Orgelbau Pirchner
Orgelbau Pirchner war ein österreichisches Orgelbauunternehmen mit Sitz in Steinach am Brenner (Tirol). Es wurde zwischen 1833 und 1935 zunächst von fünf Generationen der Orgelbauer-Dynastie Reinisch[1] betrieben und ab 1935 von Johann Pirchner und dessen Nachkommen weitergeführt. Im Jahr 2016 wurde die Firma gelöscht.[2] UnternehmensgeschichteDie Herstellung von Orgeln im Wipptal kann man bis ins Jahr 1817 verfolgen. Der Tischler Josef Reinisch (6.9.1776–15.12.1848) in Gries am Brenner begann mit dem Orgelbau, bald unterstützt von seinen Söhnen Franz (I.) Xaver (28.2.1801–14.10.1888), Johann Benedikt (1803–1880), Andreas (1804–1836) und Thomas (1805–1837). Um 1831/32 kam es zu einer Spaltung zwischen Josef Reinisch und seinen Söhnen.[3] Der Umbau der Orgel in Axams wurde 1832 von den Söhnen Franz, Andreas und Thomas ausgeführt. Franz (I.) kaufte 1833 ein Haus in Steinach und eröffnete dort seine Werkstatt, in der auch der Bruder Thomas arbeitete.[4] Der Vater blieb dagegen in Gries und wurde von Johann Benedikt unterstützt. Franz Reinisch (II.) (1840–1921) übernahm 1872 die Leitung der Werkstatt und setzte zunächst die Linie seines Vaters Franz I. fort, wobei die Orgelprospekte nunmehr nicht mehr nachbarock, sondern neugotisch und neoromanisch gestaltet wurden. Er begann auch bereits mit dem Bau eines chromatischen Pedals, zunächst von C bis f°, dann später C bis a° (Eben, 1891), bis h° (Neumarkt, 1893), bis c' (Maria Weißenstein, 1900), bis d' (Innsbruck, 1892; Schwaz, 1897; Niederdorf, 1903). Nur bei der Orgel in Sand in Taufers wurde – auf ausdrücklichen Wunsch des Auftraggebers – noch ein Pedal mit 16 Tasten und mit Cis, Dis, Fis in der zweiten Oktave gebaut. 1892 errichtete er die erste Orgel mit mechanischen Kegelladen und Barkerhebeln im Innsbrucker Dom, sodass 1893 nur noch die Orgel in Gossensaß mit Schleifladen gebaut wurde. Die erste pneumatische Orgel mit Kegelladen errichtete Franz Reinisch (II.) 1897 für die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt (Schwaz). Ab 1904 wurde die pneumatische Kegellade durch die pneumatische Taschenlade abgelöst. Karl Reinisch (I.) (1842–1918) führte als Sohn von Franz Reinisch (I.) von 1870–1893 selbständig Orgelreparaturen aus. Seinen einzigen Orgelneubau errichtete er 1878 in Lans (10/I/P). Karl Reinisch (II.) (1876–1932), Sohn von Franz Reinisch (II.), ging 1904 zu G. F. Steinmeyer & Co. nach Oettingen und übernahm 1907 die Leitung der väterlichen Werkstatt. Anfang 1918 baute er für Kriegszwecke die Prospektpfeifen von Orgeln in Tirol aus, 1919 wurde seine Werkstatt wiedereröffnet. Die Vergabe des Neubaus der Orgel im Innsbrucker Dom an den Konkurrenten Rieger Orgelbau führte zur Kündigung von vielen Mitarbeitern. Nach seinem Tod wurde die Firma im Namen der Kinder durch Franz Reinisch (III.) als Vormund unter Karl Reinisch’s Erben weitergeführt. Franz Reinisch (III.) (1878–1969) war ein ausgezeichneter Pfeifenmacher. Ab 1932 zunächst Geschäftsführer der Firma Karl Reinisch’s Erben, gründete er einen eigenen Betrieb, in dem jedoch nur eine einzige Orgel gebaut wurde. Sein Sohn Franz Reinisch (IV.) baute ebenfalls nur zwei Orgeln. Der jüngere Sohn Max Reinisch (1916–1993) war zunächst beim Vater als Orgelbauer tätig und arbeitete dann bei Dreher & Flamm in Salzburg, heiratete die Tochter von Max Dreher und führte diesen Betrieb unter Dreher & Reinisch weiter. Insgesamt waren vier Generationen der Familie Reinisch als Orgelbauer tätig, bis 1935 Johann Pirchner sen. (1900–1972), der seit 1918 als Orgelbauer im Betrieb gearbeitet hatte, die Leitung der Werkstätte übernahm. Nach wie vor trat aber das Unternehmen unter dem Namen Karl Reinisch’s Erben auf. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg war der Betrieb von Ende 1942 bis Juni 1945 geschlossen. Nach Kriegsende 1945 lauteten die Firmenschilder zunächst Reinisch-Pirchner und ab 1954 Johann Pirchner.[5] Ab 1950 wurden wieder mechanische Schleifladenorgeln gebaut, nachdem zwischen 1898 und 1942 die Instrumente mit pneumatischer und elektrischer Traktur versehen worden waren. Unter Johann Pirchners Leitung wurden ab 1945 mehr als 120 Orgeln gebaut. Ab 1962 wurde die Firma in die OHG Reinisch-Pirchner & Co. überführt. Im Jahr 1972 übergab Johann Pirchner den Betrieb an seinen Sohn Johann Pirchner jun. (* 28. April 1928; † 11. Dezember 2012).[6] Ab 1998 trat die Firma unter der Bezeichnung Orgelbau Pirchner auf. Ab 2003 leitete Martin Pirchner, Sohn von Johann Pirchner jun., den Betrieb.[7] Zuletzt wurde das Unternehmen als GmbH geführt und im Jahr 2016 als Firma gelöscht.[2] WerkeMan. = Manuale Reg. = Register P = Pedalklaviatur Franz Reinisch (I.) (1801–1888)
Franz Reinisch (II.) (1840–1921)
Karl Reinisch (II.) (1876–1932)
Karl Reinisch’s Erben (1932–1962)
Reinisch-Pirchner (1962–1998)
Orgelbau Pirchner (1998–2016)
WeblinksCommons: Orgelbau Pirchner – Sammlung von Bildern
Commons: Orgelbau Reinisch – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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