Osterholz-Scharmbeck
Osterholz-Scharmbeck (niederdeutsch Oosterholt-Scharmbeek) ist die Kreisstadt des Landkreises Osterholz in Niedersachsen. Mit 30.717 Einwohnern ist sie die einzige Stadt im Landkreis und eine selbständige Gemeinde. Sie entstand 1927 aus dem Zusammenschluss der bisherigen Gemeinden Osterholz und Scharmbeck. Zwei Jahre später wurde die Gemeinde zur Stadt erhoben. GeografieLageOsterholz-Scharmbeck liegt in der Norddeutschen Tiefebene ca. 22 Kilometer nordnordöstlich von Bremen nahe der Hamme, mit der die Stadt durch den Osterholzer Hafenkanal verbunden ist. Über den Hamme-Oste-Kanal bestand eine heute nicht mehr schiffbare Verbindung mit der Elbe. Östlich der Stadt erstreckt sich das Teufelsmoor mit dem Künstlerdorf Worpswede. StadtgliederungDie Stadt Osterholz-Scharmbeck besteht aus der Kernstadt und den neun Ortschaften:[2] Weitere Ortsteile, die allerdings keine administrative Unterstruktur bilden, sind in alphabetischer Reihenfolge:
GeologieDie Landschaft im Stadtgebiet von Osterholz-Scharmbeck ist vom Übergang der Endmoränenlandschaft Wesermünder Geest, deren südlicher Teil auch Osterholzer Geest genannt wird, ins Teufelsmoor geprägt. Beide Landschaftstypen sind Teil der glazialen Serie der Saaleeiszeit, die die Norddeutsche Tiefebene geformt hat. Der Geestrücken erhebt sich im Westteil des Stadtgebiets in der Langen Heide bis auf eine Höhe von 48 m ü. NN. Die Lange Heide ist das Quellgebiet der Hamme und zahlreicher kleinerer Flüsse, wie der Drepte, dem Scharmbecker Bach, der Wienbeck und der Schönebecker Aue. Der Geestrücken fällt nach Osten innerhalb der Kernstadt bis auf 4 m ü. NN ab. Die östlichen Stadtteile liegen bereits im Teufelsmoor, das durch das Urstromtal der Hamme gebildet wurde. In diesem Gebiet liegen einige Naturschutzgebiete, u. a. das NSG Breites Wasser sowie das NSG Torfkanal und Randmoore. Nachbarstädte
GeschichteEntstehungsgeschichte der StadtDie Stadt Osterholz-Scharmbeck entstand auf Grund des Zusammenschlusses der Orte Osterholz und Scharmbeck im Jahre 1927. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Bremen–Geestendorf (Bremerhaven) im Jahre 1862 wurde bei der Benennung des Bahnhofs die Namen der beiden Flecken Osterholz und Scharmbeck erstmals in der heutigen Schreibweise zusammengefasst.[3] Ein beträchtlicher wirtschaftlicher Aufstieg setzte ein, da sich zahlreiche Industrien (Tabakverarbeitung, Eisengießerei, Schiffswerft, Reiswerke) etablieren konnten. 1911 kommt mit der Eröffnung der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn (BOE) eine weitere wichtige Verkehrsverbindung hinzu. Die beiden Ortschaften blieben allerdings noch weitere Jahrzehnte unabhängig. Erst am 24. Mai 1927 vollzog der Bezirk Stade des Landes Preußen die Vereinigung von Osterholz und Scharmbeck sowie der Landgemeinden Ahrensfelde, Bargten und Sandbeckerbruch zur vergrößerten Fleckengemeinde Osterholz-Scharmbeck. 1929 wurde der Gemeinde Osterholz-Scharmbeck das Stadtrecht durch das preußische Staatsministerium des Innern verliehen. Erste BesiedelungDie Siedlungsgeschichte des Gebietes geht bis in die Jungsteinzeit zurück. Um 10.000 v. Chr. streifen Jäger, Sammler und Fischer über die Osterholzer Geest und die angrenzenden Moore; ihre Anwesenheit ist durch die zahlreichen Funde von Spanmessern und Pfeilspitzen belegt, die zum Beispiel im Heimatmuseum Osterholz ausgestellt sind. Einige dieser frühen Besucher der Geest werden nachweisbar