Kurachowe (ukrainischКурахове; russischКураховоKurachowo) ist eine Stadt in der Ukraine mit 18.220 Einwohnern (1. Januar 2022), kriegsbedingt mit 700 bis 1.000 Bewohnern (2024)[1].
Kurachowe entstand 1936 aus einer Arbeitersiedlung, die für Arbeiter des nahegelegenen Kraftwerks errichtet wurde, und trug bis 1943 den Namen Kurachowgrjesstroj (Кураховгрэсстрой), danach bis 1956 Kurachowgrjes (Кураховгрэс)[2].
Im Ortsteil Roja befand sich bis 1950 ein Kriegsgefangenenlager. 1956 war das Dorf so weit angewachsen, dass es zur Stadt erklärt wurde.
Wichtigste Arbeitgeber in der Gegenwart sind ein großes Kohlekraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung und ein Stahlwerk.
Die Stadt gilt als sehr bedeutend für den russischen Rohstoffkrieg und damit verbundene Kriegsziele, da in der Lagerstätte Schewtschenko Lithium im Wert von hunderten Milliarden US-Dollar liegt. Im Dezember 2021 erteilte die ukrainische Regierung dem australischen Unternehmen European Lithium, das dem britischen Geschäftsmann Anthony Sage gehört, die Abbaurechte. Im Sommer 2023 erklärte das Unternehmen, dass es keinen Anspruch mehr auf das Lithium-Feld erhebe. Es liege zu nahe an der Frontlinie. Im Januar 2024 erteilte die russische Besatzerverwaltung in der Oblast Donezk dem russischen Ministerium für Ökologie und natürliche Ressourcen die „Genehmigung“ zum Abbau des Lithiums.[3][4][5]
Seit Mai 2022 ist Kurachowe Kriegsschauplatz im russischen Überfall auf die Ukraine.[6] So fanden im Juni desselben Jahres Bombardierungen seitens der russischen Luftwaffe statt, von denen auch Zivilisten betroffen waren.[7] Im November 2024 spitzten sich die Kämpfe um Kurachowe zu. Am 11. November, als die noch unter ukrainischer Kontrolle befindliche Stadt bereits vor einer Einkreisung durch russische Truppen aus nördlicher, südlicher und östlicher Richtung stand, wurde der Damm des Kurachower Stausees zerstört. Beide Kriegsparteien machten sich gegenseitig für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich.[8][9] Im selben Monat hatte Kurachowe noch 700 bis 1000 Einwohner.[1] Anfang Dezember 2024 war ein Großteil der Stadt von russischen Truppen eingenommen.[10] Am 6. Januar 2025 erklärte das russische Verteidigungsministerium die Stadt für erobert.[11]
Verwaltungsgliederung
Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Kurachowe (Курахівська міська громада / Kurachiwska miska hromada). Zu dieser zählen auch die Stadt Hirnyk, die Siedlungen städtischen Typs Hostre, Illinka und Kurachiwka, die 21 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer sowie die 2 Ansiedlungen Ostriwske und Stari Terny[12], bis dahin bildete der Ort zusammen mit der Siedlung städtischen Typs Illinka, dem Dorf Stepaniwka sowie den Ansiedlungen Ostriwske und Stari Terny die gleichnamige Stadtratsgemeinde Kurachowe(Курахівська міська рада / Kurachiwska miska rada) im Norden des Rajons Marjinka.
Wolfgang Bauer: Krieg in der Ukraine: Nur noch neun Kilometer. Kurachowe, eine Stadt in der Ukraine: Der Bürgermeister arbeitet im Keller. Ein Hobbyimker bewacht die letzte Wasserquelle. Eine Verkäuferin schaut Liebesfilme. Und die russischen Angreifer rücken näher. In: Die Zeit. Nr.32. Hamburg 24. Juli 2024 (zeit.de – Artikelanfang frei abrufbar).
↑Курахово. In: П. Т. Тронько / P. T. Tronʹko [u. a.] (Hrsg.): История городов и сел Украинской ССР: в двадцати шести томах / Istorija gorodov i sel Ukrainskoj SSR: v dvadcati šesti tomach. Band3: Донецкая область. Институт истории Академии наук УССР, Главная ред. Украинской советской энциклопедии Академии наук УССР / Institut istorii Akademii nauk USSR, Glavnai︠a︡ red. Ukrainskoĭ sovetskoĭ ėnt︠s︡iklopedii Akademii nauk USSR, Kiew 1976, OCLC29028327, S.527–535 (russisch, ukrssr.ru (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive) [abgerufen am 24. Juli 2024] Stadtgeschichte).
↑Sonja Margolina: Russlands Appetit auf die ukrainischen Rohstoffe für die E-Zukunft. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. März 2024, ISSN0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 13. November 2024]).
↑Ukraine evakuiert weitere Orte bei Charkiw – Truppen in Kurachowe droht Kesselschlacht. In: Der Spiegel. 11. November 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. November 2024]).