Gerhard Herzberg war von 1915 bis zum Abitur 1924 Schüler des Realgymnasiums des Johanneums zu Hamburg.[1] Er studierte von 1924 bis 1928 an der Technischen Hochschule Darmstadt, wo er auch 1928 mit einer Arbeit Über das Nachleuchten von Stickstoff und Sauerstoff und über die Struktur der negativen Stickstoffbanden zum Dr.-Ing.promoviert wurde. Anschließend arbeitete er von 1928 bis 1929 in Göttingen und von 1929 bis 1930 in Bristol. Von 1930 bis 1935 war er als zweiter Assistent von Hans Rau und Privatdozent an der TH Darmstadt tätig.
1935 wanderte Herzberg nach Kanada aus, da ihm aufgrund seiner Ehe mit der promovierten Physikerin Luise Oettinger, die jüdischer Abstammung war, vom Kultusministerium die Lehrbefugnis entzogen und ihm überdies angekündigt worden war, dass sein Anstellungsvertrag an der Technischen Hochschule Darmstadt nicht verlängert werde. An der University of Saskatchewan in Saskatoon fand er zunächst eine Anstellung als Gastprofessor, und bereits nach drei Monaten bekam er eine Dauerstelle als Research Professor für Physik. 1945 wurde er kanadischer Staatsbürger.
Durch die Beobachtung zweiatomiger Moleküle konnte Herzberg genaue Werte für Dissoziations- und Ionisierungsenergien ermitteln. Zusammen mit den Nobelpreisträgern Ronald George Wreyford Norrish und George Porter war er an der Entwicklung der Blitzlichtspektroskopie beteiligt. Mit besonderem Interesse verfolgte er die Erforschung instabiler Teilchen sowie die Untersuchung der Struktur mehratomiger Moleküle. Auch in der Weltraumforschung brachte er sein Wissen ein. In Kometen konnte er Borwasserstoff und Kohlenwasserstoff nachweisen. 1959 wies er die Existenz von Methylen, dem einfachsten Carben, mit spektroskopischen Methoden nach.[2]
Herzberg ist im Nachhinein auch für ein Zitat zu frühen Hinweisen auf die Kosmische Hintergrundstrahlung bekannt, wie auch andere erkannte er damals nicht die Tragweite der Entdeckung. In seinem Buch Spectra of diatomic molecules von 1950[3] schrieb er, dass die Temperatur der Rotationsbewegung von CN-Molekülen im interstellaren Raum 2,3 Kelvin betrug, dies hätte aber nur sehr eingeschränkte Bedeutung.[4] Er spielt dabei auf Beobachtungen von Andrew McKellar von 1940/41 an.
2010: Stolperstein auf dem Gelände der TU Darmstadt, auch für seine Ehefrau Luise[7]
Publikationen
Atomspektren und Atomstruktur. 1936.
Molekülspektren und Molekülstruktur. 1939.
The spectra and structures of simple free radicals: An introduction to molecular spectroscopy. Dover Books, New York 1971, ISBN 0-48665821-X.
Molecular Spectra and Molecular Structure: I. Spectra of Diatomic Molecules. Krieger, 1989, ISBN 0-89464268-5.
Molecular Spectra and Molecular Structure: II. Infrared and Raman Spectra of Polyatomic Molecules. Krieger, 1989, ISBN 0-89464269-3.
Molecular Spectra and Molecular Structure: III. Electronic Spectra and Electronic Structure of Polyatomic Molecules. Krieger, 1989, ISBN 0-89464270-7.
Molecular Spectra and Molecular Structure: IV. Constants of Diatomic Molecules. K. P. Huber and G. Herzberg, Van nostrand Reinhold company, New York 1979, ISBN 0-44223394-9.
Literatur
Boris P. Stoicheff: Gerhard Herzberg: An Illustrious Life in Science. National Research Council, Ottawa 2002, ISBN 0-660-18757-4.
↑G. Herzberg, J. Shoosmith: Spectrum and Structure of the Free Methylene Radical. In: Nature. Band183, Nr.4678, Juni 1959, S.1801–1802, doi:10.1038/1831801a0.
↑Herzberg Molecular spectra and molecular structure, Band 1, 1950, S. 496, From the intensity ratio of the CN lines with K = 0 and K = 1 a rotational temperature of 2.3 K follows, which has of course only a very restricted meaning.
↑Académicien décédé: Gerhard Herzberg. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 25. September 2023 (französisch).