Niederrheinische BuchtDie Niederrheinische Bucht (seltener auch Niederrheinische Tieflandsbucht) ist eine von Norden in das Rheinische Schiefergebirge hineinreichende Tieflandsbucht in Nordrhein-Westfalen. Naturräumlich stellt sie eine Haupteinheitengruppe dar, die sich nach Westen und, deutlich schmaler, nach Osten um die zentrale Ebene der Kölner Bucht bei Köln legt. Dabei wird der Begriff Kölner Bucht gelegentlich auch synonym für die gesamte Großlandschaft benutzt. Die Niederrheinische Bucht umfasst eine Fläche von 3584,4 km².[1] Sie ist der am weitesten nach Süden reichende Teil des Norddeutschen Tieflands. GeographieLage und GrenzenDie Niederrheinische Bucht grenzt im Nordosten an das Niederbergisch-Märkische Hügelland und im Osten an die Bergischen Hochflächen, die westliche Abdachung des Süderberglandes im historischen Bergischen Land, sowie im Südosten an das Mittelsieg-Bergland. Im Süden schließt sich das Untere Mittelrheingebiet mit Pleiser Hügelland, Siebengebirge und Unterem Mittelrheintal an, im Westen jenseits des Wurmtals die Limburger Börde als Teil der südniederländischen und mittelbelgischen Börden[2] und im Südwesten die Eifel (Osteifel, Westeifel und Vennvorland). Nach Nordwesten bildet die Lößgrenze eine Abgrenzung zum Niederrheinischen Tiefland, sodass die naturräumliche Bucht im Bereich der Jülicher Börde und der Köln-Bonner Rheinebene weiter gefasst ist als die in enger Auslegung durch die Verbindungslinie zwischen der Nordostecke des Vennvorlands und der Nordwestecke des Süderberglands abgegrenzte eigentliche Bucht.[3] Die Oberfläche der Landschaft ist flach oder weitspannig gewellt und durch überwiegend südost–nordwestwärts gestreckte tektonisch vorgegebene Höhenrücken und Täler gegliedert. Prägend ist auch die durch die vorherrschenden Westwinde aus dem Maas-Schotter herangetragene Löß-Bedeckung der westlich des Rheins gelegenen Landschaften und die mit den grobkörnigeren Sanden bedeckten ostwärts des Flusses gelegenen Heiden. Naturräumliche GliederungNaturräumlich gliedert sich die Niederrheinische Bucht wie folgt in Haupteinheiten (dreistellig) und Untereinheiten (Nachkommastellen):[1][4][5]
Emil Meynen, Heinrich Müller-Miny und Martin Bürgener schlugen vor, die Niederrheinische Bucht mit der Mittelrheinischen Bucht des Unteren Mittelrheingebiets – ihrer südöstlichen Fortsetzung im Niveau ihres Oberbodens (der Ville) bis zur Andernacher Pforte – zu einer Rheinischen Bucht zusammenzufassen, wobei ihre unterschiedliche großregionale Zuordnung zum Norddeutschen Tiefland einerseits und zum Rheinischen Schiefergebirge andererseits unberührt bliebe. Müller-Miny und Bürgener bezogen auch randliche Teile des Süderberglands („Bergische Randplatten“) und das Wollersheimer Stufenländchen, eine Untereinheit der Osteifel, in das obere Stockwerk der zweistöckigen Rheinischen Bucht ein.[9][10]
– Heinrich Müller-Miny (1962)[11] Namensgebung und großregionale ZuordnungDie Benennung der Bucht als Niederrheinisch, die bereits 1887 Albrecht Penck vornahm, und darüber hinaus die Frage ihrer großregionalen Zusammengehörigkeit mit dem Niederrheinischen Tiefland ist – ungeachtet der hydrographisch eindeutigeren Abgrenzung der Flussabschnitte Mittel- und Niederrhein – strittig. Karlheinz Paffen, der auch den Namen Niederrheinische Bucht verwandte, fasste diese 1953 und erneut 1958 mit dem „eigentlichen“ Tiefland zur naturräumlichen Großlandschaftsgruppe Niederrheinlande zusammen.