Manfred Lütz gründete 1981 in Bonn die integrative Jugendgruppe „Brücke-Krücke“, in der behinderte und nichtbehinderte Jugendliche und junge Erwachsene aus Bonn und Umgebung ohne professionelle Betreuung zusammenwirken.[3][5] Lütz ist seitdem ehrenamtlich für die Initiative tätig,[6] die der Katholischen Jugendagentur in Bonn angegliedert ist. Er bereitet Jahresfahrten vor und nimmt an Veranstaltungen teil. Die Gruppe umfasst ca. 200 Behinderte und Nichtbehinderte.[5]
Kirchen- und Vatikanberater
Von Papst Johannes Paul II. wurde Lütz 2003 zum Konsultor der Kongregation für den Klerus ernannt.[7] Im gleichen Jahr organisierte er im Vatikan einen Kongress zum Thema „Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester und Ordensleute“.[3] Im Erzbistum Köln gehörte er ab 2006 zum Arbeitsstab des Seelsorgeamtes für die Bearbeitung und Prüfung von Fällen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche und Laien im pastoralen Dienst.[8] Lütz selbst war unter drei Päpsten bis 2016 Mitglied des Päpstlichen Rates für die Laien.[9] Er wirkte beratend an der Erstellung des Jugendkatechismus Youcat mit.[10] Er war seit Beginn der 2000er Jahre korrespondierendes, ab 2004 ordentliches Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben,[11] in deren Direktorium er im März 2005 für die Amtsperiode bis 2010 berufen wurde.[12] Nach der Umstrukturierung der Akademie im Zuge der Kurienreform wurde er von Papst Franziskus 2017 erneut zu ihrem ordentlichen Mitglied ernannt und gilt als Befürworter der vom Papst durchgesetzten Öffnung und Erneuerung des Gremiums.[13]
Nach seinem vorwiegend innerkirchlich beachteten EssayDer blockierte Riese: Psycho-Analyse der katholischen Kirche[15] (1999) betätigt sich Manfred Lütz seit 2002 als Buchautor für ein breiteres Publikum und erlangte durch mehrere Bestseller größere Bekanntheit.[2][3][9][16] In seinen Büchern befasst er sich aus Sicht des Psychotherapeuten teils humorvoll und satirisch zugespitzt mit allgemeinen Themen des Lebensstils und der modernen Kultur, der Religion sowie mit den Verhältnissen in der katholischen Kirche und in der Psychiatrie. Auch als Dozent, Vortragsredner und Interviewpartner ist Manfred Lütz seit vielen Jahren aktiv und gefragt. Lütz tritt seit 2006 gelegentlich auch als Kabarettist auf.[17] Er hat als Gesprächspartner für psychiatrisch-psychotherapeutische Themen häufig an Fernsehsendungen mitgewirkt und nahm im Vorfeld der Konklaven von 2005 und 2013 als Kirchenexperte an prominent besetzten Talkrunden teil.[18][19][20] Im März 2013 begleitete er als Kommentator für das ZDF und Phoenix die Direktübertragungen von der Papstwahl beim Konklave 2013 und die anschließenden Ereignisse der Amtseinführung des neuen Papstes in Rom.[21]
Manfred Lütz’ bekanntestes Buch trägt den Titel Irre! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen (2009), dessen Taschenbuchausgabe 106 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.[22] Aus ihm entstand 2013 eine Fernsehsendung mit dem Kölner Kabarettisten Jürgen Becker.[23] Auch sein Buch Bluff: Die Fälschung der Welt (2012) stand an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste.[16] Weitere häufig genannte Bücher sind Lebenslust: Wider die Diät-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult (2002), Gott: Eine kleine Geschichte des Größten (2007) oder Wie Sie unvermeidlich glücklich werden. Eine Psychologie des Gelingens (2015). 2016 veröffentlichte er einen Gesprächsband mit dem Auschwitzüberlebenden Jehuda Bacon. Sein 2018 erschienenes Buch Der Skandal der Skandale gehörte zu den beiden umsatzstärksten Titeln des Herder-Verlages im Jahr 2018.[24]
In verschiedenen Artikeln z. B. in der FAZ betonte Lütz 2010, dass Missbrauch durch katholische Priester schlimmer sei als jeder andere Missbrauch, wandte sich aber zugleich dagegen, die Kirche als Sündenbock zu betrachten und dabei den gesellschaftlichen Kontext der 70er Jahre auszublenden. Er sieht eher die linke Szene als ursächlich schuldig. Im Gegenteil seien die „Strukturen der Kirche sogar hilfreich“, wenn es um die Aufklärung von Missbrauchsfällen gehe.[25] Die gesamte Gesellschaft stehe hier in der Verantwortung.[26] 2018 kommentierte er die von der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebene sogenannte „MHG-Studie“[27][28] und nannte sie „spektakulär misslungen“.[29]
Kirchliche Bewegungen
Lütz engagiert sich bis heute vielfältig für das Fortkommen verschiedener Neuer geistlicher Bewegungen, die in Rom während des Pontifikats von Johannes Paul II. einflussreich wurden und für deren Koordination der emeritierte deutsche KurienkardinalCordes im Vatikan über lange Jahre zuständig war.[30] Für das 2017 erschienene Buch über „den Wert des menschlichen Lebens“ (Bruder Tod. In Würde leben und in Würde sterben) von Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, der zu den Mitgründern der geistlichen Gemeinschaft Sant’Egidio gehört und das Buch aus Anlass des Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft in Deutschland vorstellte, schrieb Manfred Lütz das Vorwort.[31]
Ehrungen und Auszeichnungen
Corine (für sein Buch Gott. Eine kleine Geschichte des Größten), 2008 [32]
Der blockierte Riese. Psycho-Analyse der katholischen Kirche. Mit Papst-Franziskus-Update. Pattloch, München 2014, ISBN 978-3-629-13052-5 (überarbeitete Neuausgabe).
mit Paul Josef Cordes: Benedikts Vermächtnis und Franziskus’ Auftrag. Entweltlichung. Eine Streitschrift. Herder, Freiburg im Breisgau 2013, ISBN 978-3-451-21977-1.
Wie Sie unvermeidlich glücklich werden. Eine Psychologie des Gelingens. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-07099-5.
mit Jehuda Bacon: „Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden.“ Leben nach Auschwitz. Manfred Lütz im Gespräch mit dem jüdischen Künstler und Holocaust-Überlebenden Jehuda Bacon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, ISBN 978-3-579-07089-6.
↑Lilo Göttermann (Hrsg.): Querdenken 2014. Das Wichtigste aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Knaur, München 2013, darin: Manfred Lütz (Autorenprofil der Herausgeber).