sesshaft, da bei zahlreichen Ausgrabungen auch Spuren eines primitiven Ackerbaus (zum Beispiel Äxte) gefunden werden. Offensichtliches Zeugnis der Besiedlung ist das etwa 2000 v. Chr. errichtete Großsteingrab, ein beeindruckendes Steingrab an der heutigen Osterholzer Straße im Stadtzentrum. Dieses Hünengrab oder Hünenstein genannte gut erhaltene Kammergrab wird auf ein Alter von etwa 5.000 Jahren datiert. Derartige Großsteingräber wurden bei der Bestattungen der Bronzezeit durch Grabhügel abgelöst, wie sie sich heute z. B. im Stadtteil Garlstedt finden. Den wichtigsten Fund in einem dieser Gräber stellt wohl die Garlstedter Lure dar. Die 1830 bei Straßenarbeiten entdeckten Bruchstücke dieses bronzezeitlichen germanischen Blasinstruments stellen den zurzeit südlichsten Fund eines solchen Instrumentes dar. ScharmbeckDie erste urkundliche Erwähnung Scharmbecks (gelegentlich auch Scharnbeck geschrieben) reicht in das Jahr 1043 (Scirnbeci) zurück, als der Bremer Erzbischof Adalbrand von Bremen die Siedlung zu Fuß besuchte. Aus dieser Zeit stammen wahrscheinlich auch die Fundamente der Kirche St. Willehadi am Marktplatz. 1233 wird die Siedlung „Sandbeck“ genannt. Beide Namen beziehen sich auf den Scharmbecker Bach, einen kleinen Nebenfluss der Hamme, der die Orte Scharmbeck und Osterholz durchzieht. In späteren Jahrhunderten erlangte der Bach erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für den Ort Scharmbeck. Ab 1581 avancierte der Ort zu einer der ersten größeren Tuchmacher-Siedlungen im norddeutschen Raum und belieferte neben dem Heer vor allem den Bremer Markt. Die Scharmbecker Tuchmacherzunft bestand bis zum Jahre 1903, und bis ins zwanzigste Jahrhundert säumten daher zahlreiche Wassermühlen den Bachlauf, die als Walkmühlen dienten. Heute ist im Stadtgebiet allerdings nur noch eine Wassermühle mit funktionstüchtigem Mühlrad erhalten, die zur im 12. Jahrhundert erbauten Stauanlage Fehsenfeld hinter der St.-Willehadi-Kirche gehörte, die eine Kornmühle war. Bis zur Umwandlung des Ortes Geestendorf in Bremerhaven war Scharmbeck der wichtigste Markt und Gewerbeort zwischen Bremen und Cuxhaven. Vor allem der seit 1748 abgehaltene Scharmbecker Viehmarkt besaß überregionale Bedeutung. OsterholzDer Begriff Osterholz verdankt die Stadt der Gründung des Osterholzer Klosters 1182 durch Siegfried I. von Anhalt. Die Basilika des Klosters ist noch immer erhalten. Der Flecken Osterholz wuchs weiter, stieg zum Verwaltungssitz (Amt Osterholz) auf, aus dem sich 1885 durch Zusammenlegung mit dem Amt Lilienthal der Landkreis Osterholz bildete. Die weitere Geschichte war auf Grund der unmittelbaren Nähe identisch mit der von Scharmbeck; beide gehörten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zum Erzbistum Bremen. Osterholz-Scharmbeck im NationalsozialismusDie Osterholz-Scharmbecker Ortsgruppe der NSDAP wurde am 1. März 1930 gegründet. Franz Grell war der erste Ortsgruppenleiter; die erste Parteiversammlung fand am 20. März im Hotel Tivoli statt. Von 1931 bis 1933 war Johann Georg Arfmann Ortsgruppenleiter und ab 1933 Johann Grotheer.