Joachim Meyerhoff wurde als jüngster Sohn der Krankengymnastin Susanne Meyerhoff (* 1937) und deren Mann Hermann Meyerhoff, Psychiater und Ministerialdirigent (1932–1993)[2][3] in Homburg im Saarland geboren, wo der Vater als leitender Abteilungsarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitäts-Nervenklinik tätig war.[4][5][6] 1971 wurde der Vater ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Hesterberg. Die Familie lebte in einem Gebäude auf dem Gelände der Klinik. Dort verbrachte Joachim Meyerhoff seine Kindheit zusammen mit zwei älteren Brüdern, Martin und Hermann.[7] 1985 starb Martin,[8] sein mittlerer Bruder, bei einem Autounfall, als Joachim für ein Jahr in den USA war.[9]
Joachim Meyerhoff hat mit der Burgschauspielerin Christiane von Poelnitz zwei Töchter,[12] außerdem einen Sohn aus einer anderen Beziehung. Bis 2019 lebte er in Wien und seither in Berlin.[13][14]
Künstlerische Karriere
Meyerhoff leidet an Legasthenie, begann aber trotzdem schon im Alter von sieben Jahren mit dem Schreiben von Gedichten und Geschichten.[15] Nach seiner Rückkehr aus den USA machte Joachim Meyerhoff das Abitur. Er absolvierte von 1989 bis 1992 eine Ausbildung als Schauspieler an der Otto-Falckenberg-Schule in München.[16]
Neben seiner darstellerischen Tätigkeit konzipiert Joachim Meyerhoff eigene Programme. Sein Projekt Alle Toten fliegen hoch sorgte im Burgtheater Wien regelmäßig für ein volles Haus.[21] In diesem autobiografischen, in sechs Teile unterteilten Programm erzählt Meyerhoff seine eigene Geschichte und die seiner Familie. Er berichtet von seinen Geschwistern, seinen Großeltern in München, seinem Vater, dem Aufwachsen auf dem Anstaltsgelände sowie seinem Austauschjahr in Amerika. Die ersten drei Teile dieser Serie wurden zum Berliner Theatertreffen 2009 eingeladen.[22] Von 2011 bis 2020 erschienen fünf Teile in Buchform bei Kiepenheuer & Witsch, wobei die letzten beiden Teile ohne vorherige Bühnenvorlage entstanden sind.[23] Im Dezember 2018 erlitt Meyerhoff in Wien[24] einen Schlaganfall mit zeitweiliger Lähmung der linken Körperhälfte.[25][26][27] Im September 2020 erschien der Roman Hamster im hinteren Stromgebiet, in dem sich Meyerhoff auch mit den Folgen dieser schweren Erkrankung auf sein Leben und sein künstlerisches Schaffen beschäftigt.[28]
Im Frühjahr 2023 kehrte Meyerhoff für eine Produktion von Tschechows Frühwerk Die Vaterlosen (besser bekannt unter dem Titel Platonow) nach München zurück, wo er nach eigener Aussage „theatersozialisiert“ wurde. Als Schauspielschüler riss er in den Münchner Kammerspielen die Karten ab und durfte in die Vorstellungen, „wenn noch Platz war“. Das Wiedersehen mit der Bühne beschrieb er als ergreifend.[29] Für seine Interpretation des zynischen Dorfschullehrers Michail Wassiljewitsch Platonow wurde er vom Feuilleton gefeiert. Christian Gampert schrieb 2023 in der Zeit: „Joachim Meyerhoff spielt seine Figur so überreif-desillusioniert, dass gerade in den Beziehungskatastrophen [...] Momente heller Wahrhaftigkeit aufleuchten. Und damit auch des reinen Theaterglücks.“[30]
2023: Die Vaterlosen (häufig unter dem Titel Platonow) von Anton Tschechow, Rolle: Michail Wassiljewitsch Platonow, Dorfschullehrer, Regie: Jette Steckel
Alexander Košenina: Gesetzesbrecher: Joachim Meyerhoffs literarische Selbsterfindung des Schauspielers. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 67 (2017), S. 339–346.
↑Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen, Köln 2024, S. 64; „Ich mag es nicht, nur Floskeln rauszuhauen.“ In: General-Anzeiger, 30. November/1. Dezember 2024, Boulevard Seite 3.
↑Darüber berichtet Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke.
↑Siehe den Lebenslauf seines Vaters in dessen Dissertations-Manuskript: Hermann Maria Meyerhoff: Geburtshelfliche Statistik 1960, München, Univ., Diss., 1964, S. 69.
↑Alle Toten fliegen hoch. Burgtheater Wien, 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2012; abgerufen am 8. Januar 2018.
↑Interview mit Joachim Meyerhoff. Aachener Nachrichten, 21. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2018; abgerufen am 17. Februar 2018.