Talamanca de Jarama
Talamanca de Jarama ist ein Ort und eine Gemeinde (municipio) mit 4210 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) in der Autonomen Gemeinschaft Madrid in Zentralspanien. Der alte Ortskern wurde wegen seiner historischen Bauten als Kulturgut (Bien de Interés Cultural) in der Kategorie Conjunto histórico-artístico eingestuft. Lage und VerkehrTalamanca de Jarama liegt in einer Höhe von ca. 650 Metern ü. d. M. etwa 53 Kilometer nordöstlich der Stadt Madrid am Río Jarama. Die Stadt Guadalajara in der gleichnamigen Provinz befindet sich knapp 40 Kilometer südöstlich. Toledo, die alte Hauptstadt Spaniens, liegt etwa 130 Kilometer in südwestlicher Richtung entfernt. Bevölkerungsentwicklung
Im 19. Jahrhundert lag die Einwohnerzahl durchgängig bei etwa 500 Personen. Vergleichsweise niedrige Grundstückspreise und Mieten haben in den letzten Jahren zu einem Zuzug von Menschen aus ländlichen Gegenden, aber auch aus der Stadt Madrid geführt. WirtschaftLange Zeit war Talamanca de Jarama ein mittleres Handwerks- und Marktzentrum nördlich von Madrid, das im Wesentlichen von einer agrarischen Selbstversorgungswirtschaft geprägt war. Seit den 1960er Jahren ist der Tourismus als Einnahmequelle des Ortes hinzugekommen. GeschichteDie Geschichte von Talamanca de Jarama reicht bis in die Bronze- und Eisenzeit zurück; damals war die Gegend von keltischen oder keltiberischen Stammesgruppen besiedelt. Aus dieser Periode stammt eine in der Umgebung entdeckte Nekropole. In römischer Zeit lag der Ort am Kreuzungspunkt zweier kleinerer Straßen, was die Anlage einer Siedlung begünstigte: Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich noch die sogenannte Römerbrücke (puente romano) über den Río Jarama. In westgotischer Zeit war der Platz ebenfalls besiedelt. Aus der Zeit der islamischen Dominanz (Al-Andalus) über weite Teile der Iberischen Halbinsel sind die meisten Spuren verschwunden; auf einer Bergkette nördlich von Talamanca stehen allerdings noch einige runde Wach- und Signaltürme (atalayas), die zu einer muslimischen Verteidigungslinie etwa 100 Kilometer nördlich von Toledo gehören und ins 9. oder 10. Jahrhundert datiert werden. Des Weiteren ist ein Chronist mit Namen Umar Al-Talamankí (951–1038) bekannt. In den Jahren 1083–1085 fiel im Zusammenhang mit der Rückeroberung (reconquista) Toledos durch Alfons VI. auch Talamanca wieder in christliche Hände. 1140 gab Alfons VII. Talamanca und sein Umland in die Hände seiner Geliebten Urraca Fernández de Castro; 1188 vertraute Alfons VIII. die Grundherrschaft (señorio) über Talamanca dem Bistum Toledo an. Wenige Jahre später, nach der Niederlage der Truppen Alfons VIII. in der Schlacht bei Alarcos (1195) fiel Talamarca erneut für kurze Zeit in die Hände der Muslime – eine Situation, die nach der für die christlichen Heere siegreichen Schlacht bei Las Navas de Tolosa (1212) für immer korrigiert wurde. Im 13. Jahrhundert erlebte Talamanca eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit, die vor allem im Zusammenhang mit der Wiederbevölkerung (repoblación) der Region durch Zuzügler aus dem Norden aber auch aus dem Süden Spaniens (mudéjares) zu sehen ist. In dieser Zeit entstand die Ábside de los Milagros, ein eindrucksvoller romanischer Ziegelsteinbau im Mudéjar-Stil. Im 15. Jahrhundert zählte der Ort um die 2500 Einwohner – eine Zahl, die nach der Vertreibung der Juden aus Spanien in den Jahren nach 1492 bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts auf etwa 400 zurückging. Schließlich – vor allem nach der Vertreibung der moriscos (1610) – sank sie auf den Status einer Landgemeinde zurück, die sich nach dem Prinzip der Selbstversorgung selbst von Ackerbau und Viehzucht ernähren konnte bzw. musste. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert wechselte die Stadt mehrfach ihren Grundherrn; zuletzt gehörte die Region im Wesentlichen dem Kartäuserorden und den Herzögen von Béjar, die im Jahre 1520 von Karl V. zu den Granden erster Klasse gezählt wurden. Nach der – kurzzeitigen – Abschaffung aller Grundherrschaften in der liberalen Verfassung von Cádiz (1812) und der Neuordnung des spanischen Staatsgebietes im Jahre 1833 kam Talamanca zur Provinz Madrid. Kurz darauf wurden im Rahmen der desamortisación beinahe sämtliche Kirchengüter verstaatlicht. Im Spanischen Bürgerkrieg wurde Talamanca kurzzeitig erneut zu einer Grenzstadt zwischen den beiden gegnerischen Lagern. Sehenswürdigkeiten
FilmeTalamanca de Jarama bzw. einige Bauwerke der Stadt haben bei vielen Filmproduktionen als Kulisse gedient; die wichtigsten sind:
Städtepartnerschaften
Persönlichkeiten
WeblinksCommons: Talamanca de Jarama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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