[4] In der sogenannten Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die 1865 eingeweihte Synagoge[5] in der Bahnhofstraße aufgebrochen, das Gestühl zerschlagen, die Inschrift in hebräischer Sprache über der Tür zerstört und alles in Brand gesteckt. Das Gebäude blieb, da der Brand noch rechtzeitig gelöscht werden konnte, als ganzes intakt und wurde ab Oktober 1939 als Luftschutzschule verwendet. SA-Männer schändeten darüber hinaus auch den jüdischen Friedhof, indem sie Grabsteine umwarfen. Für die noch im Landkreis Osterholz verbliebenen Juden wurde der Lebensalltag immer weiter eingeengt: Es gab Ausgehverbote sowie Einkaufs- und Verkehrsbeschränkungen, Führerscheine wurden entzogen und Bücher beschlagnahmt. Des Weiteren wurden sie dazu gezwungen, selbst für die Schäden der Pogromnacht aufzukommen und ihre Geschäfte zu schließen oder zu „arisieren“, sofern sie noch in jüdischem Besitz waren. Die Menschen jüdischer Herkunft, denen eine Emigration nicht gelang oder möglich war, wurden zur Umsiedlung nach Bremen gezwungen und wurden dort zusammengepfercht in sogenannten „Judenhäusern“ untergebracht.[4]
– pogrome1938-niedersachsen.de[6] Die Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, als internationalen Zentrum über NS-Verfolgung, verfügen über Listen der auf dem Scharmbecker Friedhof begrabenen Zwangsarbeiter, die zwischen dem 3. September 1939 und dem 8. Mai 1945 im Landkreis Osterholz umgekommen sind. Diese Aufstellungen waren 1950 von verschiedenen Verwaltungsstellen in Osterholz-Scharmbeck zusammengestellt worden. Auf den Listen sind auch zwei Kinder aufgeführt.[7] Am 24. Juni 2021 wurden im Rahmen seines Projekts Stolpersteine von Gunter Demnig Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus in die Gehwege vor Ort eingelassen; siehe Liste der Stolpersteine in Osterholz-Scharmbeck. EingemeindungenNach einem Erlass des Oberpräsidenten im Jahre 1936 erfolgte die Eingliederung der Gemeinden Buschhausen, Lintel, Westerbeck und eines Teiles von Hülseberg. Aufgrund der vom Niedersächsischen Landtag am 13. Juni 1973 beschlossenen Gemeindereform wurden mit Wirkung vom 1. März 1974 die Gemeinden Garlstedt, Heilshorn, Hülseberg, Ohlenstedt, Pennigbüttel, Sandhausen, Scharmbeckstotel, Teufelsmoor und der größte Teil der Gemeinde Freißenbüttel in die Stadt Osterholz-Scharmbeck eingegliedert.[8] StadtentwicklungMit der Eröffnung der Lucius D. Clay Kaserne im entfernten Ortsteil Garlstedt für die 75. US-Brigade, einer Vorhut der 2nd Armoured Division „Hell on wheels“ aus Texas, am 17. Oktober 1978 wurden 7.500 US-Amerikaner (4083 Soldaten, 2500 Zivilisten) in der Stadt stationiert. Für die 2500 Zivilisten (später bis zu 4000) und den Teil der Soldaten, die ihre Familie mitbrachten und deshalb nicht in der Kaserne in Garlstedt, sondern in der Kernstadt untergebracht werden sollten, wurden Wohnraum und Infrastruktur geschaffen. Im Kuwaitkonflikt (Zweiter Golfkrieg) wurde der größte Teil der US-Soldaten 1991 an den Golf versetzt. Nach Ende dieses Krieges wurde die Kaserne am 1. Oktober 1993 von den US-Streitkräften an die Bundeswehr übergeben, die sie seitdem als Truppenschule nutzt. Die bisher mit US-Amerikanern belegten 96 Stadtwohnungen im Bereich Am Hohenberg, Mozartstraße und Drosselstraße kaufte die Stadt für einen Gesamtpreis von 12,5 Millionen DM. Zusammen mit anderen Wohnungen hatte die Stadt damit etwa 220 Wohnungen (in der Regel mehrstöckige Blocks) vorübergehend in ihrem Besitz. Das war die Hälfte der durch die Amerikaner belegten Objekte und sollte helfen, den Mietwohnungsmarkt zu entschärfen. Durch die schnelle Abwicklung wurde die Entstehung sozialer Brennpunkte befördert, da der billige Wohnraum zu einer Konzentration sozial schlechter gestellter Bevölkerungsgruppen führte. Die große amerikanische Schule wurde zu einer neuen Integrierten Gesamtschule (IGS) umgewandelt. Die Einwohnerzahl der Stadt wuchs unter anderem durch die Neubelegung des Wohnraums auf knapp über 30.000. Einwohnerentwicklung