[12][13] Kurt Kayser lehnte 1959 in der von ihm präferierten gesamtlandschaftlichen Betrachtungsweise, bei der neben den naturräumlichen den kulturgeographischen Faktoren eine mindestens ebenso große Bedeutung zukommt, diese Zuordnung und Namensgebung ab. Er sprach sich für die in der älteren Literatur, so bereits 1854 durch Bernhard von Cotta, oftmals für die gesamte Bucht verwandte und erst später auf die Köln-Bonner Rheinebene eingeengte Bezeichnung Kölner Bucht oder Rheinische Bucht aus und stellte einen breiten natur- und kulturlandschaftlichen Grenzsaum zwischen Niederrheinischem und Norddeutschem Tiefland einerseits sowie Kölner Bucht und Mittelrheinlanden andererseits fest. Die Bucht ordnete er den Lößbörden als Nordsaum der deutschen Mittelgebirgsschwelle zu, die naturräumlich hingegen als Südsaum zum Norddeutschen Tiefland gerechnet werden.[14][15] Heinrich Müller-Miny befürwortete 1961 die Bezeichnung Kölner oder Rheinische Bucht, allerdings nur für die eigentliche Bucht (s. o.), während bei Einbeziehung der über diese hinausreichenden gesamten Jülicher Börde eher der Name Rheinische Börde vorzuziehen sei.[9] KlimaKlimatisch ist die Niederrheinische Bucht ein mitteleuropäischer Gunstraum. Sie hat eine Vegetationsperiode von 230 bis 250 Tagen, der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt 550 bis 600 mm im Windschatten der Eifel, sonst etwa 800 mm. GeologieIn der Niederrheinischen Bucht wurden im Tertiär und Quartär bis zu 1.500 m Sedimente teils im flachen Meer, teils an Land abgelagert. Aus großen Küstensumpfmooren bildeten sich die großen Braunkohle-Lager, deren Abbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Rheinland ist. Die geologische Struktur wird durch Verwerfungen überwiegend südost–nordwestwärts (herzynisch) streichend bestimmt, durch die der Untergrund seit etwa 30 Ma (Millionen Jahren) einer Absenkung unterliegt (Niederrheingraben). Gegen das östlich gelegene Bergische Land und die Eifel wird die Niederrheinische Bucht im Südwesten durch Bruchlinien begrenzt. Nach Norden ist die Niederrheinische Bucht geologisch nicht deutlich gegen das Niederrheinische Tiefland abgrenzbar, im Süden überlappt die Füllung der Niederrheinischen Bucht die paläozoischen Gesteine des Rheinischen Schiefergebirges. Die Grabenstruktur ist durch Verwerfungen in ihrem Innern in einzelne Bruchschollen zerlegt. Der geologische Halbhorst der Ville trennt die Kölner Bucht von der westlich gelegenen Erft-Scholle; im Norden sind die Krefelder, Venloer und Rur-Scholle ebenfalls durch große Bruchlinien voneinander abgegrenzt. WirtschaftDie Lößdecken erlauben eine intensive Landwirtschaft in den Börden. Das im Lee der Ville gelegene Vorgebirge hat eine besonders dicke Lößbedeckung und wird deshalb, bedingt durch die nahen Absatzgebiete, durch intensiven Gemüseanbau genutzt, oft ist hier sogar Mischkultur mit Obstbau zu finden. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Region sind die mächtigen Braunkohlelager, die in den drei ausgedehnten Tagebauen Garzweiler, Hambach und Inden abgebaut werden. Die Braunkohle wird zur Stromerzeugung in mehreren großen Braunkohlekraftwerken verwendet: Kraftwerk Niederaußem, Kraftwerk Neurath, Weisweiler und Goldenberg. Die eigentliche Braunkohlenville ist mittlerweile ausgekohlt aber durch die bleibende Industrie des Rheinischen Braunkohlereviers und die rekultivierten künstlichen Landschaften geprägt. Literatur
Einzelnachweise
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