[9] ist ein blaues Coupé der Baureihe 1972–77 zu sehen. HyundaiNachdem Hyundai aus Südkorea bereits den Vertrieb des Ford P7 für Ford in Südkorea übernommen hatte, wurde die zweite Generation des Granada ab 1977 nun bei Hyundai montiert und für Ford in Südkorea vermarktet. Teilweise mit nur wenigen Monaten Unterschied folgten auch Modernisierungen und Überarbeitungen. Bis Dezember 1985 entstanden 4743 Stück, danach produzierte Hyundai mit dem Hyundai Grandeur ein eigenes Modell. WeblinksCommons: Ford Granada – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
Einzelnachweise
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