ReligionLaut kirchliche Statistik sind die evangelischen Christinnen und Christen in Osterholz-Scharmbeck zur Minderheit geworden.[10] Die Bürger, die Mitglieder der römisch-katholischen Kirche sind, sind in der Pfarrei Heilige Familie organisiert. Daneben gibt es noch andere christliche Gruppen und Freikirchen, so zum Beispiel eine Baptisten-, zwei Brüder- und eine neuapostolische Gemeinde. Es gibt auch eine jesidische Gemeinde. Von den während der NS-Zeit ermordeten und vertriebenen jüdischen Bürgern zeugt bis heute eine Gedenktafel, die nach dem Abriss der baufällig gewordenen alten Synagoge in der Bahnhofstraße im Jahre 2004 errichtet wurde, sowie ein kleiner jüdischer Friedhof. Ein weiteres Denkmal neben dem Neubau und in Nähe der Stelle der abgerissenen Synagoge in der Bahnhofstraße besteht aus einigen Säulen und einem Steintisch; es wurde im November 2006 offiziell enthüllt. Kurz vor der Enthüllung kam es dabei am 7. November 2006 zu einem Brandanschlag, bei dem die Abdeckplane zerstört wurde.[11] PolitikRatDer Rat der Stadt Osterholz-Scharmbeck besteht aus 38 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Stadt mit einer Einwohnerzahl zwischen 30.001 und 40.000 Einwohnern.[12] Die 38 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026. Stimmberechtigt im Rat ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister. Die letzten Kommunalwahlen ergaben die folgenden Ergebnisse: Ratswahl 2021
Wahlbeteiligung: 55,86 %
% 40 30 20 10 0 37,1 % 22,0 % 16,3 % 9,5 % 6,0 % 4,7 % 2,3 % 2,2 %
Anmerkungen:
d Bürgerfraktion Osterholz-Scharmbeck
*2006 als WASG BürgermeisterHauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Osterholz-Scharmbeck ist Torsten Rohde (parteilos).[13] Bei der letzten Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014 wurde er mit 59,02 % der Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat Werner Schauer (SPD) erhielt 40,97 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,12 %.[14] Rohde trat sein Amt am 1. November 2014 an und löste den bisherigen Amtsinhaber Martin Wagener (SPD) ab, der nicht mehr kandidiert hatte. Am 12. September 2021 wurde Rohde mit 70,83 % im Amt bestätigt. Seine Stellvertreter sind Klaus Sass (SPD) und Brigitte Neuner-Krämer (Grüne).[13] WappenDas Wappen der Stadt Osterholz-Scharmbeck wurde mit Erlass des Preußischen Staatsministeriums vom 12. Februar 1930 eingeführt.[15] Blasonierung:„Über grünem Schildfuß, darin ein silberner (weißer) Wellenbalken, in Blau ein stehender, gold (gelb) bewehrter silberner (weißer) Stier, der mit goldener (gelber) Kette an einem goldenen (gelben) Pflock angebunden ist; darüber schwebend drei im Dreieck angeordnete goldene (gelbe) Weberschiffchen; als Schildhalter zwei steigende gold (gelb) bewehrte silberne (weiße) Pferde, die auf gold- (gelb-) schwarzem Sockel stehen; im Oberwappen eine fünftürmige rote Mauerkrone.“ In der Hauptsatzung fehlt leider die korrekte Blasonierung.