Im Russisch-Ukrainischen Krieg wurde die Stadt ab dem Jahr 2022 zunehmend durch russischen Beschuss zerstört und entvölkert und ist seit 2023 eine Ruinenstadt. Anfang Oktober 2024 wurde die Stadt von russischen Truppen eingenommen.
Die Stadt, die vorwiegend vom Kohlebergbau lebte, liegt im Donbass 60 km südwestlich des Oblastzentrums Donezk. Sie wurde bis Juli 2020 im Südosten vom Rajon Wolnowacha und im Nordwesten vom Rajon Marjinka umschlossen.
Geschichte
Die Stadt wurde zu Beginn der Entwicklung des südlichen Donezbeckens im Jahr 1964 mit dem Namen Piwdennyj Donezk (ukrainisch Південний Донецьк) gegründet. Sie war als wichtige Industriestadt mit einer Bevölkerung von hunderttausend Einwohnern und mehr als zehn Zechen geplant. Nachdem die Entwicklung der Kohlevorkommen im südlichen Donezbecken in den 1970er Jahren als weniger vielversprechend eingeschätzt wurde als im Kusbass, entstand nur eine kleinere Stadt. 1969 wurde die Siedlung in Wuhledar umbenannt. 1991 erhielt Wuhledar den Status einer Stadt.
Im Juni 1991 ereignete sich in der Steinkohlegrube Juschnodonbasskaja I ein Grubenbrand in 197 Meter Tiefe, bei dem 32 Menschen ums Leben kamen.
Am 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, wurde der Ort mit russischer Streumunition beschossen. Die Rakete schlug neben einem Krankenhaus ein und tötete vier Zivilisten und verletzte zehn weitere.[1] Im November 2022 und im Februar 2023 kam es zu mehreren Versuchen der russischen Angreifer, Wuhledar von Süden her zu erobern, da sie als Frontstadt wichtig für die Bahnlinie zwischen der besetzten Krim und den besetzten Gebieten im Donezbecken ist. Diese kann durch die Ukraine von der Stadt aus angegriffen werden, um so die russische Truppenlogistik zwischen beiden Regionen zu stören. Da diese Angriffe auf Wuhledar über offene Felder erfolgten, kam es zu großen Verlusten für die russischen Truppen. Wuhledar selbst wurde bei den Kampfhandlungen zum Großteil zerstört. Laut dem stellvertretenden Bürgermeister gab es im Februar 2023 kein einziges Haus ohne Schäden mehr. Bis auf 500 Zivilisten hatten die Einwohner zu diesem Zeitpunkt die Stadt verlassen.[2][3][4]
Mitte April 2023 wurde die Stadt erneut von russischen Truppen angegriffen.[5] Bis September 2024 waren die ukrainischen Truppen aus zwei Zechen verdrängt worden, die ihnen bei Wuhledar als Militärbasen gedient hatten.[4] Ende September 2024 stand die bis dahin noch von ukrainischen Streitkräften gehaltene Stadtruine vor ihrem Fall; russische Streitkräfte waren zu der Zeit im Süden, Osten und teilweise im Norden bis an die Stadtgrenze herangerückt und drangen von dort in die Stadtrandgebiete ein.[6][7][8][4] Bis zum 1. Oktober waren die russischen Streitkräfte auch aus westlicher Richtung bis in die Stadt vorgerückt. An dem Tag wurden Kämpfe um das Stadtzentrum gemeldet. Laut ukrainischen Behördenangaben befanden sich zu dem Zeitpunkt noch 107 volljährige Einwohner in Wuhledar.[9][4] Spätestens am darauffolgenden Tag hatte sich die ukrainische Armee aus Wuhledar zurückgezogen.[10]
Verwaltungsgliederung
Am 11. Oktober 2019 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Wuhledar (Вугледарська міська громада/Wuhledarska miska hromada). Zu ihr zählen auch die sechs in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer.[11] Bis dahin hatten sie die gleichnamige Stadtratsgemeinde Wuhledar (Вугледарська міська рада/Wuhledarska miska rada) gebildet, die der Oblastverwaltung direkt unterstellt war.
Am 12. Juni 2020 kamen die acht Dörfer Bohojawlenka, Jehoriwka, Maksymiwka, Mykilske, Nowoukrajinka, Petriwske, Pretschystiwka und Schewtschenko zum Gemeindegebiet hinzu.[12]
↑ abMarc Santora: Russia Pushes to Take Ukrainian Town Near a Vital Supply Line. In: japantimes.co.jp.Japan Times, 5. Februar 2023, abgerufen am 17. Februar 2023 (englisch, Artikel ursprünglich in der New York Times (New York Times), aber dort nur begrenzt zugänglich – nach inoffiziellen Angaben wurden allein im November 2022 an drei Tagen 200 russische Angreifer getötet).
↑ abFelix Durach: Putin erlebt Desaster in Wuhledar – doch Kreml-Chef lächelt Verluste weg. In: merkur.de. 16. Februar 2023, abgerufen am 15. Juni 2023 (insgesamt starben laut ukrainischen Angaben bis Mitte Februar 2023 mehrere hundert Soldaten bei den Angriffsversuchen, zudem gab es zahlreiche Gefangene und Verwundete, so dass die Gesamtzahl dieser drei Gruppen auf 5000 geschätzt wurde).
↑ abcdOliver Imhof, Alexander Sarovic: (S+) Russische Offensive im Donbass: Angriff auf die Knotenpunkte. In: Der Spiegel. 1. Oktober 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. Oktober 2024]).
↑Ivo Mijnssen: Ukraine-Krieg: Die Donbass-Bastion Wuhledar droht an die Russen zu fallen. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. September 2024, ISSN0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 27. September 2024]).
↑„Sturm auf die Stadt hat begonnen“: Ukrainische Widerstands-Hochburg Wuhledar offenbar kurz vor dem Fall. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 27. September 2024]).
↑Ukraine-Krieg: Ukrainische Armee zieht sich aus Wuhledar zurück. In: Der Spiegel. 2. Oktober 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Oktober 2024]).