[15] Im Zentrum des Wappens steht ein angepflockter Bulle, er steht für den überregional bedeutenden jährlichen Viehmarkt der Stadt, der heute noch als Scharmbecker Herbstmarkt gefeiert wird. (Zur Ehrung der geschichtlichen Bedeutsamkeit dieser Tiere veranstaltete die Stadt Osterholz-Scharmbeck im Sommer 2000 unter dem Motto: „Die Bullen sind los“ eine Kunstaktion. Im gesamten Stadtgebiet wurden kreativ verzierte (fast) lebensgroße Kunststoffrinder aufgestellt. Der wohl exponierteste dieser Bullen ist noch heute (2008) auf dem Marktplatz von Scharmbeck am alten Schlauchturm zu finden.) Die drei Weberschiffchen geben den Hinweis auf die Scharmbecker Tuchmacherzunft der Stadt; die Anordnung im Dreieck soll für Fleiß stehen. Auch die Farben haben Bedeutung: Blau und Gelb deuten – wie im Wappen von Lilienthal – auf die Zeit als „schwedische Residenz“ von 1648 bis 1715 hin. Allerdings war blau auch schon die Farbe des Siegelwappen derer von Sandbeck vom Gut Sandbeck. Der silberne Streifen im Grünen Feld (grün für Hoffnung), symbolisiert den Scharmbecker Bach, der so wichtig für die Scharmbecker Tuchmacherzunft war. Partnerschaften
Kultur und SehenswürdigkeitenTheater und MusikDas Gut Sandbeck, dessen Anlage rund um das Haupthaus in den 1980er Jahren restauriert wurde, dient heute als Kulturzentrum der Stadt. Das Programm reicht von klassischen Konzerten und Veranstaltungen des Kunstvereins Osterholz bis zu Aufführungen der Scharmbecker Speeldeel, die besonders für ihr plattdeutsches Programm bekannt ist. Das Kulturzentrum Kleinbahnhof e. V. (KuZ) nahe dem heutigen Bahnhof von Osterholz-Scharmbeck richtet sich mit seinem wechselnden Programm an ein eher junges alternatives Publikum. Das ursprüngliche historische Bahnhofsgebäude ist eines der Bauwerke, die vom Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler architektonisch gestaltet worden sind. MuseenAuf dem Gelände des ehemaligen Wirtschaftshofes des Benediktinerinnenklosters befindet sich die Museumsanlage der Kulturstiftung Landkreis Osterholz. In sechs historischen Gebäuden sind das eigentliche Heimatmuseum, ein Mitmachmuseum, das Norddeutsche Vogelmuseum und das Museum für Schifffahrt und Torfabbau untergebracht. Die Geschichte der Osterholz-Scharmbecker Museen begann mit der Gründung des „Heimat- und Museumsvereins Osterholz“ im Jahre 1929, die ab 1960 im Findorffhaus ihre Aufstellung fand. 1976 übernahm der Landkreis, 1999 die „Kulturstiftung Landkreis Osterholz“ den erheblich gewachsenen Bestand an heimatgeschichtlichen und naturkundlichen Objekten.[17] Bauwerke und sonstige SehenswürdigkeitenNeben den historischen Kirchen St. Willehadi in Scharmbeck und St. Marien in Osterholz sowie dem Gut Sandbeck gilt die Mühle von Rönn, ein zweistöckige Galerieholländer mit Windrose und Segelflügeln, als Wahrzeichen der Stadt. Exponiert an einer der höchsten Stellen im Stadtgebiet ist die Mühle weithin sichtbar und beherbergt die Biologische Station Osterholz e. V. (BIOS), welche unter anderem die (im Internet zugänglichen) Wetterdaten der Stadt erfasst. Weitere Windmühlen finden sich am Hafen im Stadtteil Osterholz (allerdings ohne Flügel) und im Stadtteil Sandhausen-Myhle, letztere von 1795. Die bereits erwähnte Wassermühle hinter der Kirche St. Willehadi ist die einzige erhaltene Mühle am Scharmbecker Bach. In der Ortschaft Scharmbeckstotel befindet sich die urkundlich seit 1620 nachgewiesene und immer noch betriebsbereite Wassermühle am Ruschkamp. Das Feuchtwiesengebiet Osterholzer Hammewiesen reicht bis hinter die alte Klosteranlage in Osterholz und leitet landschaftlich ins benachbarte Teufelsmoor über. Seit einigen Jahren sind hier wegen der großflächig eingerichteten Schutzflächen auch wieder, neben anderen Vogelarten, zahlreiche Storchenpaare zu beobachten. Im Waldgebiet „Elm“ und „Schmidts Kiefern“ zwischen den Stadtteilen Heilshorn und Garlstedt finden sich, wie beim Steingrab im Stadtzentrum von Osterholz-Scharmbeck, weitere Zeugnisse der frühgeschichtlichen Besiedlung des Gebiets in Form diverser Grabhügel mit Urnengräbern. Am Flüsschen Drepte, nördlich des Golfplatzes, liegt die Brockmannsmühle, eine Hofanlage mit Wassermühle aus dem 14. Jahrhundert. 2005 wurde ein Weg nach Kurt Albrecht benannt, der als desertierter Matrose der Kriegsmarine am 28. April 1945 in Osterholz-Scharmbeck hingerichtet wurde. Dies dürfte eine der ersten Straßenbenennungen nach einem Deserteur in Deutschland gewesen sein.[18] Im Jugendbildungszentrum Bredbeck finden laufend Seminare und Veranstaltungen aus den verschiedensten Bereichen statt. Vor dem Haupthaus, welches sich inmitten eines Waldstückes in Freißenbüttel befindet, befindet sich unter anderem eine Freilichtbühne, einige Teichanlagen und ein Sportplatz. Bademöglichkeiten bieten die Ohlenstedter Quellseen in der Ortschaft Ohlenstedt mit ausgedehnten Stränden sowie das im Stadtzentrum gelegene Allwetterbad mit Teleskophalle. Die im November 2005 fertiggestellte Stadthalle bietet Platz für größere Veranstaltungen mit bis zu 1.100 Personen. Das Spektrum reicht über Musik, Comedy, Kabarett und Kunst bis hin zu Messen, politischen Veranstaltungen oder (auch privaten) Festivitäten und Bällen. Parks und Tiergärten
AussichtspunkteZur touristischen Aufwertung der Osterholzer Hammewiesen wurden im Rahmen des von 1995 bis 2009 laufenden GR-Projekts Hammeniederung mehrere Aussichtstürme bzw. -Punkte angelegt, um einen besseren Einblick in die Landschaft zu ermöglichen. Die drei Bauwerke bei Osterholz-Scharmbeck wurden 2012 als Aussichten im Teufelsmoor mit dem niedersächsischen Architektenpreis BDA ausgezeichnet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Mundarten und SprachenDurch die Verbreitung des Hochdeutschen wurde auch in Osterholz-Scharmbeck das Niederdeutsche zurückgedrängt, so dass es aus der Stadt fast vollständig verschwunden ist. Im ländlichen Bereich des Landkreises Osterholz ist das Niederdeutsche noch eher in Gebrauch. Verbreitet ist Hochdeutsch in Form des Missingsch ähnlich wie in Bremen, wobei in der Region das S nicht scharf gesprochen wird, wie etwa in Hamburg. Durch die vielen Flüchtlinge waren nach 1945 auch ostpreußische und schlesische Dialekte vorübergehend verbreitet. Kulinarische SpezialitätenEine eigenständige städtische Spezialität existiert in der Stadt nicht, verbreitet ist die Niedersächsische Küche: Regionaltypisch sind zum Beispiel Bratkartoffeln mit Knipp und als Nachspeise Rote Grütze. Von Dezember bis etwa Anfang März sind Kohlfahrten mit anschließendem Grünkohlessen aus Grünkohl mit Pinkelwurst (oder Kohlwurst) und Salzkartoffeln verbreitet. Im Frühling sind Spargelgerichte in diversen Varianten beliebt. WirtschaftDie Stadt Osterholz-Scharmbeck hat eine zentrale, kommunale wie wirtschaftliche Bedeutung für den Landkreis Osterholz sowie für das gesamte nördliche Bremer Umland. Breitgefächerte Dienstleistungsunternehmen sowie größere Einzelhandelsbetriebe nehmen einen breiten Raum im städtischen Wirtschaftsgefüge ein. Daneben gibt es eine langjährige mittelständische Tradition in den Bereichen Metallverarbeitungs- und Fahrzeugbau. Unternehmen in Osterholz-Scharmbeck ab 50 BeschäftigtenMit Stand von Ende 2017 sind das:[23]
Faun-Werke1969 wurden die Werksanlagen der Büssing AG in Osterholz-Scharmbeck durch die Faun-Werke übernommen. 1973 wurde die Kommunalfahrzeug-Produktion komplett nach dort verlagert. 1973 erfolgte die Neuorganisationen im gesamten FAUN-Unternehmensbereich. Das Werk in Osterholz-Scharmbeck übernimmt als wirtschaftlich selbstständiges Profitcenter die Produktgruppe Kommunalfahrzeuge und wird verantwortlich für die Entwicklung, Konstruktion, Herstellung, Vertrieb und Kundendienst dieser Fahrzeuge. 1976 wurden ein europaweites Händlernetz eingerichtet und die gesamten Exportaktivitäten ausgeweitet. Die Fahrzeugpalette wurde in diesen Jahren konsequent erweitert, beispielsweise 1983 mit der Übernahme der KUKA Umwelttechnik GmbH und deren bekannten Drehtrommeln für Müllfahrzeuge. 1986 verkaufte die Eigentümerfamilie Schmidt die FAUN-Werke an den Baumaschinenhersteller Orenstein & Koppel. 1990 übernahm der japanische Mobilkranhersteller Tadano Ltd. das Werk in Lauf und gab das stark exportabhängige Geschäft mit schweren Zugmaschinen auf. Die Produktion und der Vertrieb von Mobilkranen laufen seit 2012 unter der Firma Tadano Faun GmbH. Die Sparte der Kommunalfahrzeuge mit dem Werk in Osterholz-Scharmbeck wurde abgetrennt und 1994 an die Kirchhoff Gruppe verkauft, die Umfirmierung in FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG folgte ein Jahr später.[24] Fahrzeugwerke Fritz DrettmannDie Fahrzeugwerke Fritz Drettmann[25] übernahmen nach dem Konkurs der Frerichswerke während der Weltwirtschaftskrise 1931 die Werkshallen am Bahnhof Osterholz-Scharmbeck. Das Grundstück und die Fabrikgebäude waren zunächst im Besitz der Stadt und wurden dann von den Drettmann-Werken genutzt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Drehkreuze für das 8,8-cm-Flakgeschütz der Wehrmacht hergestellt. Im Laufe der Zeit wuchs die Bedeutung der Drettmann-Werke als kriegswichtiger Betrieb.[26] In der Folge stieg die Anzahl der Zwangsarbeiter auf 543 Personen. In diesem Osterholzer Rüstungsbetrieb arbeiteten in der sog. Strafgefangenen-Arbeitskolonne[26] zeitweise 285 Russen, 112 Tschechoslowaken, 44 Niederländer, 32 Franzosen, 25 Belgier und 2 Polen, die in Baracken untergebracht waren. Gegen Kriegsende scheinen bei Drettmann auch noch italienische Militärgefangene eingesetzt worden zu sein. Jedenfalls berichtete die US-Militärregierung am 23. Mai 1945, dass 43 Italiener aus dem „Drettmanns camp OSTERHOLZ“ abgezogen worden seien. Dieses nunmehr geräumte Lager habe sich in einem unbefriedigenden Zustand befunden.[27] Nach dem Krieg erhielt das Werk von der US-amerikanischen Property Control bald eine Genehmigung zur Produktion von Lkw-Anhängern. Später wurden Lastkraftwagen produziert und ein Einstieg in den Schiffbau versucht. Unter anderen stammten die ersten Möbelwagen des Unternehmens Meyerhoff (damals Bahnhofstraße 37) von Drettmann. Ende der 1950er-Jahre geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten, was auf ein zu langes Festhalten an der manuellen Fertigung und ausbleibende Anpassung an industrielle Produktionsverfahren zurückgeführt wird. 1959 wurde das Werk stillgelegt, Anfang der 1960er-Jahre stellte das nach Bremen-Burg umgezogene Unternehmen die Produktion ganz ein.[28] Osterholzer ReiswerkeDie Fabrik der Osterholzer Reiswerke (Stärkefabrik) lag an den Gleisen nahe dem Bahnhof. In der Zeit von 1875 bis 1976 lief die Produktion und bot Hunderten Menschen aus der Kreisstadt, dem Landkreis, aber auch aus Bremen Lohn und Brot. Manchem „Reiswerker“, wie sich die Beschäftigten mit Stolz nannten, gab das Unternehmen sogar ein Zuhause. Auf dem Betriebsgelände wurden bereits 1880 Wohnungen für die Belegschaft errichtet. Der Name Pappstraße zeugt noch heute davon, denn die Wände der ersten Häuser waren mit schwarzer Dachpappe beschlagen.[29] T-City-WettbewerbIm Januar 2007 erreichte die Stadt im sogenannten T-City-Wettbewerb die Endrunde. Verkehr und InfrastrukturIn Osterholz-Scharmbeck zweigt die Bahnstrecke Bremervörde–Osterholz-Scharmbeck von der Bahnstrecke Bremen–Bremerhaven ab. Innerhalb der Kernstadt verkehren Linienbusse, die auch die Verbindung mit außenliegenden Stadtteilen sowie den Nachbargemeinden sicherstellen. Es gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Bremen-Niedersachsen (VBN). Seit Dezember 2021 wird Osterholz-Scharmbeck einmal täglich vom Intercity der Linie 35 von Koblenz/nach Köln angefahren.
Osterholz-Scharmbeck wird von der Bundesstraße 74 durchquert, die Bremen über Bremervörde mit Stade verbindet. Die Stadtmitte liegt ungefähr 9 Kilometer von der Autobahn A 27 (Walsrode–Cuxhaven) entfernt. MoorexpressMit der am 23. Juni 1909 durchgängig eröffneten Bahnstrecke Bremervörde–Osterholz-Scharmbeck der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn (BOE) bekam die Stadt 1911 ihre erste regelmäßige Verbindung mit dem Teufelsmoor, Worpswede und Bremervörde. Der Personenverkehr des Moorexpress wurde am 18. März 1978 auf Busse verlagert, die nach dessen Gründung in den VBN integriert wurden. Ein Betrieb mit Sonderfahrten (Wochenende/Sommer) wird von November bis April aufrechterhalten, und seit Mai 2006 existiert wieder ein regelmäßiger Sommerfahrplan mit einer Verlängerung der traditionellen Fahrstrecke zu den neuen Endpunkten Bremen und Stade mit vier Fahrten pro Wochenend- und Feiertag bis Oktober. Hafen und HafenkanalZwischen 1765 und 1766 wurde unter Aufsicht des Moorkommissars Jürgen Christian Findorff der Osterholzer Hafenkanal gebaut. Der Kanal ist rund zwei Kilometer lang, so dass sich das Hafenbecken am Stadtrand befindet. Heute sind Hafen und Kanal nur noch von Sport- und Motorbooten belegt, die ein erhebliches Freizeitpotential darstellen. LuftverkehrDas Segelfluggelände Osterholz-Scharmbeck liegt etwa 1 km südöstlich des Zentrums. PostEine Post in Osterholz-Scharmbeck existierte offiziell seit 5. Juli 1665 (siehe Postgeschichte von Osterholz-Scharmbeck). Die letzte Filiale der Deutschen Post befand sich am Marktplatz gegenüber der Volksbank; alle anderen und vorherigen Standorte in der Stadt wurden bereits vorher aufgegeben. Die Geschäftsräume am Marktplatz wurden zunächst von einem externen Anbieter weiter betrieben. Im Zuge der Auflösung des Postmonopols befinden sich auf Stadtgebiet seit 2011 entsprechenden Filialen und Packstationen diverser KEP-Dienste. Medien
Bildung
Haupt- und Realschule:
Gesamtschulen und Gymnasien:
Sonstige Schulen:
SozialeinrichtungenOsterholz-Scharmbeck ist Standort eines Akutkrankenhauses. Es handelt sich dabei um das Kreiskrankenhaus Osterholz in kommunaler Trägerschaft. PersönlichkeitenEhrenbürger
Söhne und Töchter der Stadt
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
Literatur
WeblinksCommons: Osterholz-Scharmbeck – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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